Künftiger Bischof wohnt in einer "Priester-WG"

Wilhelm Krautwaschl wird am 14. Juni zum Bischof geweiht.
Kapellari-Nachfolger wird demnächst offiziell ernannt. Krautwaschl gilt als humorvoller Seelsorger und Mann der Mitte.

Wilhelm Krautwaschl hat einen dichten Terminkalender. Bis Mitte Juni etwa stehen bereits die Messen in Graz und Umgebung statt, in denen er als Firmspender fungiert. Bald wird der Terminplan des 52-Jährigen noch gefüllter werden: Der Regens des Bischöflichen Seminars wird neuer Bischof der Diözese Graz-Seckau.

Heute, Mittwoch, oder am Donnerstag dürfte der Vatikan die Ernennung offiziell machen; erst danach wird der promovierte Theologe selbst an die (Medien-)Öffentlichkeit treten.

Den gebürtigen Gleisdorfer zwischen liberal oder konservativ einzuordnen, fällt derzeit schwer. "Ich weiß es nicht, ich kenne ihn persönlich zu wenig", gesteht Kirchenexperte Paul Zulehner ein. Allerdings lasse sich aus der Funktion Krautwaschls als Regens eines ablesen: "An so eine sensible Stelle wird niemand hingesetzt, der nicht die Kirchenpolitik des Bischofs verfolgt." Demnach dürfte sich Krautwaschl nahtlos in die Linie des Vorgängers Egon Kapellari fügen, also im "Spektrum der offenen Mitte" zu Hause sein, schätzt Zulehner. Krautwaschl komme aus der Seelsorge, "riecht also nach Herde. Solche Hirten wünscht sich Papst Franziskus."

Über Krautwaschls Einstellung zu kirchenpolitisch brisanten Themen ist wenig bekannt, nur in einem Punkt äußerte er sich mehrmals: Er steht zum Pflichtzölibat.

Der Mensch Krautwaschl ist da schon leichter greifbar. Bisher teilte er sich eine Unterkunft mit vier Kollegen, was der 52-Jährige selbst "Priester-WG" nennt. Darüber erfährt man mehr in seinem Blog: "Zölibatär zu leben bedeutet ja nicht allein sein."

Facebook und Twitter

Apropos Internet: Krautwaschl hat sowohl twitter- als auch Facebook-Seiten, bloggt regelmäßig und postet auch durchaus persönliche Fotos. Etwas, das er sich von seinem Umgang mit Jugendlichen abgeschaut haben könnte: Der künftige Bischof kann gut mit jungen Menschen umgehen, wie seine Predigten bei Firmungen beweisen. Generell gilt er als kirchenloyal, aber auch humorvoll, kommunikationsfreudig und unkonventionell. Von der Landespolitik über Caritas bis zum evangelischen Kirche kommen denn auch nur erfreute Reaktionen auf seine Wahl zum Bischof.

Mit Krautwaschls Aufstieg an die Spitze der Diözese steht der Steiermark auch wieder einmal eine Weihe zum Diözesanbischof bevor, zuletzt passierte das 1969 bei Johann Weber. Die Weihe muss innerhalb von drei Monaten nach der Ernennung durch den Vatikan erfolgen, beschreibt Kirchenrechtsexperte Franz Hasenhütl. Geleitet wird die Zeremonie von drei Bischöfen. Termin steht noch keiner fest, spekuliert wird jedoch derzeit mit dem 14. Juni.

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