Priesternachwuchs: Viel Platz im Haus des Herrn

Priesterseminarkirche (Diözese Linz)
Trotz sicherer Job-Garantie werden die Priester in Österreich immer weniger. Stefan Alber hält dagegen.

Semmeln formen, Torten verzieren und Mohnstriezerl flechten – eigentlich ist Stefan Alber gelernter Bäcker und Konditor. Diesen Beruf wird er aber zeitlebens nicht mehr ausüben, denn er folgt seiner Berufung.

Seit Beginn des aktuellen Studienjahres im September ist Stefan Alber Teilnehmer des Propädeutikums im Linzer Priesterseminar. Im August wurde das Canisiusheim im niederösterreichischen Horn aufgrund finanzieller Probleme geschlossen und das Propädeutikum, das bis dahin immer dort abgehalten wurde, nach Linz übersiedelt.

Entscheidend

Diese Vorbereitungsphase soll Interessenten jeden Alters auf das Studium vorbereiten. "Dieses Jahr ist entscheidungsbildend. Es gibt einige Männer, die währenddessen einfach bemerken, dass dieser Weg doch nichts für sie ist. Ungefähr die Hälfte all jener, die mit dem Propädeutikum beginnen, schließen die Priesterausbildung dann auch tatsächlich ab", weiß Michael Münzner, zweiter Rektor des Lehrganges und Subregens des Linzer Priesterseminars.

Stefan Alber erzählt: "Für mich gab es diesen Moment, in dem innerlich eine Mauer vor mir eingestürzt ist und ich das ganze Bild gesehen habe: Dass ich den Menschen Gott näherbringen möchte." Und die Reaktionen der Familie und des Freundeskreises? "Die waren durchwegs positiv. Ein Freund hat gesagt, dass er stolz auf mich ist. Nur die Mama ist ein bisserl traurig darüber, dass der Bub weg ist." Weg deshalb, weil Stefan Alber gebürtiger Bayer ist, die Ausbildung nun in Österreich absolviert und später auch hier als Pfarrer tätig sein möchte.

Heuer ist er einer von 12 Seminaristen, die das Propädeutikum begonnen haben. Geht es nach den Verantwortlichen, könnten es gerne mehr sein: "Ich kann und will den Priestermangel nicht wegreden. Natürlich machen wir aktiv Werbung mit Kampagnen, auch im Internet und auf Berufsinfo-Messen, um jungen Menschen unser Berufsbild näherzubringen. Prinzipiell geht es uns aber darum, den Wert unseres Glaubens zu vermitteln. Deshalb sollen Menschen neugierig werden", sagt Johann Hintermaier, Regens des Linzer Priesterseminares. "Natürlich nehmen wir nicht jeden, wir wählen unsere Studenten genau aus. Aber wenn jemand dabei ist, hat er eine sichere Job-Garantie. Wo gibt es das heutzutage noch?"

Gesunde Persönlichkeit

Was muss Mann also mitbringen, um als Priester infrage zu kommen? "Zuerst mal soll er ein ganz normaler Mensch mit einer gesunden Persönlichkeit sein", meint Johann Hintermaier. "Natürlich ist eine gewisse religiöse Praxis hilfreich, ebenso Grundkenntnisse des Betens und für das Studium ist die Matura oder die Studienberechtigungsprüfung Grundvoraussetzung."

Alle diese Kriterien hat Stefan Alber erfüllt. Nun geht es für den 31-Jährigen ans Studieren, Lernen und ans Praxis-Sammeln. Dass er für seine Berufswahl auf eine Familie verzichten muss, stört den jungen Mann nicht: "Ich bin mir dessen sehr bewusst. Für mich ist die Gemeinschaft mit Gott aber tragend genug." Deswegen verzichte er auch auf eine Ehe. "Das ist aber niemals wertend gemeint, sondern ich verspüre eben diese Berufung zum Priester, der ich nachgehen möchte."

Bei Zweifeln oder heiklen Glaubensfragen wende er sich an Vertrauenspersonen, die diese Themen biblisch mit ihm aufarbeiten.

In den Räumlichkeiten des Priesterseminars in der Linzer Innenstadt wohnen, studieren und beten die Seminaristen nun ein Jahr lang zusammen, bevor nach einer fünfwöchigen Israelreise die endgültigen Entscheidungen getroffen werden. Wie viele der 12 Männer dann tatsächlich diesen Beruf ausüben werden, ist bis dato ungewiss. Nur Stefan Alber ist sich seiner Sache sicher: "Ich will für die Menschen da sein und zuhören."

4000 Priester gibt es derzeit in Österreich, nicht alle davon sind Pfarrer in einer eigenen Gemeinde.

29 Priester werden voraussichtlich bis Ende dieses Jahres in ganz Österreich geweiht werden.

12 Seminaristen begannen heuer das Propädeutikum zur Priesterausbildung in Linz, vor zehn Jahren waren es 22. Die Zahl hat sich also beinahe halbiert.

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