Eigentümer fielen schon öfters negativ auf

Eigentümer fielen schon öfters negativ auf
Der Fall der "Pizzaria Anarchia" ist nur die Spitze des Eisbergs: Gegen die Besitzer des Hauses gab es bereits zahlreiche Beschwerden.

Mit einem neuen Hauseigentümer fing die Geschichte in der Mühlfeldgasse 12 an: 2011 hatte eine Immobilienfirma das Zinshaus im zweiten Bezirk gekauft; vermutlich für Spekulationsgeschäfte. 17 der damals 20 Mieter zogen aus – sie warfen dem neuen Eigentümer Mobbing vor. Die drei übrig gebliebenen Mieter blieben hartnäckig. Deshalb dürften die Eigentümer Ende 2011 die Punks ins Haus geladen haben. Und das zu besten Konditionen: Sie zahlten eine symbolische Monatsmiete über einen Euro.

Doch die Punks solidarisierten sich mit den Bewohnern. Im Sommer 2012 lief der Vertrag der Anarchos mit der Firma aus, eine Räumungsklage wurde eingebracht und ging bei Gericht durch. Der erste Versuch einer Räumung wenig später scheiterte aber am Widerstand der Bewohner. Seither ist das Haus besetzt.

Hinter der Firma stecken zwei Unternehmer, die in Wien über eine Vielzahl von Firmen mehrere Immobilien besitzen.

In vielen davon kam es in den vergangenen Jahren zu massiven Beschwerden der Mieter (siehe Bericht ganz unten). Etwa in einem Zinshaus in der Siebenbrunnengasse (5. Bezirk). Dort wurden die Bewohner vor zwei Jahren mit haltlosen Räumungsklagen drangsaliert. Mitten im Winter fehlten plötzlich die Gangfenster, Türen wurden mit Neonazi-Symbolen beschmiert, einzelne Wohnungen als Massenquartiere weitervermietet.

Ähnliche Zustände herrschten auch in einem Zinshaus in der Märzstraße (15. Bezirk). Insgesamt dokumentierte damals das Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) 16 Zinshäuser im Eigentum der beiden Geschäftsleute, in denen es zu massiven Problemen gekommen war.

Einen Anstieg derartiger Machenschaften kann man im Büro Ludwig nicht feststellen. "Wir versuchen jedenfalls, betroffenen Mietern jegliche Unterstützung zukommen zu lassen." Dazu gehöre etwa die Bereitstellung von Anwälten. Sollten fragwürdige Methoden von Eigentümern bekannt werden, würden die Behörden einschreiten, um so den Spekulanten auf die Finger zu klopfen, betont man im Büro Ludwig.

Die Causa um zwei Wiener Zinshaus-Besitzer zieht immer weitere Kreise. Mieter aus 16 Häusern fühlen sich von ihnen drangsaliert.

Weiter rätselhaft bleibt die Ursache des Großbrandes in der Heinestraße 12 (2. Bezirk) Anfang September. Wie berichtet, waren an dieser Adresse rund 30 rumänische Bettler in einem Massenquartier untergebracht. Doch während die Polizei noch fieberhaft nach der Brandursache sucht, treten brisante Details rund um die Eigentumsverhältnisse des Hauses zutage.

Keine Unbekannten: Immer wieder kommt es in den Zinshäusern der beiden Unternehmer zu massiven Beschwerden der Mieter – der KURIER berichtete zuletzt über drei Fälle.

Der Vorwurf der Bewohner: Mit wüsten Methoden wird versucht, die Altmieter aus dem Haus zu drängen, um die Gebäude zu sanieren und die Wohnungen gewinnbringend zu verkaufen.

"Die Vorkommnisse sind fast immer deckungsgleich", heißt es im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

Beispiel Brigittagasse 14 (20. Bezirk): Die Bewohner des Zinshauses haben unter Zuständen zu leiden, die frappant an jene in der Heinestraße erinnern. Zufälligerweise wurden auch hier in zwei Wohnungen Massenquartiere für rumänische Bettler eingerichtet. Im Haus stapelte sich der Müll, hinzu kam noch Ungezieferbefall, berichten Bewohner.

Mieter, die dennoch ausharren, wurden mit Kündigungsklagen eingedeckt. Diese seien aber "offensichtlich ungerechtfertigt", heißt es im Büro Ludwig.

Alles nur Zufälle? Schwer zu glauben angesichts der Zahl an Häusern im Besitz der beiden Geschäftsleute, aus denen ähnliche Pro­bleme bekannt sind. Betroffen sind nicht weniger als 16 Häuser. Die derzeitigen oder früheren Eigentümer waren für keine Stellung­nahme erreichbar.

Mieter in den Häusern beschweren sich über massive Belästigungen durch Bauarbeiten, unangekündigte Besuche durch die Eigentümer oder Mittelsmänner, unverhohlene Drohungen, bis hin zu Gebrechen in der Gas- und Wasserversorgung, die ewig nicht behoben werden.

Gegenmaßnahmen

Doch wie können sich Betroffene wehren? "Wichtig ist, dass sie sich überhaupt bei uns melden", heißt es im Büro Ludwig. Im Kampf gegen Drangsalierungen und ungerechtfertigte Kündigungsklagen gibt es Unterstützung aus dem Rechtshilfe-Fonds. "Die meisten Fälle werden erfolgreich abgeschlossen." Nachsatz: "Natürlich brauchen die Mieter einen langen Atem."

Oft würden aber die Eigentümer klein beigeben, wenn man versucht, sie auf dem rechtlichen Weg zu zermürben.

Schwieriger gestaltet sich der Umgang mit Bettler-Massenquartieren. "Immer wieder haben wir es mit Gruppen rumänischer Bettler zu tun", heißt es im Büro für Sofortmaßnahmen, dessen Mitarbeiter auch in der Heinestraße vor Ort waren. "Per Gesetz gibt es keine Möglichkeit, dagegen einzuschreiten. Es sei denn, es ist Gefahr im Verzug." In Kooperation mit den Behörden aus den Heimatländern versucht man allerdings, an die Hintermänner zu gelangen.

Eigentümer fielen schon öfters negativ auf

Rund 260 Euro für knapp 68 Quadratmeter in Gürtelnähe, das Ganze in unbefristeter Miete. Eigentlich eine ideale Wohnung für eine Kleinfamilie. Das dachte sich auch Werner T. ( Name geändert ), als er mit seiner Frau und seiner Tochter 1997 in das Zinshaus in der Märzstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk einzog.

"Doch seit im Sommer 2010 unser Haus in den Besitz einer neuen Firma geriet, herrscht hier Krieg", sagt T. "Sie versucht auf Biegen und Brechen, die Altmieter loszuwerden." Eine Firma, in deren Häusern es immer wieder zu ähnlichen Beschwerden kommt (der KURIER berichtete).

Zunächst wollte man T. mit einem Ablöse-Angebot zu einem Auszug bewegen. "Nachdem ich es abgelehnt habe, sind Vertreter der Firma zusehends forscher aufgetreten." T. erzählt von unangemeldeten Besuchen der Eigentümer in seiner Wohnung. Mitten im Winter floss tagelang kein Wasser, ohne dass sich die Hausverwaltung darum kümmerte. Hinzu kam massive Staub- und Schmutzbelastung durch Umbauarbeiten.

Im Juli flatterte T. schließlich eine Räumungsklage ins Haus: Die Vorwürfe: Rücksichtsloses Verhalten den anderen Mietern gegenüber und nicht genehmigte Bauarbeiten in der Wohnung. "Das ist alles frei erfunden", sagt T. "Die Dusche etwa gab es schon vor meinem Einzug. Am unglaublichsten ist aber die Unterstellung, ich hätte dem Eigentümer mit der russischen Mafia gedroht."

Im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig ist man mit dem Fall betraut. "Auf die Mieter wird massiver Absiedlungsdruck ausgeübt. Es gab unter anderem Kündigungsklagen mit nicht nachvollziehbaren Begründungen." Zudem seien im Haus nicht genehmigte Umbauarbeiten erfolgt.

"Dem Mieter geht es doch nur ums Geld. Aber soll der Richter in dieser Angelegenheit entscheiden", sagt ein Vertreter der Firma. Nachsatz: Bisher habe man vor Gericht immer eine gute Erfolgsquote gehabt.

Wüste Szenen

Vor Gericht könnte auch der Konflikt im Haus in der Mühlfeldgasse (Leopoldstadt) landen. Dort quartierten die Eigentümer Punks ein, um – so der Vorwurf der Altmieter – die letzten angestammten Bewohner zu vertreiben. Die Punks solidarisierten sich allerdings mit den Altmietern. Vor Kurzem kam es zum Eklat, als Bauarbeiter im Auftrag der Eigentümer und die von den Punks bewohnten Räumlichkeiten zuzumauern versuchten.

Für KPÖ-Bezirksrat Josef Iraschko handelte es sich um einen eigenmächtigen Delogierungsversuch ohne behördliche Grundlage. Er brachte eine Nötigungsanzeige sowie eine Sachverhaltsdarstellung ein.

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