Ungarische Gripen sollen Wien sichern

Noch beherrschen Eurofighter den Luftraum, doch bald werden sie Unterstützung von ungarischen Gripen brauchen.
Wegen Geldmangel sollen auch Nachbar-Luftwaffen Einsätze in Österreich fliegen.

Österreichische Eurofighter stehen mit leeren Tanks im Hangar in Zeltweg. Dafür eskortieren ungarische Gripen-Abfangjäger einen entführten Jumbo nach Wien-Schwechat zur Landung. Sie sollen verhindern, dass die Maschine im letzten Moment als Kamikaze-Flieger gegen Wien eingesetzt wird.

Ein scheinbar weltfremdes Szenario, das aber bald Wirklichkeit werden könnte. Denn bedingt durch das Sparbudget sehen sich die Generäle außer Stande, den Flugbetrieb der eigenen Abfangjäger aufrechtzuerhalten.

Es ist das radikalste Sparbudget in der Geschichte des Bundesheeres. Mit etwa 0,5 Prozent Verteidigungsanteil am Bruttoinlandsprodukt steht Österreich nun in einer Reihe mit Ländern wie Luxemburg, Irland und Papua-Neuguinea. Verteidigungsminister Gerald Klug sah sich gezwungen, Generalstabschef Othmar Commenda mit einem radikalen Sparprogramm zu beauftragen.

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Die Eckpunkte liegen im Generalstab bereits vor. Minister Klug steht vor einer politisch heiklen Entscheidung, sobald das Gesamtpaket am Tisch liegt. Denn ein besonders sensibler Punkt heißt: "Angepasste Luftraumüberwachung". Daran führe kein Weg vorbei, meinen die Generäle. Denn der Eurofighter-Flugbetrieb droht bereits, die Landstreitkräfte in die Pleite zu führen. Eine Flugstunde kostet immerhin 70.000 Euro.

Radikale Minimierung

Das Ziel ist daher die radikale Minimierung der Eurofighter-Flugstunden. Die Details: Beschränkung des Flugbetriebes auf die normalen Bürozeiten von Montag bis Freitag jeweils 8 bis 16 Uhr. Weiters Streichung der Alarmrotte (zwei einsatzbereite und bewaffnete Flieger), dafür Luftraumüberwachungseinsätze aus dem Übungsbetrieb heraus.

Jetzt kommt der politisch heikle Teil des Paketes: Das geht nur mit internationaler Kooperation. Es müsse Kampfflugzeugen der Nachbar-Luftwaffen möglich gemacht werden, bei Luftoperationen in österreichisches Staatsgebiet einzufliegen.

Beispielsweise bei einem türkischen Jumbo, der quer durch Deutschland bis zum österreichischen Alpenhauptkamm den Funkverkehr mit der Flugsicherung verweigerte. Der Jumbo wurde erst von zwei deutschen Eurofightern begleitet, an der Staatsgrenze wurde er von zwei österreichischen übernommen. Künftig sollen die Deutschen nach Österreich weiterfliegen dürfen, was einen Alarmstart erspart.

Beim Papstbesuch mussten die österreichische, die tschechische, die slowakische und die ungarische Luftwaffe hochgefahren werden. Künftig soll nur eine fliegen.

Und den Schweizern sollte man gestatten, dass sie beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos auch die Sicherheitsbereiche über Vorarlberg und Tirol übernehmen.

Fremdfliegen

Es gibt bereits einen Nachbarstaat, der "fremdfliegen" lässt: nämlich Slowenien. Die Slowenen verzichteten auf eigene Kampfflugzeuge, und schlossen mit Ungarn einen Luftsicherungsvertrag ab. Die 1. Puma-Staffel des 59. Taktischen Geschwaders aus Kecskemét ist jetzt für das "Air Policing" im Nachbarland zuständig.

Ob es wirklich funktioniert und was es kostet, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Außerdem ist Slowenien so wie Ungarn NATO-Mitglied, was den Abschluss militärischer Beistandsleistungen enorm erleichtert. Vorbild für die österreichischen Strategen ist daher die neutrale Schweiz. Die hat mit allen Nachbarländern Verträge über grenzüberschreitende Einsätze, außer mit Österreich.

Ganz glücklich sind die Schweizer damit aber auch nicht. Am 17. Februar landete in Genf um 6 Uhr ein entführtes Flugzeug der Ethiopian Airlines – eskortiert von zwei französischen Abfangjägern. Erst durch diesen Vorfall erfuhr die Schweizer Öffentlichkeit, dass sich ihre Luftwaffe auf die Bürozeiten zurückgezogen hatte. Der Entführer ist zwei Stunden vor Dienstbeginn aufgetaucht. Das löste einen Sturm der Empörung aus. SVP-Nationalrat Thomas Hurter polterte: "Eine 24-Stunden-Bereitschaft müsste mit einem Budget von 2,5 Milliarden Franken zu finanzieren sein."

Verteidigungsminister Ueli Maurer will jetzt mehr als 100 neue Stellen schaffen, um eine durchgehende Bereitschaft sicherstellen. Übrigens: Das oben genannte Schweizer Luftwaffenbudget liegt mehr als 100 Millionen über dem Gesamtbudget des österreichischen Bundesheeres.

In den kommenden Jahren werden neben des Saab-105 Trainern auch Hubschrauberflotten ausgeschieden. Sogar die hochmodernen Black-Hawk sind in Gefahr. Im Jahr 2018 werden die Alouette III Helikopter ausgeschieden. Derzeit sind sie in Bosnien sogar noch im Auslandseinsatz. Sie sind bei den Militärs wegen ihrer einfachen Wartung höchst beliebt. Aber das Todesurteil für die Flotte steht fest.

Bewaffnet

Ebenfalls ersatzlos ausgeschieden wird 2018 die OH-58-Flotte. Mit diesem System verliert das Heer seinen einzigen bewaffneten Hubschrauber. Erst kürzlich errangen Österreichs Piloten bei einer NATO-Übung in Norwegen mit der OH-58 höchste internationale Anerkennung. An eine Nachbeschaffung ist nicht gedacht.

Selbst den hochmodernen Black Hawk droht der Stillstand. Denn wenn nicht rasch 50 Millionen teure Updates kommen, wird er 2018 nachtblind und ab 2020 steht er am Boden.

Ebenso ersatzlos läuft 2020 die Düsentrainerflotte Saab-105 aus. Die billigen Einsatzflüge der Saab-105 müssen dann teuer mit Eurofighter geflogen werden.

Die Luftstreitkräfte reduzieren sich dann auf 24 Stück Bell-212. Bei diesen läuft gerade ein Nachrüstprogramm, das nicht mehr gestoppt werden konnte.

Was beim Bundesheer ausgemustert wird

Diese Typen werden künftig am Boden bleiben müssen.

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