Zwei Erdbeben in der Steiermark

Zwei Erdbeben in der Steiermark
Das erste Beben erreichte eine Stärke von 3,4 auf der Richterskala, das zweite eine Stärke von 4,0.

Zwei Erdbeben der Stärke 3,4 und 4,0 nach Richter haben am Donnerstag kurz vor 17.00 Uhr die Bewohner in großen Teilen der Steiermark aufschrecken lassen. Die Erschütterung hatte ihr Epizentrum laut Landeswarnzentrale (LWZ) in Kindberg (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag). Ein Erdbeben mit einer Magnitude von 4,0 oder höher passiere im Schnitt nur etwa alle zehn Jahre in der Steiermark.

Innerhalb der ersten Stunde nach dem Beben riefen rund 60 besorgte Steirer bei der LWZ sowie rund 260 bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) an. Harald Zach, diensthabender Disponent bei der LWZ, sprach auch von ersten Schadensmeldungen: "Vier Anrufer meldeten Risse im Mauerwerk." Haarrisse im Verputz seien bei dieser Erdbebenstärke auch zu erwarten, so der Experte.

Beben auch in Wien spürbar

Das erste der beiden Beben wurde um 16.55 Uhr mit einer bereits für Österreich eher hohen Stärke von 3,4 auf der Richterskala gemessen. Nur vier Minuten später, um 16.59 Uhr bebte die Erde in der Mur-Mürzfurche erneut und zwar mit 4,0. Die Erschütterungen seien in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern und damit bis nach Frohnleiten nördlich von Graz für die Bewohner spürbar gewesen, sagte Zach. Entsprechend zahlreich waren auch die Anrufe besorgter Steirer. Sogar in Wien wurde das Beben wahrgenommen.

Erst im Februar und im März hatte es in der Steiermark gebebt: am 3. März nordwestlich von Judenburg mit einer Magnitude von 2,3 und am 3. Februar im Raum Hartberg mit einer Stärke von 2,8 nach Richter.

Der Österreichische Erdbebendienst ersucht die Bevölkerung, das Wahrnehmungsformular auf der Homepage des ZAMG auszufüllen oder schriftliche Meldungen an den Österreichischer Erdbebendienst, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Hohe Warte 38, 1190 Wien zu senden. Das Porto zahlt der Empfänger. Auch ein Fax an 01 368 66 21 ist möglich.

Schwere Erdbeben sind in Österreich bisher kaum aufgetreten. Die stärksten Erdstöße wurden laut Rekonstruktionen der ZAMG im Jahr 1201 mit einer Magnitude von 6,1 (nach Richter) und mit dem Epizentrum Katschberg in Kärnten verzeichnet. 1972 wurde in Niederösterreich eine Stärke von 5,3 erreicht.

Das Epizentrum am 16. April 1972 lag in der Buckligen Welt, in Seebenstein, doch die Erschütterungen waren bis Wien zu spüren, wo es als stärkstes Beben des 20. Jahrhunderts galt. Verletzt wurde niemand, aber es kam zu Sachschaden: In Guntramsdorf und in Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein, zwei Eisenkreuze fielen von den Türmen der Kirche.

In Katzelsdorf brach eine Statue vom Kirchturm ab, auch die Kirche in Seebenstein erlitt beträchtlichen Sachschaden. In Wiener Neustadt musste die Bundesstraße stundenlang gesperrt werden, weil man mit der Beseitigung von Gebäudetrümmern beschäftigt war. Im Dom fielen während des Gottesdienstes Mauerteile herab, parkende Autos wurden durch Bauteile beschädigt.

In Wien dauerten die stärksten Bodenbewegungen fünf Sekunden. Leonard Bernstein, der gerade ansetzte, Mahlers Fünfte im Musikvereinssaal zu dirigieren, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Dennoch musste die Feuerwehr Hunderte Male ausrücken, um eingestürzte Rauchfänge und herabgefallene Dachziegel zu beseitigen. Zwanzig Meter der Balustrade an der Universität Wien stürzten ebenfalls in die Tiefe.

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