Zahnärzte behandeln nicht HIV-Infizierte

HIV-Infizierte erhalten keinen Termin, beanstandet die Aids-Hilfe.
Aids-Hilfe schlägt Alarm.

"Viele Zahnärzte in Kärnten verweigern die Behandlung von HIV-Infizierten." Mit dieser im ORF veröffentlichten Aussage sorgte Günther Nagele, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Kärnten, am Dienstag für Aufsehen. Karl Anton Rezac, Präsident der Kärntner Zahnärztekammer, weist die Behauptungen allerdings entschieden zurück.

"Wenn sich ein HIV-Infizierter bei einem Kärntner Zahnarzt meldet, bekommt er in den meisten Fällen überhaupt keinen Termin", sagt Nagele im KURIER-Gespräch. Bei keiner anderen Ärztegruppe sei dieses Problem so akut wie bei den Zahnspezialisten. Daher gebe es nur einen einzigen Kärntner Zahnarzt, den man HIV-Infizierten empfehlen könne.

Bei einer Umfrage der Aids-Hilfe hätten viele Zahnärzte angekreuzt, dass die nötigen Hygienemaßnahmen nicht vorhanden seien. Das weise auf ein eklatantes Informationsdefizit hin, betont Nagele.

"In Wahrheit sind bei der Behandlung von HIV-Infizierten keinerlei gesonderte Hygienevorschriften erforderlich", sagt er. Das bestätigt Zahnärztepräsident Rezac: "Wir sterilisieren und desinfizieren unser Besteck und behandeln alle Patienten gleich. Es kann natürlich sein, dass in einzelnen Fällen Berührungsängste mit HIV-Infizierten bestehen. Dass in Kärnten jemals die Behandlung eines HIV-Patienten verweigert wurde, ist mir nicht bekannt", sagt er. Rezac verweist in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass das Virus auf andere Patienten nicht übertragen werden könne. Insgesamt sei die Möglichkeit, sich mit Hepatitis C anzustecken, weit höher als beim HIV-Virus.

Gratis-Bluttests

250 Menschen sind offiziell als HIV-Infizierte in Kärnten gemeldet. 25 bis 40 Prozent, so schätzt man, wissen aber gar nicht, dass sie das Virus in sich tragen. Deshalb ruft die Aids-Hilfe in dieser Woche zum Testen auf. Bluttests werden in Kärnten noch bis Freitag bei praktischen Ärzten kostenlos durchgeführt. Wer sich bei der Aids-Hilfe testen lasse, bekomme am nächsten Tag den Befund, informiert Nagele.

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