Hoher Markt: Es geht um die Wurst

Hoher Markt: Es geht um die Wurst
Davor braucht Schauspieler Alexander Pschill aber noch ein Eis.

Für Alexander Pschill ist süß links und salzig rechts. Zumindest seit diesem Frühjahr. Denn wenn Pschill und seine Theatergruppe nach einer Vorstellung von "Gefährliche Liebschaften" noch etwas essen wollten, dann pilgerten sie einfach vom Lugeck, wo sich die als Theater genutzte "Galerie Im Ersten" befindet, zum Hohen Markt. Und dort gibt es linker Hand die Gelateria und rechter Hand den Würstelstand.

Weil es diesmal noch Nachmittag, sonnig und heiß ist, zieht es Pschill zuerst zum Eisgeschäft. Hier bestellt der Neo-Regisseur und Schauspieler, der im Fernsehen einst bei "Kommissar Rex", dann bei "Janus" ermittelte, zwei Kugeln: Schokolade und Erdbeere. Ganz klassisch.

Hoher Markt: Es geht um die Wurst
Weniger traditionell war die Karriere von Gelateria-Besitzer Fabio De Prophetis. Der gebürtige Italiener hatte 1997, nach 20 Jahren als Bauingenieur, genug vom Bauwesen. Er wollte etwas Neues ausprobieren. Etwas ganz anderes. Durch Zufall erfuhr de Prophetis, dass das Lokal am Hohen Markt einen neuen Besitzer suchte – und wagte den Sprung ins Ungewisse. 19 Jahre, jede Menge Seminare und noch viel mehr neue Eissorten später ist die "Gelateria am Hohen Markt" nicht nur Erholungsort für Touristen nach einer Sightseeingtour, sondern auch für Einheimische nach einem langen Arbeitstag.

Seitenwechsel

Apropos Arbeit. Beim Stück "Gefährliche Liebschaften" arbeitete Alexander Pschill bereits zum zweiten Mal nicht als Schauspieler, sondern als Regisseur. Warum der Wechsel? "Ein guter Freund sagte einmal: Schauspielerei ist kein Job für Erwachsene. Und damit hat er auf gewisse Weise Recht. Irgendwann erkennt man, dass es doch ein recht seltsamer, egozentrischer Beruf ist", sagt Pschill und lacht. "Dann möchte man auch einmal etwas anderes ausprobieren. Das Naheliegendste ist, die Seiten zu wechseln."

Mittlerweile ist die Eisschale ausgeputzt. Die Sonne steht auch schon ein wenig tiefer. Der Magen knurrt leicht. Zeit für etwas Salziges. Also auf zum Würstelstand auf die andere Straßenseite. Der Stand wird übrigens nicht nur von den "Gefährliche Liebschaften"-Schauspielern geschätzt, sondern seit Jahrzehnten von Wienern im Allgemeinen gern aufgesucht, um sich des Nachts zu stärken. Hier bestellt sich Pschill ein Paar Frankfurter mit Semmel. Keine klassische Käsekrainer? "Das ging damals, als Jugendlicher nach dem Ausgehen. Jetzt schaffe ich das nur mehr selten."

Ende der Sommerpause

Seltener sind auch die Besuche am Hohen Markt geworden, seit die Aufführungen "Im Ersten" zu Ende sind. Das könnte sich bald wieder ändern. Kommende Wochen starten neue Proben nur ein paar Gassen weiter; in den Kammerspielen. In Michael Frayns "Der nackte Wahnsinn" steht Pschill wieder auf der Bühne. "Ich freue mich zwar unglaublich auf das Stück. Gleichzeitig habe ich aber eine gehörige Angst davor. Komödien sind schwieriger als ernste Stücke: Es gibt keine geschmackliche Grauzone, nur richtig und falsch. Wenn das Publikum nicht lacht, dann hast du verloren."

Daran wird vorerst noch nicht gedacht. Noch genießt Pschill den (kurzen) Rest der Sommerpause. Denn: "Laue Sommerabende in der Wiener Innenstadt haben etwas Eigenes, etwas ganz Feines."

Die Gelateria
Große Sortenvielfalt. Auch neue Kreationen wie Croccolino oder Mou-Mou (Erdnuss mit Caramel).
Preise
Mittelpreisig: 3 Kugeln Eis mit Schlagobers kosten 5,30€, ein Cappuccino (illy-Kaffee) 3,50€.
Würstelstand
Der Stand gilt als der beliebteste in Wien. Neben der Wurstauswahl soll das vor allem an dem großen Bierangebot liegen.
Preise
Käsekrainer mit Senf und Gebäck gibt es um 3,40€, die dazugehörende Ottakringer Dose um 2,60€.
Der Platz
Einer der ältesten Plätze der Stadt. Der Brunnen in der Mitte ist der Vermählung von Joseph und Maria
gewidmet.

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