AKH: Halbierung der OP-Kapazitäten droht

Seit Jänner wurden im AKH bereits 300 Operationen verschoben
Notbetrieb wegen Personalmangels.

Dem AKH droht wegen der Verkürzung der Ärzte-Arbeitszeiten ab Mai eine dramatische Reduktion der Patientenversorgung. Davor warnt zumindest ein Chirurg in einem Schreiben, das auch dem KURIER zugespielt wurde.

Demnach drohe ein Notbetrieb in den OP-Sälen. Wegen Ärztemangels müsste die Zahl der Eingriffe auf die Hälfte reduziert werden. "Wir haben seit 1. Jänner trotz aller Bemühungen, die Versorgung aufrecht zu erhalten, bereits 300 Operationen verschieben müssen", schreibt der Arzt. Wenn die wöchentliche Arbeitszeit "überfallsartig" auf 48 Stunden verkürzt wird, "gibt es in unserem Haus statt 40.000 nur noch 20.000 Operationen pro Jahr. Das wäre medizinisch, menschlich und ethisch ein Desaster", warnt der Mediziner, der aus Angst vor einem Disziplinarverfahren anonym bleiben will.

Kritik am Rektor

Scharfe Kritik übt der Verfasser an MedUni-Rektor Wolfgang Schütz, der zuletzt den Abteilungsleitern einen Maulkorb verpasst hatte (der KURIER berichtete). "Diese dürfen die Öffentlichkeit nicht über die Versorgungsnotstände im AKH informieren, obwohl eindeutig Gefahr im Verzug ist." Dabei trage Schütz Mitverantwortung an der erwartbaren Versorgungsmisere. Er beharre auf einer maximalen Arbeitszeit von 48 Stunden und setze sich nicht für zusätzliche Dienstposten ein.

Seit Monaten ringen Rektorat und Ärzte-Personalvertreter um die Umsetzung der neuen Arbeitszeit-Regelung. Seit Jänner dürfen Spitalsärzte nur mehr durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten. Es sei denn, sie erklären sich freiwillig dazu bereit, im Rahmen einer mehrjährigen Übergangsfrist 60 Stunden zu arbeiten.

Angebot abgelehnt

Montag legte das Rektorat dem Betriebsrat ein Angebot vor, das dieser aber vorerst ablehnt. Geht es nach dem Dienstgeber, sollen schon im Juli 2016 alle Ärzte nur noch 48 Stunden arbeiten. "Das ist unrealistisch", sagt Betriebsrat Martin Andreas. "Es würden dabei nur 36 Stunden für die Patientenversorgung bleiben, weil zwölf Stunden für Forschung und Lehre notwendig sind."

Auch mit der vom Rektorat angebotenen Erhöhung des Grundgehalts von 15 bis 25 Prozent sei man nicht zufrieden, da die Einkommenseinbußen wegen der verkürzten Arbeitszeit dadurch nicht ausgeglichen würden.

Der Betriebsrat will im März alle AKH-Ärzte über das Angebot des Rektorats entscheiden lassen. In einer Betriebsversammlung am kommenden Mittwoch wird er die Belegschaft über diesen Vorschlag informieren und darüber abstimmen lassen. Das Rektorat bedauert indes, dass die Ärzte sein Angebot nicht angenommen haben. Man sei aber weiterhin gesprächsbereit.

Kommentare