"Keine Religion schreibt einem vor, ein Arschloch zu sein"

Der 28 Jahre alte Israeli Shahak Shapira im jüdischen Museum in Berlin
"Der deutscheste Jude der Welt". Shahak Shapira, 28, schreibt über sein Leben. "Rassismus ist immer dumm, egal gegen wen".

Shahak Shapira wurde in der Neujahrsnacht 2015 in der Berliner U-Bahn niedergeschlagen, weil er es sich nicht gefallen ließ, dass in der U-Bahn "Fuck Israel" und "Fuck Juden" gegrölt wurde. Nur einer der sieben Gewalttäter wurde verurteilt. Für den Richter stand es Aussage gegen Aussage.

Der 28-jährige Shahak (gesprochen Schach-Hack) Shapira ist Berliner, Israeli und Jude. Seit dem Vorfall ist er bekannt. Er kämpft gegen Klischees, will sich von niemandem vereinnahmen lassen und schreibt in seinem neuen Buch: "Keine Religion dieser Welt schreibt einem vor, ein Arschloch zu sein."

Der Buchtitel: "Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen. Wie ich der deutscheste Jude der Welt wurde". Diese lesenswerte Autobiografie gibt tolle Einblicke in das jüdische, säkulare Leben in Berlin. Shapira sieht sich nicht unbedingt vom Zentralrat der Juden vertreten. Er ist moderner.

Mit 14 Jahren kam Shahak mit seiner Mutter und deren Freund nach Deutschland. Über seinen Vater in Israel verliert er kein gutes Wort, er nennt ihn nur den Erzeuger oder den geizigen Egomanen. Beschimpfungen wie "Judenschwein " hörte Shahak in Sachsen-Anhalt als Jugendlicher oft.

Heute lebt er in Berlin und arbeitet als Kreativdirektor in der Werbung und als Musiker und DJ.

Shapiras Botschaft ist klar: Gegenüber seiner Heimat Israel, die er liebt und in der U-Bahn verteidigt hat, ist er kritisch – "vor allem in den letzten Jahren unter der aktuellen Regierung". Er wolle nicht, dass sein Heimatland zugrunde gehe und dass die Nachbarn es hassten.

Chance auf Hummus

In Deutschland sieht er währenddessen die Flüchtlinge aus Nahost als Chance "für ein besseres Verhältnis zwischen Juden und Muslimen". "Und vor allem die Chance auf unglaublich guten Humus in diesem Land – da gewinnen wirklich alle."

Seine Familiengeschichte ist bemerkenswert und äußerst grausam: Der Opa mütterlicherseits überlebte den Holocaust als kleiner Bub, weil ihn Christen in Polen bei sich versteckt hatten. Der Opa väterlicherseits war der israelische Leichtathletiktrainer Amitzur Shapira. Er wurde 1972 von palästinensischen Terroristen bei den Olympischen Spielen in München ermordet.

Shahak Shapira ist gerne in Deutschland, so wie rund 11.000 junge Israelis, die in Berlin eine coole Stadt sehen.

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