Straßenkinder in Sofia: Der Weg aus der Ohnmacht

Anka und ihre fünfjährige Deva kommen kaum über die Runden.
Wie der Sozialverein Concordia Roma-Kindern und -Jugendlichen in Sofia zurück ins Leben hilft.

Stimmengewirr und Gelächter hallen durch den Gang, als sich zwei Dutzend Kinder vor dem Speisesaal im "Sveti Konstantin" sammeln. Sobald sich die Tür öffnet, drängen sie hinein, bleiben aber noch neben ihren Sesseln stehen. Erst nachdem einer von ihnen – diesmal der achtjährige Damyan – das Tischgebet aufgesagt hat, wird mit dem Frühstück begonnen.

1991 gründete der Vorarlberger Jesuitenpater Georg Sporschill den Verein Concordia, um Roma-Straßenkindern aus der Armut und Ohnmacht zu helfen. In Bulgarien finden sie im Sozial- und Jugendzentrum "Sveti Konstantin" am Stadtrand von Sofia ein vorübergehendes Zuhause.

Straßenkinder in Sofia: Der Weg aus der Ohnmacht

Hier hat Damyan ein eigenes Bett, Ruhe für seine Hausaufgaben und einmal in der Woche Fußballtraining.

Kontakt halten

Während er zur Schule aufbricht, macht sich Dilyana Gyurova, Chefin von "Concordia Bulgaria", auf den Weg zu seiner Mutter Anka. Sie wohnt etwa zehn Autominuten vom Sozialzentrum entfernt. Große Schlaglöcher in der Straße deuten den Beginn des Mahala, des Armenviertels, an. Das gesuchte Haus befindet sich mitten im Viertel. Einmal in der Woche sehen die Mitarbeiter nach der Familie.

Straßenkinder in Sofia: Der Weg aus der Ohnmacht

Deva, Damyans fünfjährige Schwester, hüpft ausgelassen zwischen Haus und Auto hin und her, zeigt stolz die Hundewelpen, die unter dem Bett schlafen, hält ihr rosa Plastikglücksschweinchen fest in der Hand. Minuten später lässt sie sich auf dem Schoß ihrer Mutter nieder. Die beiden haben den ganzen Tag Holz gesammelt. Deva ist das letzte von Ankas Kindern, das noch bei ihr wohnt. Ab und an holt sie Damyan zu sich.

Der Verein versucht, den Kontakt zu den Familien aufrechtzuerhalten und im Idealfall, wenn die größte Notsituation durchtaucht ist, die Rückkehr ins Elternhaus zu ermöglichen. Ziel ist es, die Kinder nur so lange zu begleiten, bis ihre Eltern wieder auf eigenen Beinen stehen oder die Jugendlichen alt genug sind, selbst auf sich aufpassen zu können.

Aufs Leben vorbereiten

Deshalb werden bereits die jüngeren Bewohner im Umgang mit Geld geschult. Sie können im Sozialzentrum durch Hausarbeit Punkte sammeln, um sie im hauseigenen Shop gegen Kleidung, Schuhe oder Spielsachen zu tauschen. Die schon etwas älteren Bewohner in den Wohngruppen müssen Miete zahlen. Diese wird im Sozialzentrum gesammelt und ihnen beim Auszug zurückgegeben, um ihnen einen Finanzpolster mitzugeben.

Auch in der Jobsuche werden die jungen Erwachsenen unterstützt. Vor vier Jahren eröffnete der Verein mitten in Sofia sein erstes Social Business: Einen Friseur.

Straßenkinder in Sofia: Der Weg aus der Ohnmacht

Hier lernt etwa die 23-jährige Axenia. Ihre Mutter ließ sie als Kind nicht in die Schule gehen, sie musste im Haus helfen. Nun holt sie neben der Lehre ihren Pflichtschulabschluss nach.

Der 24-jährige Tzvetan arbeitet auch hier. Er wuchs als Waisenkind in einem SOS-Kinderheim auf. Ein eigener Beauty-Salon war schon immer sein Traum. Seit eineinhalb Jahren kann er Erfahrung als Friseur sammeln. Mittlerweile erwirtschaftet er knapp die Hälfte des Umsatzes.

https://images.kurier.at/46-75002158.jpg/165.921.980
KURIER/Jeff Mangione
Ein Rundgang mit Concordia in Sofia: Anka und ihre Tochter Deva vor ihrem Haus. Sie haben an dem Tag Holz zum Heizen besorgt
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75002158.jpg/165.921.980
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001570.jpg/165.922.078
KURIER/Jeff Mangione
Deva mit ihrem Cousin
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001570.jpg/165.922.078
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001976.jpg/165.922.257
KURIER/Jeff Mangione
Eine Romasiedlung am Stadtrand von Sofia
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001976.jpg/165.922.257
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017359.jpg/165.921.820
KURIER/Jeff Mangione
Concordias erstes Social Business: Ein Friseur im Stadtzentrum  
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017359.jpg/165.921.820
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017363.jpg/165.921.767
KURIER/Jeff Mangione
Tzvetan arbeitete seit eineinhalb Jahren im Concordia-Friseur. Mittlerweile bringt er fast die Hälfte des Umsatzes ein.
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017363.jpg/165.921.767
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017811.jpg/165.921.633
KURIER/Jeff Mangione
Sozialarbeiter Peter
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017811.jpg/165.921.633
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75002159.jpg/165.921.879
KURIER/Jeff Mangione
Vor und nach jeder Mahlzeit wird gebetet.
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75002159.jpg/165.921.879
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75016885.jpg/165.921.833
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75016885.jpg/165.921.833
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001459.jpg/165.922.108
KURIER/Jeff Mangione
Im "Shop" können die Kinder und Jugendlichen ihre Punkte (die sie etwa für Hausarbeit sammeln können) gegen Kleidung, Schuhe, Spiele oder Süßigkeiten eintauschen
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001459.jpg/165.922.108
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001308.jpg/165.922.177
KURIER/Jeff Mangione
Meister-Keramiker Todor Anastasof betreut die Concordia-Werkstatt im Sveti Konstantin
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001308.jpg/165.922.177
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001314.jpg/165.922.221
KURIER/Jeff Mangione
Mit seinen beiden Lehrlingen arbeitet Anastosof derzeit an 600 Kerzen, die Siemens Bulgarien als Weihnachtsgeschenke an seine Mitarbeiter verschenken wird
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75001314.jpg/165.922.221
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017366.jpg/165.921.735
KURIER/Jeff Mangione
Fußballzeit! Seit einem Monat ist das Concordia-Team ein eigener Verein
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017366.jpg/165.921.735
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017480.jpg/165.921.699
KURIER/Jeff Mangione
Dilyana Gyurova, Chefin vom Sveti Konstantin, zu Besuch in der "familienähnlichen Wohneinheit"
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017480.jpg/165.921.699
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017482.jpg/165.921.668
KURIER/Jeff Mangione
Todor wird bald nach Amerika ziehen. Eine Familie wird ihn adoptieren.
Concordia Bulgarien
https://images.kurier.at/46-75017482.jpg/165.921.668
KURIER/Jeff Mangione
Concordia Bulgarien
Ein Rundgang mit Concordia in Sofia

Geschichte Concordias

Der Verein „Concordia Sozialprojekte“ wurde 1991 vom Vorarlberger Jesuitenpater Georg Sporschill gegründet, um Straßenkindern zu helfen. Heute ist der Verein in Rumänien, Bulgarien und Moldawien aktiv und hilft neben Straßenkindern u.a. Familien, Senioren und Suchtkranken.

Bulgarien

Bulgarien gilt als ärmstes Land in der EU. Besonders betroffen sind junge Roma. Im Sozialzentrum „Sveti Konstantin“ finden Kinder und Jugendliche ein Zuhause.

Spenden

Um helfen zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen. IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499 / BIC: RLNWATWW

Kommentare