Datenklau bei den Maturareisen
Der Maturareisen-Veranstalter X-Jam spricht von "massivstem Schaden", der durch die Affäre entstanden sein soll. Deshalb wurde eine Anzeige wegen Datendiebstahls nach dem Datenschutzgesetz erstattet, erklärt deren Verkaufsleiter Thomas Kroupa. Es geht um angeblich entwendete Adressdaten, die ein Mitarbeiter des konkurrierenden Unternehmens Summer Splash gehackt haben soll.
Damit hat der von Insidern bezeichnete "Krieg der Maturareisen" einen neuen Tiefstpunkt erreicht. Und die Affäre kostet dem Erfinder des Summer Splash, Dietmar Tunkel, den Job. Der deutsche Reiseveranstalter TUI, der vor einigen Jahren seine Eventfirma Splashline aufgekauft hatte, gab vor kurzem eine harmlos klingende Presseerklärung heraus: "TUI trennt sich von Dietmar Tunkel". Es geht um Missachtung der konzerninternen Compliance-Regeln (Einhaltung von Richtlinien, Anm.).
Tunkel wehrt sich
"Es gibt keine Anzeige, weder bei der Polizei noch bei der Staatsanwaltschaft", erklärt Tunkel gegenüber dem KURIER. Ein interner Prüfbericht der TUI habe ihm kein Verschulden nachweisen können. Allerdings habe ein Ende September gekündigter Mitarbeiter auf einer Plattform die Daten von Klassensprechern gehackt. "Ich habe das nicht beauftragt. Und ich selber kann nicht einmal mein Handy entsperren", sagt Tunkel. "Aber als Geschäftsführer übernehme ich natürlich die Haftung für andere. Die Sache ist nur zwischen TUI und mir."
Laut Tunkel geht es um Klassensprecherdaten, die gestohlen worden sind. Bei X-Jam will man darüber nicht sprechen, derzeit laufen Verhandlungen mit der TUI, bei denen eine außergerichtliche Lösung für den Datenklau gefunden werden soll.
Ziemlich beste Feinde
Der Streit zwischen Summer Splash und X-Jam tobt seit Jahren. Hintergrund ist, dass X-Jam-Frontmann Alexander Knechtsberger einst bei Dietmar Tunkel gearbeitet hatte. Doch die Wege der beiden trennten sich sehr rasch. Seither tobt der Kampf in Klassenzimmern und Gerichtssälen. Zuletzt erreichten die "branchenüblichen Verkaufstätigkeiten" (Tunkel) unterstes Niveau. So tauchte ein professionell gemachtes Video von der neuen Summer-Splash-Location in der Türkei auf, das desolate Zustände zeigen soll. X-Jam hingegen wurden zuletzt immer wieder Geldprobleme unterstellt, zuletzt auch in zwei Fachmedien. Diese konterten mit der Ankündigung von Klagen wegen übler Nachrede. Beide Betreiber vermuten den jeweils anderen hinter den Aktionen.
Auch soll die erste Woche des X-Jam 2015 am Montag abgesagt worden sein, hieß es zuletzt in der Branche und von Maturanten. "Das ist derzeit noch nicht aktuell", meint der Pressesprecher. Kommt es tatsächlich dazu, könnte es massive finanzielle Forderungen an X-Jam geben, die in die Hunderttausende Euro gehen können.
In der Maturarreise-Branche gibt es kein Stammpublikum, weshalb in den Klassenzimmern aggressiv vorgegangen wird. Auch Prospekte, bei denen der Konkurrent schlecht gemacht wird, werden verteilt. In Oberösterreich wurde es dem Landesschulrat heuer erstmals zu bunt. Die Verkäufer beider Maturareisen durften nicht mehr in die Klassenzimmer.
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