Kitzbühel: Spektakel um jeden Preis

Für Formel-1-Fahrt am Hahnenkamm fehlte offenbar die Genehmigung
Red Bull steht für seine Formel-1-Show auf der Piste von letzter Woche eine Strafe ins Haus.

Die Abfahrt in Kitzbühel ist das spektakulärste Skirennen der Welt. Und wenn es auf der Originalstrecke ausgetragen werden kann, dann gibt es im Weltcup-Zirkus für die Fahrer nichts härteres und forderndes als die Streif. Das alleine zieht die Massen an. Dass die Prominenz ebenfalls an den Hahnenkamm drängt, lässt Kitzbühel zusätzlich in die Welt hinaus strahlen. Die Veranstalter können längst nur noch an kleinen Schrauben drehen, um die Aufmerksamkeitsspirale weiter anzukurbeln.

Sponsor Red Bull hat das heuer mit einem sogenannten Showrun eines seiner Formel-1-Boliden versucht. Gleich hinter dem Starthaus der Abfahrt drehte Max Verstappen vergangenen Donnerstag einer paar Runden im Schnee. Die Königsklasse des Motorsports sollte auf die Königsdisziplin des Skisports treffen. Die Bilder gingen um die Welt.

Das Event hatte jedoch einen Schönheitsfehler. Bei den Behörden wurde nicht um eine naturschutzrechtliche Genehmigung angesucht, wie die Tiroler Tageszeitung berichtet. Laut Kitzbühels Bezirkshauptmann Michael Berger wurde deshalb eine Verwaltungsstrafverfahren gegen Red Bull eingeleitet. Das Dosenimperium muss mit einer Geldstrafe rechnen.

Kitz ist groß genug

"Wir waren informiert, dass Red Bull das vorhat", sagt Mirjam Hummel von der Agentur WWP von Ex-Skiläufer Harti Weirather, die für Kitzbühel die Vermarktung der Hahnenkammrennen übernimmt. Dass dem Spektakel jedes Jahr unbedingt um jeden Preis noch etwas draufgesetzt werden muss, glaubt sie nicht: "Die Streif, die Abfahrt und der Mythos sprechen für sich. Kitzbühel braucht nichts, um es größer zu machen."

Die Idee von Red Bull hat Hummel trotz des Wirbels gut gefallen. "Wenn ein Partner oder Sponsor so etwas macht, um das ganze Thema schon im Vorfeld zu promoten, dann freuen wir uns."

Vorankündigen wollte der Getränkekonzern auch den Formel-1-Grand-Prix von Österreich, der heuer am 3. Juli auf dem Red-Bull-Ring im steirischen Spielberg über die Bühne geht. Das Rennen hatte im Vorjahr im Vergleich zum Comeback 2014 einen massiven Besucherrückgang zu verzeichnen. Im Jahr eins noch mit 225.000 Zusehern ausverkauft, kamen 2015 nur 120.000 Formel-1-Fans. Da konnte die frühe Werbung in Kitzbühel eigentlich nicht schaden. Der PR-Gag ist nun aber ein wenig nach hinten losgegangen.

Beim Tourismusverband Kitzbühel sieht man die Causa emotionslos und hält sich nobel zurück. "Für uns steht im Vordergrund, dass wir das beste Skirennen der Welt machen wollen. Dass Firmen oder auch Prominente das für ihre Zwecke nützen, gehört dazu", sagt TVB-Geschäftsführer Gerhard Walter.

Ob Red Bull einen derartigen Showrun noch einmal veranstalten möchte, wollte das Unternehmen am Mittwoch auf Anfrage nicht beantworten, betonte aber: "Aus unserer Sicht sind wir korrekt vorgegangen." Laut BH-Chef Berger wäre die Veranstaltung auch genehmigt worden, wenn es einen Antrag gegeben hätte. Und da die Veranstaltung keine besondere Belastung für die Natur dargestellt hat, werde die Strafe eher mild ausfallen.

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