Arm abgetrennt: Ermittlungen gegen Wakeboardlift-Betreiber
Nach dem Unfall mit einem Wakeboard-Lift an der Neuen Donau in Wien-Donaustadt, bei dem einer 41 Jahre alten Frau Sonntagmittag der Unterarm abgetrennt worden ist (der KURIER hat berichtet), ermittelt die Polizei gegen den Liftbetreiber wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Die Einvernahme mit dem Opfer im Spital ist zudem noch ausständig, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Beamten hätten die Frau am Dienstagvormittag zwar kurz befragen können. Allerdings habe der Gesundheitszustand der 41-Jährigen keine Einvernahme erlaubt. Diese ist nun für Donnerstag geplant.
"Verkettung unglücklicher Zufälle"
Am Tag nach dem verheerenden Unfall herrscht am Wakeboard-Lift an der Neuen Donau in Wien Normalbetrieb. Die Wakeboarder ziehen ihre Runden übers Wasser und lassen sich, wie es scheint, weder vom Nieselregen noch von dem tragischen Unfall am Sonntag abschrecken.
Wie berichtet, wurde einer 41-jährigen Ärztin aus Wien Sonntagmittag bei der Fahrt mit dem Wakeboard-Lift der rechte Unterarm zwischen Ellbogen und Handgelenk abgetrennt. Die Frau liegt schwer verletzt im AKH.
Seit Montagfrüh überprüfen Sachverständige der zuständigen MA 45 die Liftanlage. Diese wurde zuletzt zu Saisonbeginn behördlich überprüft. Laut Polizei liegt gegen den Betreiber des Liftes eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung vor. „Gegen ihn gibt es derzeit aber keine Verdachtsmomente“, sagt Polizei-Sprecher Thomas Keiblinger.
Gefährliches TurnenDer Unfall auf der Neuen Donau ist einer von Tausenden Sport- und Freizeitunfällen, die jährlich in Österreich passieren. 2014 kam es laut der Freizeitunfall-Statistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zu 199.100 Sportunfällen, die im Spital endeten (siehe Grafik unten).
Erstaunlich dabei: Mehr als zwei Drittel, nämlich 142.200 Unfälle, betreffen mittlerweile den Sommersport. Während die Zahl der Unfälle beim Schwimmen, Tauchen und Springen aber zurückgeht (von 2010 bis 2014 um 10,8 Prozent), steigt jene der Turn- und Gymnastik-Unfälle an – um 35,7 Prozent. Das ist der höchste Wert in der Statistik des KfV. Gleich danach folgen die Unfälle beim Wandern und Bergsteigen. Die Zahl ist im Vergleich mit dem Jahr 2010 um 34,7 Prozent gestiegen.
Auch Skateboarden ist nicht ungefährlich. 2014 gab es um 15,3 Prozent mehr Unfälle als 2010. Gefährlichster Ballsport ist noch immer Fußball mit 37.200 Unfällen im vergangenen Jahr. Unfälle bei sogenannten „anderen Sportarten“, also jene, die nicht in die angeführten Rubriken fallen, sind von 2010 bis 2014 um 10,8 Prozent gestiegen.
Alexander Meznik, Unfallchirurg am UKH Meidling, ist immer wieder mit Patienten konfrontiert, die bei Trendsportarten schwer verunglücken. So schwere Verletzungen wie jene der 41-Jährigen aus Wien seien aber „extrem selten“.
Unachtsamkeit
Dass die Zahl der Freizeitunfälle im Vergleich zu Arbeits- und Verkehrsunfällen steigt, erklärt Meznik so: „Dort passt man weniger auf. In der Arbeit gibt es das Arbeitsinspektorat, im Auto Gurt und Airbag, die für Sicherheit sorgen“, sagt Meznik. Und: „Es besteht zunehmend Interesse der Menschen, sich in ihrer Freizeit sportlich zu betätigen.“ Das sieht auch der Sportsoziologe Otmar Weiß so (siehe Interview unten). Hinzu komme der Boom an Trendsportarten wie Kiten, Surfen oder Wakeboarden. Gemein sei diesen das Risiko, das ihre Ausübung mit sich bringt: „Das sind gefährliche Sportarten“, sagt Weiß.
Laut einer internen Erhebung der Uniqa-Versicherung aus dem Jahr 2014 sind die bei Unfällen am häufigsten verletzten Körperteile Beine (35 Prozent), Hände (22 Prozent) und Arme (16 Prozent).
Im Fall der 41-jährigen Ärztin aus Wien ist indes noch immer nicht klar, wie der Unfall passierte. Aufschluss darüber kann laut Polizei nur die Verletzte selbst gelben – sie ist aber noch nicht vernehmungsfähig, Zeugen gebe es bisher keine. Allerdings steht jetzt fest, dass der Liftwart an der Neuen Donau erst von einem Besucher auf den Unfall aufmerksam gemacht wurde. „Der Liftwart hat dann aber schnell reagiert und war binnen einer Minute bei der verletzten Frau“, sagt Rudolf Fußi, der die Krisen-PR für den Betreiber des Wakeboard-Liftes macht. Es gebe auch keinerlei Anzeichen für technische Mängel.
Die 41-jährige Ärztin hatte vor dem Unfall einen zweieinhalbstündigen Einführungskurs absolviert und war Besitzerin einer Monatskarte für den Wakeboard-Lift.
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