Alle gegen einen, der gar nicht kandidiert

Bernd Stechauner, Erwin Baumann, Peter Weidinger, Sabina Schautzer und Ferdinand Truppe (v.l.). machen gemeinsam gegen Helmut Manzenreiter mobil
Kritiker schießen sich ausgerechnet auf den scheidenden Villacher Stadtchef Manzenreiter ein.

Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am 1. März in Kärnten sorgen für eine skurrile Story: In Villach lautet das Motto "Alle gegen einen" – in diesem Fall gegen Bürgermeister Helmut Manzenreiter (SPÖ). Und das, obwohl dieser gar nicht zur Wiederwahl antritt.

So viel Kritik wie am gestrigen Donnerstag erntete das 68-Jährige Stadtoberhaupt in seiner 28-jährigen Amtszeit selten. Mit einem Wählervertrauen von 57 Prozent bei der Bürgermeisterwahl 2009 gesegnet, ließ es sich komfortabel regieren.

Doch jetzt, kurz vor der Polit-Pension, reiten die Gegner Attacken: der erste Vorwurf hängt mit dem heutigen Freitag zusammen, an dem die Kärntner im Rahmen der "Vorwahl" bereits zur Urne schreiten können. Just diesen 20. Februar hat jedoch Manzenreiter zu einem "Tag der offenen Tür des Bürgermeisters" ausgerufen. Sein Büro wie auch das Wahllokal sind im Villacher Rathaus angesiedelt. Ein Zufall?

Die Opposition spricht von einer "Abschiedsparty" und befürchtet kollektiv, dass Manzenreiter sein Event zur Wahlwerbung für Nachfolger Günther Albel (SPÖ) nutzen könnte. "Blödsinn. Die Wähler können sich von mir verabschieden. Aber das ist keine Party", kontert Manzenreiter.

"20 Meter rund um das Wahllokal werden wir Werbemaßnahmen untersagen", gibt Günther Ofenbauer von der Villacher Wahlbehörde bekannt.

Brief an alle Haushalte

Für Empörung sorgt auch ein Brief des Bürgermeisters, der an rund 35.000 Villacher Haushalte verschickt wurde. Darin heißt es: "Mit ruhigem Gewissen kann ich Ihnen Günther Albel als meinen Nachfolger empfehlen." Unterschrieben hat Manzenreiter den Brief in seiner Funktion als Bürgermeister, im Briefkopf steht "Der Bürgermeister der Stadt Villach". Die Kandidaten auf den Chefsessel, Erwin Baumann (FPÖ), Peter Weidinger (ÖVP), Sabina Schautzer (Grüne), Bernd Stechauner (NEOS) und Ferdinand Truppe (BZÖ) eint gewöhnlich wenig. In diesem Fall sprechen sie aber wie aus einem Mund von "Amtsanmaßung", kündigen rechtliche Schritte an und illustrierten Ihren Protest mit einem gemeinsamen Foto.

"Das ist kein Bürgermeister-Papier, es fehlen Siegel und Logo. Bezahlt wurde der Postwurf aus dem Wahlkampfbudget der SPÖ Villach", sagt Manzenreiter. Und Albel: "Die Nerven bei den Mitbewerbern liegen wegen meiner Umfragewerte (OGM weist Albel bei der Bürgermeisterwahl mit 57 Prozent aus) blank."

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