Detektiv wegen Verleumdung vor Gericht

Der Kaufhaus-Detektiv bezichtigte in einem Supermarkt am Praterstern eine Frau des Ladendiebstahls.

Dass er eine Kundin in einer stark frequentierten Supermarkt-Filiale am Wiener Praterstern beim Verlassen des Geschäfts angehalten, als Ladendiebin verdächtigt und behauptet hatte, er habe eine in ihrer Handtasche befindliche Kekspackung zuvor im Geschäft in der Hand der Frau gesehen, hatte für einen Detektiv unangenehme Folgen. Er musste sich am Mittwoch wegen Verleumdung und Falschaussage im Straflandesgericht verantworten.

Umstrittene Kekspackung

Wie sich nämlich anhand der Chargennummer feststellen ließ, war die umstrittene Kekspackung in einer in Wien-Liesing gelegenen Zweigstelle einer ganz anderen Supermarkt-Kette verkauft worden.

Zu dem Zwischenfall war es am 28. April 2013 gekommen, als die 38-jährige Frau in Begleitung ihres kleinen Sohnes auf einen Sprung in die Filiale am Praterstern eilte. Sie wollte sich eine Flasche Cola und ihrem Sohn Schokolade kaufen. Ein Detektiv beobachtete, wie sie mit der Flasche und der Schokolade Richtung Kassa eilte, diese dann jedoch ohne zu zahlen passierte und das Geschäft durch den Eingang verlassen wollte. Er gab einem dort postierten Kollegen ein Zeichen, die Frau wurde angehalten.

Dem Detektiv war aber offenbar entgangen, dass die Verdächtige die Waren bereits vor dem Kassa-Bereich in einem Verkaufskorb abgelegt hatte. "Aufgrund der Menschenmassen an der Kassa habe ich mich entschieden, die Filiale zu verlassen. Ich gebe zu, es war nicht höflich, die Sachen einfach abzulegen", deponierte die Frau nun im Zeugenstand.

Taschenkontrolle

Mittlerweile vier auf den Plan getretene Detektive - der ursprüngliche Einschreiter hatte für Verstärkung gesorgt - bestanden allerdings auf einer Taschenkontrolle. Als dabei weder Cola noch Schokolade, dafür aber eine ungeöffnete Butterkeks-Packung zutage kam, behauptete der Angeklagte, er habe gesehen, wie die Frau diese in der Süßigkeiten-Abteilung in der Hand gehabt und dann offenbar eingesteckt habe.

Die Polizei wurde gerufen. Die vermeintliche Diebin versicherte den Beamten, sie habe die Kekse in der Nähe ihrer Wohnung am anderen Ende der Stadt gekauft. Diese Darstellung deckte sich mit den Ermittlungsergebnissen, worauf der Detektiv Probleme bekam: Ein Strafverfahren wurde eingeleitet, er ist auch nicht mehr am Praterstern tätig.

Vor Richter Christian Gneist blieb er dabei: Er habe die Frau mit den Keksen in der Hand in der Filiale wahrgenommen. Er habe die Zeugin niemals des Diebstahls beschuldigt, sondern nur auf einer Taschenkontrolle bestanden. Im Übrigen habe er "Stress gehabt": In der betreffenden Filiale habe er pro Tag immerhin 15 bis 20 "Langfinger" aus dem Verkehr gezogen.

Die Verhandlung wurde zur ergänzenden Beweisaufnahme auf unbestimmte Zeit vertagt.

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