Verwirrspiel um Entschädigung

Kinderarzt Franz Wurst wurde wegen sexueller Nötigung von zahlreichen minderjährigen Patienten verurteilt.
Landesgelder für Missbrauchsopfer fließen nicht. Zahlungsstopp als Argument.

Sie waren Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch. Aus diesem Grund hat die Unabhängige Opferschutzkommission Kärnten einem Dutzend Betroffenen am 13. Mai 2015 finanzielle Entschädigungen zuerkannt. Seitdem herrscht ein Verwirrspiel, wann die Summen ausbezahlt werden.

Ein Opfer hat sich nun an den KURIER gewandt, weil er von den offiziellen Stellen in Kärnten – dem Land, der Kinder- und Jugend-Anwaltschaft (KIJA) als Ombudsstelle des Landes und von der Opferschutzkommission – stets ungenügend informiert wird. "Ich wurde als Zehnjähriger von Dr. Franz Wurst (der 2008 verstorbene ehemalige Primarius des heilpädagogischen Abteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt wurde wegen Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau sowie sexueller Nötigung von zahlreichen minderjährigen Patienten verurteilt) missbraucht. Am 13. Mai 2015 hat mir die Opferschutzkommission Kärnten eine finanzielle Entschädigung zugesagt. Jetzt heißt es von Seiten der KIJA, dass ich wegen des Zahlungsstopps und der Hypo-Problematik des Landes auf mein Geld warten muss", erzählt der Mann.

Sigrid Zeichen, Vorsitzende der Kärntner Opferschutzkommission, bestätigt, dass Mitte Mai zahlreiche Entschädigungszahlungen beschlossen wurden. "Für die Auszahlung ist jedoch das Land zuständig."

Und dort weiß offensichtlich die eine Hand nicht, was die andere tut bzw. mailt. Der Betroffene erhielt am 9. Juni eine eMail von der KIJA, die dem KURIER vorliegt und in der es heißt: "Leider wurde uns vorläufig eine Auszahlungssperre aufgetragen, die uns daran hindert, Ihre und die fertig bearbeitete Auszahlung von 11 weiteren Betroffenen zu erledigen." Alles würde "auf die Genehmigung der Landesregierung warten. Das Ganze hängt mit der leidigen Hypo-Angelegenheit zusammen."

Allerdings hat der Kärntner Landtag bereits am 28. Mai den Rahmenkreditvertrag des Bundes unterzeichnet, kurz darauf wurde der Zahlungsstopp wieder aufgehoben. Der KURIER wollte von der KIJA wissen, warum man trotzdem am 9. Juni mit dem Zahlungsstopp argumentierte. Eine Auskunft wurde verweigert.

Komplett wird das Verwirrspiel aber erst, wenn man nicht die Ombudsstelle des Landes, sondern das Land selbst kontaktiert. Aus dem Büro von Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ) heißt es nämlich, die Überweisungen für Missbrauchsopfer seien überhaupt nie vom Auszahlungsstopp betroffen gewesen. Die Aussagen der KIJA könne man nicht nachvollziehen. Und warum wurden die Beträge dann nicht schon längst überwiesen? "Bedingt durch die Bürokratie waren sie in der Warteschleife, die Betroffenen werden sie demnächst erhalten."

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