Klasnic-Kommission: 8 Millionen € für Opfer

Klasnic-Kommission: 8 Millionen € für Opfer
1129 Betroffene wandten sich seit April 2010 an die Kommission – die meisten in Tirol und Oberösterreich.

Am 1. April 2010 stellte Kardinal Christoph Schönborn die ehemalige steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic als Unabhängige Opferschutzanwältin vor. Aufgabe der von ihr geleiteten Kommission sollte es sein, Fälle von Gewalt und sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche aufzuarbeiten. Am Dienstag zog die Kommission einen Zwischenbericht, der naturgemäß positiv ausfiel. Klasnic: „Es waren zwei Jahre intensiver, ehrenamtlicher Tätigkeit. Wir sind für die Opfer da."

Bisher meldeten sich 1129 Betroffene bei der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft (UOA); 702 Fälle konnten entschieden werden. Dabei wurden den Leidtragenden mehr als acht Millionen Euro und 23.500 Therapiestunden zuerkannt – „im Zweifel haben wir für die Opfer entschieden".

Die meisten Fälle wurden in Oberösterreich (239), Tirol (227) und Wien (186) registriert, im Burgenland waren hingegen nur elf Personen betroffen. 85 Prozent der Meldungen betrafen Fälle von Missbrauch und Gewalt aus den Jahren vor 1980. Drei Viertel der Betroffenen sind männlich. Bei den meisten Betroffenen (46,3 Prozent) begannen die Vorfälle im Alter von 10 bis 13 Jahren; im Durchschnitt waren sie den Übergriffen über eine Dauer von vier Jahren ausgeliefert. Zwei Drittel der Vorfälle ereigneten sich in Ordenseinrichtungen.

Hinter diesen Zahlen würden sich erschütternde Schicksale verbergen, die auch mit finanzieller Hilfe nicht wieder gutgemacht werden könnten, betonte Klasnic. Aber es sei gelungen, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und ein Umdenken einzuleiten: Weg vom Verschweigen und Vertuschen hin zu einem ehrlichen Umgang mit alarmierenden Fakten.

Sittenbild

Klasnic-Kommission: 8 Millionen € für Opfer

„Missbrauch ist das falsche Wort dafür, was passiert ist. Es handelte sich um sexuelle Gewalt hinter verschlossenen Türen“, sagte die Psychologin Brigitte Lueger-Schuster. Die Ursachen dafür ortet die Kommission in geschlossenen Systemen (in Kirche oder staatlichen Heimen), im Missbrauch von Autoritätsverhältnissen und einer unzureichenden Ausbildung der Erzieher und Priester. „Das Sittenbild der Institutionen ist jedenfalls verheerend“, befand Kommissionsmitglied Kurt Scholz.

Dass 40 missbrauchsverdächtige Geistliche noch immer im Amt seien, konnte Richterin Caroline List nicht bestätigen: „Wir zeigen alle Fälle bei der Staatsanwaltschaft an und geben die Namen der mutmaßlichen Täter an die Diözesen weiter.“

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