Ein Fall für die "Kummer-Nummer"

Ein Fall für die "Kummer-Nummer"
Tausend Beamte in Österreich beraten vorbeugend – bei Einbruch, Gewalt oder Drogen.

Drei Mal waren die Einbrecher schon hier. Sie kamen monatlich vorbei. Jetzt reicht es Manuel Waldherr, Geschäftsführer des Bierheurigen Gangl im alten AKH in Wien. "Die Beute war nicht allzu hoch. Aber ständig die Schäden. Immer musst du was reparieren lassen. Das wird lästig." Zwei Mal kamen die Täter durch ein Fenster, zuletzt über eine Oberlichte. Beim jüngsten Besuch der Polizei drückte ein Beamter dem Lokalchef eine Telefonnummer in die Hand. Es war die von Thomas Schweizer. "Das ist die Kummernummer", scherzt der Beamte. Denn wer ihn kontaktiert, ist nicht selten Opfer eines Einbruchs geworden.

Mehr als die Hälfte der Präventionsmaßnahmen entfällt auf Eigentumsprävention, das geht aus dem aktuellen Bericht des Bundeskriminalamtes hervor. 19.906 Beratungen allein in dem Bereich fanden im Vorjahr statt – der Löwenanteil davon in der Bundeshauptstadt. "Kriminalprävention ist mir eines der wichtigsten Anliegen. Jede Tat, die verhindert werden kann, ist oft ein tragisches Schicksal weniger", sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.

Schwachstellen

Was dem Präventionsprofi beim Gangl auf den ersten Blick auffällt: "Die vielen Fenster." Und auch Gitter, die vor dem Fenster – das die Einbrecher gleich zwei Mal zum Einsteigen benutzt hatten – montiert wurden. "Aber ich kann ja nicht vor jedem Fenster Gitter machen. Da kommst dir ja vor wie im Häfn", seufzt der Gastronom.

Schweizer marschiert mit dem Heurigenbetreiber durchs Lokal. Das Duo ist auf der Suche nach Schwachstellen. Bei der Kontrolle der verglasten Eingangstüren attestiert der Polizist: "Durch dieses Glas kommt keiner." Und das ist wichtig. "In 80 Prozent kommen die Täter über die Türen." Und auch die montierten Kameraanlagen sieht er positiv. "Aber die Auflösung der Übertragung ist oft zu schwach."

Bei den Einbrüchen im Gangl nutzten die Kameras allerdings wenig. "Der eine hat gleich die Hand draufgehalten. Aber zumindest wissen wir, dass zwei Leute im Lokal waren." "Und vermutlich ein Dritter draußen, der Schmiere gestanden ist", weiß Schweizer aus Erfahrung. Eine Kamera für den Außenbereich? "Das ist nicht so einfach. Sobald wir in den öffentlichen Bereich kommen, muss die Datenschutzkommission zustimmen", gibt der Beamte zu bedenken.

Was Einbrecher verschreckt? Licht. Und darum hat der Lokalbetreiber bereits beim Hintereingang Bewegungsmelder mit Licht installieren lassen. "Aber die sind zu tief", sagt der Polizist.

Und er gibt weitere Tipps, worauf der Lokalbetreiber achten sollte: "Lassen Sie hier draußen keine Möbel oder Geräte stehen. Da können Einbrecher raufsteigen." Und sollte doch wieder ungebetener Besuch da sein: "Legen Sie ein Eigentumsverzeichnis an. Wenn die Polizei den Einbruch aufnimmt, können Sie die Gerätenummer weitergeben."

Eine Alarmanlage würde im Fall des Lokals Sinn machen. "Bewegungsmelder im Geschäft, Kontakte an den Fenstern", sagt Schweizer. "Mit stillem Alarm zur Polizei, damit man die dann auch erwischt?", fragt Waldherr. "Und einem akustischen zusätzlich. Eine Sirene für den Innenhof, eine für den Außenbereich." Die Investitionen in die Sicherheit kosten. "Je nach Art der Sicherung. Aber sicher mehrere Tausend Euro", erklärt Schweizer.

1000 Beamte kümmern sich bundesweit um das Thema Prävention. Im Vorjahr wurden 38.756 präventive Maßnahmen gesetzt. 385.013 Menschen wurden damit erreicht.

51 Prozent entfielen auf Eigentumsprävention – Schutz von Wohnungen und Häusern, vor Diebstählen und Überfällen.

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