Kärnten: Die Braunbären kehren zurück

Bären-Schnappschuss in Kärnten. Dort wurden nun mehrere Schafe gerissen.
Bis zu zehn Tiere dürften sich im Bundesland aufhalten – unter anderem auch Mutter mit Jungtieren.

In Kärnten steppt wieder der Bär! Klar, Kärnten ist ein Eventland, das ist aber gar nicht gemeint. Es ist das Bärenland. Vor Jahren wurden im Ötschergebiet sogar Braunbären ausgesetzt, doch inzwischen schauen die Wildtiere dort nur noch selten vorbei. Im südlichsten Bundesland hingegen überschlagen sich seit dem Frühling wieder die Meldungen über Bärensichtungen.

"Es dürfte sich um zehn Bären handeln, die sich aktuell in Kärnten aufhalten", berichtet Bernhard Gutleb. Allein, dass es bei der Landesregierung einen "Bärenanwalt" gibt, sagt alles. Während sich die Bären immer öfter blicken lassen, geht die Anzahl der Schäden zurück.

Geringe Schäden

Vor Jahren noch waren pro Saison rund 100 Schafrisse zu verzeichnen, aktuell hat man 20 tote Schafe und fünf geplünderte Bienenstöcke zu beklagen. "Die Schäden sind eher auf die frisch aus Kroatien oder Slowenien zugewanderten Bären zurückzuführen. Inzwischen haben sie sich orientiert, sind sozusagen ortsansässig und merken sich ihre Futterplätze. Der heimische Bär holt sich jetzt beispielsweise lieber Schwarzbeeren statt Schafe."

Kärnten: Die Braunbären kehren zurück
Bärenanwalt Bernhard Gutleb mit Imker Josef Kuglitsch in Feistritz/Gail
Trotzdem schützen vor allem die Imker ihr Allerheiligstes, also den Bienenstock. Einer, der viel über diese Tiere erzählen kann, ist Josef Kuglitsch aus Feistritz/Gail. In der Umgebung nennt man ihn nicht ohne Grund "Bärenwirt". "1971 habe ich bei mir den ersten Bären gesehen. Ich bin nicht nur Imker, sondern auch Jäger, aber ich lass die Bären in Ruhe. Wer weiß, vielleicht habe ich deshalb mit 82 Jahren noch Bärenkräfte", schmunzelt Kuglitsch.

Es kam schon vor, dass ihn eine ganze Bärenfamilie einen ungebetenen Besuch abgestattet hat. "180 bis 200 kg Honig haben sie in einer Nacht verputzt – das kann kaum ein Bär alleine essen." Inzwischen hat er einen elektrischen Zaun erreichten lassen, weil: "Beim Honig hört sich die Freundschaft auf."

Schafe könne man hingegen kaum schützen, sagt der Bärenanwalt. "Da gibt es kein Patentrezept. Auf den großen Almen kann man ja keine Zäune spannen. Die Kosten-Nutzen-Rechnung würde nicht aufgehen", weiß Gutleb. In den Pyrenäen habe man mit EU-Geldern rumänische Schafhirten samt ihren Hunden eingeflogen. "Das rentiert sich in Kärnten freilich nicht."

Dass ein Maschendrahtzaun einen hungrigen Bären nicht abhalten kann, zeigt ein Erlebnis, das Landwirt Günther Kanz vom Kaltenberg bei Brückl kürzlich hatte. "Ich hatte neun Schafe, doch eines Tages fehlte in der Früh plötzlich eines. Als ich die Weide abging, fand ich den Kadaver." Die Experten schoben die Täterrolle eindeutig einem Braunbären zu. "Bis heute ist aber unklar, wie das Tier den Maschendrahtzaun überwinden konnte", sagt Kanz. Zum Glück sei dies sein erstes und bisher letztes Erlebnis mit einem Bären gewesen.

Besonders stolz sind die Kärntner Bärenfreunde indes auf die Tatsache, dass erstmals seit vielen Jahren wieder Bären-Nachwuchs registriert wurde. In Kirchbach gab es die verbriefte Sichtung einer Mutter mit zwei Jungen. Ob die Geburt auf österreichischem Terrain erfolgte, ist aber unklar, denn Bären sind gut zu Fuß. Untersuchungen haben ergeben, dass sogar Jungtiere bis zu 30 Kilometer Luftlinie pro Nacht wandern.

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