Das Sicherheitsleck ist geschlossen

Für alle Mitarbeiter gilt: Zutritt zum Sicherheitsbereich nur mehr nach Handscan.
Tausende Beschäftigte kommen nur noch nach Handflächen-Scan in den Transitbereich.

"Legen Sie die Hand auf den Scanner und folgen Sie den Anweisungen", erklärt der Sicherheitsmitarbeiter. Wie jeder einzelne der mehreren Tausend Mitarbeiter am Flughafen Wien-Schwechat müssen auch Besucher, die in den Transitbereich wollen, seit dieser Woche die neuen biometrische Zugangskontrolle am Airport durchlaufen.

Der Flughafen hat damit ein grobes Sicherheitsleck ausgemerzt, das Anfang Juni durch einen Bericht des KURIER an die Öffentlichkeit gelangt ist. Mitarbeiter privater Firmen, die am Flughafen tätig sind, haben mit Hilfe ihrer elektronischen Zugangskarten einen Schlepperring aufgezogen und sri-lankische Flüchtlinge an Bord von AUA-Maschinen geschmuggelt.

Dem wurde mit einem neuen Sicherheitssystem nun ein Riegel vorgeschoben. Jeder Mitarbeiter – von der Reinigungskraft, über den Kellner bis hin zu den Stewardessen und Piloten – hat ab sofort nur mehr nach einem Handflächen-Scan Zutritt zum Sicherheitsbereich des Airports.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen weltweit massiv verschärft. Daher war das internationale Interesse nach dem Auffliegen der Schlepper-Affäre groß. Nachdem mittlerweile bekannt ist, wie die Kriminellen die Sicherheitsvorkehrungen aushebeln konnten, haben die Verantwortlichen ihre Lehren daraus gezogen: "Ganz unabhängig davon haben wir schon vor langer Zeit die Einführung von biometrischen Zutrittskontrollen geplant. Die technischen Anlagen wurden bereits vergangenes Jahr eingerichtet. Allerdings haben die datenschutzrechtlichen Angelegenheiten länger gedauert", erklärt Flughafen-Sprecher Peter Kleemann.

Langes Prozedere

Bevor das System am 15. Juni in Betrieb ging, mussten sich alle Zutrittsberechtigten in den vergangenen Monaten registrieren. Wie, das wurde dem KURIER beim Lokalaugenschein demonstriert. Zur Registrierung werden beide Handflächen je drei Mal gescannt, ein Passbild für das Computersystem erstellt und eine elektronische Zutrittskarte ausgehändigt.

Nur für Besitzer einer gültige Karte öffnen sich die Eingangstüren zu den Sicherheitsschleusen. Kleemann: "Neu ist, dass man in jeder Schleuse den Handflächen-Scan passieren muss. Jeder Mensch hat eine einzigartige Handvenen-Struktur. Wenn die Daten nicht übereinstimmen, gibt es kein Weiterkommen und es wird Alarm ausgelöst". Wer diese Zutrittshürde gemeistert hat, muss wie auch jeder Passagier durch die bekannte Sicherheitskontrolle.

Sprengstoff

Dabei wird jeder Mitarbeiter auf gefährliche oder verbotene Gegenstände, Sprengstoff und nicht erlaubte Flüssigkeiten kontrolliert. "Das war auch damals bei den geschleppten Personen so. Niemand ist ins Flugzeug gekommen, ohne die Sicherheitsstraße zu durchlaufen", sagt der Flughafen-Sprecher.

Als Konsequenz aus der Schlepper-Affäre hat der Flughafen eine Arbeitsgruppe mit den wichtigsten Partnern wie Fluglinien, Security-Firmen und der Polizei eingerichtet. Um weiteren Missbrauch zu verhindern, sollen die neuen Zutrittsbestimmungen laufend evaluiert und verbessert werden, damit so ein Sicherheitsleck nicht noch einmal passiert.

22,5 Millionen Flugpassagiere wurden im vergangenen Jahr am Flughafen Schwechat abgefertigt. Für Reisende ändert sich nach dem Bekanntwerden der Schlepper-Affäre vorerst nichts an den Sicherheitskontrollen. "Bevor Passagiere in den Transitbereich des Flughafens kommen, müssen sie mehrere Kontrollen durchlaufen", erklärt Flughafen-Sprecher Peter Kleemann.

Der Erste ist die Bordkarten-Kontrolle. Nur mit einem gültigen Flugticket gelangen Reisende zur Pass- und Grenzkontrolle für Flüge außerhalb des Schengen-Raumes. Als Nächstes steht der Sicherheitscheck auf dem Programm, wo Flugpassagiere auf Waffen und verbotene Gegenstände kontrolliert werden. Insgesamt werden in der Sicherheitsstraße pro Jahr rund 40.000 Gegenstände sichergestellt, die nicht ins Flugzeug mitgenommen werden dürfen. "Zu 90 Prozent sind das aber alltägliche Dinge", so Kleemann. Beispielsweise zu lange Nagelfeilen, Scheren oder zu große Flüssigkeitsbehälter. Dazu bietet der Flughafen Wien auch ein kostenpflichtiges Nachsende-Service, bei dem sich Passagiere abgenommene Gegenstände per Post nachschicken lassen können.

Vereinzelt gibt es aber auch Besorgnis erregende Funde. Im Herbst 2014 entdeckte das Sicherheitspersonal bei einem Fluggast ein Messer, das in einer umgebauten Computerfestplatte versteckt war. Um die weiteren Erhebungen kümmerte sich die Flughafenpolizei.

Kinderangebote

Nachdem gerade zur Hauptreisezeit im Sommer viele Familien auf Urlaub fliegen, "versuchen wir ständig die Serviceleistungen speziell für kleine Kindern zu verbessern", erklärt Flughafen-Vorstand Günther Ofner.

Dazu zählt eine eigene Sicherheits-Kontrollstraße für Familien. "Mit Kindern dauert die Kontrolle oft etwas länger. Daher werden die Familien selektiert, damit es beispielsweise für Geschäftsreisende keine längeren Wartezeiten gibt und der Stressfaktor für alle reduziert wird", so Kleemann. Zu den Angeboten zählt auch ein Familienservice-Schalter, bei dem kostenlos Kinderwägen ausgeliehen werden können. Der Buggy steht während der gesamten Zeit bis zum Abflug zur Verfügung und wird am Gate einfach zurückgelassen.

Um die Zeit vor dem Abflug zu verkürzen, wurde für Kinder im Terminal 3 ein Indoor-Spielplatz mit Rutschen, Kletterwänden und Labyrinth gebaut. In den Gatebereichen "F" und "G" befinden sich außerdem TV-Spielstationen für Kids.

Auch für die Anreise zum Flughafen gibt es entsprechende Familienangebote: Im City Airport Train (CAT) fahren Kinder unter 15 Jahren kostenlos.

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