Psychologin erforschte "erschreckendes Bild"

APA9088542-3 - 19082012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Waltraud Klasnic, die ehemalige steirische Landeshauptfrau und Leiterin der Opferschutzkommission für kirchliche Missbrauchsfälle, am Dienstag, 14. August 2012, während eines Interviews mit der APA-Austria Presse Agentur in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Die Klasnic-Kommisssion legt eine Studie zu den Spätfolgen kirchlichen Missbrauchs vor.

Die Klasnic-Kommission für Aufarbeitung von kirchlichen Missbrauchsfällen hat am Dienstag auch eine psychologische Begleitstudie präsentiert, die Aufschluss über Spätfolgen für Missbrauchsopfer gibt. Die Psychologin Brigitte Lueger-Schuster meinte laut Kathpress, es habe sich bei ihrer Arbeit mit insgesamt 185 Opfern ein "erschreckendes Bild" ergeben.

Von 448 Betroffenen hatten sich 185 dazu bereit erklärt, an der Studie mitzuwirken. Und die Hälfte dieser Personen leide unter "posttraumatischen Belastungsstörungen", 83 Prozent zumindest unter einzelnen Symptomen, hieß es bei der Präsentation des Forschungsprojekts "Psychotraumatologische Fragestellungen zu Gewalt und Missbrauch in der Katholischen Kirche" der Psychologie-Fakultät an der Uni Wien. Zu den Spätfolgen seien unter anderem Beziehungs- und sexuelle Probleme, biografische Brüche sowie "Flashbacks" des Erlebten zu zählen.

Die Täter gingen Lueger-Schusters Ausführungen zufolge überwiegend einzeln vor, es habe aber auch Übergriffe durch zwei oder mehr Kirchenmitarbeiter gegeben: "Diese sind in allen Kirchenämtern zu finden". Den größten Anteil stellten Ordensangehörige, die in katholisch geführten Institutionen oft als Erzieher fungierten, sowie Pfarrer. Schauplätze waren meist Heime und Internate, aber auch kirchlich geführte Schulen sowie Pfarren. Als Formen der Gewalt, denen die Kinder und Jugendlichen ausgesetzt waren, nannte Brigitte Lueger-Schuster körperliche Gewalt wie Schläge oder Schlafentzug, sexuelle Gewalttaten sowie psychische Gewalt wie Isolation oder Demütigungen.

Lueger-Schuster rechnet auch mit einer "erheblichen Dunkelziffer" an von Gewalt und Missbrauch betroffenen Menschen, was sie generell auf Erziehungsmethoden in den 1950er Jahren und den folgenden Jahrzehnten zurückführt. Nach Ansicht der Psychologin mangelt es in Österreich an fundierten Studien, wodurch "eine bedarfs- und bedürfnisgerechte psychosoziale und medizinische Versorgung nur schwer sachgerecht umzusetzen" sei.

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