HOSI droht Weihbischof mit Anzeige wegen Verhetzung
Die Gefahr des Missbrauchs ist bei homosexuellen Menschen höher als bei Heterosexuellen“, schreibt der Salzburger Weihbischof Andreas Laun in seiner aktuellen Kolumne „Klartext“ auf der konservativen Internetplattform kath.net. Als Quelle für diese Behauptung nennt er den polnischen Theologen Dariusz Oko. Demnach sei die homosexuelle Neigung eine „Unordnung“ im Bereich der Sexualität und sage viel über die „Versuchbarkeit“ aus. In seiner Kolumne spricht sich der konservative Geistliche daher gegen die Gleichstellung homosexueller Paare im Adoptionsrecht aus.
Rücktrittsforderung
Die Salzburg Homosexuelleninitiative (HOSI) reagiert darauf am Dienstag mit einer Rücktrittsforderung. „Solche Ansichten sind im 21. Jahrhundert nicht mehr zu tolerieren“, sagt HOSI-Sprecher Gernot Marx. Die HOSI arbeite in vielen Bereichen mit Vertretern der Erzdiözese zusammen. Das Klima sei offen und tolerant. „Ein Weihbischof, der so denkt und das auch noch öffentlich kundtut, ist in seinem Amt nicht tragbar.“ Erzbischof Franz Lackner müsse einschreiten.
Es sei schließlich nicht der erste „verbale Fehltritt“ des Geistlichen gewesen, sagt Marx. Ihm stehen noch die Haare zu berge, denkt er an Launs Kolumne im Jahr 2010 über das Unglück bei der Loveparade in Duisburg. 21 Menschen starben, weitere 541 wurden verletzt. Der Weihbischof schrieb damals, das sei „die Strafe Gottes für die Sündigkeit der Loveparade“ gewesen.
Die HOSI denkt jetzt sogar darüber nach, die Justiz einzuschalten.„Für uns grenzen das an Verhetzung. Wir wollen eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft schicken“, sagt Marx. Ob tatsächlich ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegt, sei schwer einzuschätzen. Fix ist für ihn aber: „Hardliner wie Laun sind ein massiver Schaden für die Gesellschaft. Homophobie wird immer unterschwelliger und perfider. Wir fordern auch die Politik auf, aktiv zu werden und die Gleichstellung voranzutreiben.“ Außerdem will die HOSI eine offizielle Entschuldigung von Laun.
Homosexuelle Pfarrer
Im KURIER-Gespräch betont der Weihbischof in Berufung auf seine polnische Quelle aber: „Ich bleibe dabei. Das ist keine Verhetzung, sondern Fakt.“ Es sei erwiesen, dass bei Missbrauch die Täter häufiger männlich seien als weiblich. „Muss ich mich jetzt bei allen Männern entschuldigen?“ Auch der Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche sei „sicher zum Teil“ von homosexuelle Pfarrer begangen worden, behauptet der 71-Jährige.
Die Erzdiözese Salzburg distanziert sich in einer ersten Reaktion von den Aussagen des Weihbischofs. „Das ist seine Privatmeinung, nicht die der Erzdiözese“, sagt ein Sprecher.
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