Weinberg, Wirt und Winzer

Hannes Harkamp
Heinz Harkamp ist Koch und Hotelier, Bruder Hannes macht Wein und Sekt.

Drei Gerichte sind seit den 1960er Jahren unverändert auf der Speisekarte, "In Zubereitung und Anrichteart", sagt Heinz Harkamp und zählt auf: Backhendl, Weingelee und Flamberger Weinsuppe. "Wenn’s die Sachen bei uns net mehr gibt, gibt’s in einem Irish Pub auch kein Bier mehr", grinst der Wirt.

Weinberg, Wirt und Winzer
Heinz und Hannes Harkamp
Eben in diesen 1960ern warben die Eltern von Heinz und Hannes Harkamp mit der "staubfreien Zufahrt auf der ersten asphaltierten Straße" zum Wirtshaus in St. Nikolai im Sausal. Die gibt es auch heute noch: Über ein paar Kurven geht es hinauf auf den Flamberg, der bei schönem Wetter einen Blick bis nach Slowenien erlaubt. Immer noch ist der Betrieb in der Hand der Familie: Heinz, der jüngere Sohn, hat das Landgasthaus mit 20 Fremdenzimmern zu Feinschmeckerrestaurant und schickem Weingarten-Hotel gemacht. Sein Bruder hat sich den Weinreben und der Winzerei verschrieben: "Ich hätt’ Kellner werden sollen", erinnert sich Hannes. "Aber vor 25 Jahren hab’ ich erkannt, Gastro ist noch so das meine. Aber da gibt’s ja zum Glück noch etwas anderes bei uns."

Das andere, das war und ist der Wein. Schon Hannes’ und Heinz’ Großvater hat Trauben angebaut und Wein gekeltert. "Der Großvater hat immer gesagt, er will einen Wein aus der Gegend trinken. Er ist immer mit dem Rucksack zu Nachbarn gegangen und hat gekostet."

Weinberg, Wirt und Winzer
Harkamp, Hotel
Bevor Hannes den Weinbau übernahm, lief dieser Bereich neben dem Gast- und Fremdenzimmerbetrieb mit. "Jetzt sind wir aber nicht mehr das Gasthaus mit ein bisserl Weinbetrieb, sondern beide Zweige sind gleich stark", schildert der Winzer. "Das ist vielleicht ungewöhnlich, denn sonst bist ein besserer Wirt oder ein besserer Winzer."

Die Wanne in den Reben

Weinberg, Wirt und Winzer
Harkamp, Hotel
Aber zum Glück sind sie ja zu zweit, die Harkamps. Als sich die Eltern aus dem Alltagsbetrieb zurückziehen wollten, stellte sich die Frage: "Was tu ma mit dem alten, südsteirischen Gasthaus mit dem Charme der Sixties?", grinst Heinz. "Das Haus war außen wie in den 1960ern, da hat sich nicht viel getan."
Weinberg, Wirt und Winzer
Harkamp, Hotel
Nach einer langen Planungsphase ("die Familie hat gedacht, das wird nie mehr was") wurden 2007 die zwanzig alten Zimmer zu zehn zusammengelegt, 16 weitere neu errichtet. Die haben es in sich: Wer auf der Terrasse in der Wanne liegt, glaubt, er badet im Weinberg. Da wundert es wenig, dass das Hotel beliebt für Veranstaltungen ist, speziell Hochzeiten.
Weinberg, Wirt und Winzer
Harkamp, Hotel
Obwohl gehobene Küche geboten wird versuche er nicht abzuheben, betont Heinz. "Verschnörkeln tu ich nix. Ich will steirische Gerichte zeitgemäß kochen. Bei mir gibt’s auch eine gute Flecksuppe und einen Kalbskopf mit Vogerlsalat. Das ist ja in der Gastronomie fast schon ausgestorben." Der Koch kommt ins Schwärmen. "Oder Weinbergschnecken. Wieso soll es in einem Weingartenhotel keine Weinbergschnecken geben?"

Apropos Wein. Die meisten Weingärten stehen rund um das Hotel. Der Weinkeller und die Produktion sind sieben Kilometer entfernt. 16 Hektar Rebfläche bewirtschaftet Hannes, der Winzer. Seine Produkte serviert der Bruder natürlich im Lokal. "Das ist schon super", schmunzelt Hannes. "Du kostest von dem Wein, der da wächst, setzt dich hin und isst ein Backhendl."

Unter anderem hat das Weingut Harkamp Welschriesling, Sauvignon blanc, Morillon, Weiß- und Grauburgunder sowie Gelben Muskateller und Pinot Noir hat zu bieten. Zusätzlich dazu ist der Winzer auch noch als Versekter tätig: Hannes Harkamp stellt den Schaumwein nicht nur aus eigenen Trauben her, sondern produziert auch für andere Betriebe.

Heinz Harkamps Küche ist mit einer Gault Millau-Haube gekrönt. 26 Zimmer gibt es in seinem Weingartenhotel, die Preise pro Nacht schwanken je nach Lage, Ausstattung und Saison 49 und 125 Euro pro Person und Nacht. Internet: www.harkamp.at

Wein ist nicht der einzige Genuss in St. Nikolai im Sausal. Die Destillerie Weutz ist stolz, den "1. steirischen Whisky" zu produzieren.

Das Flamberger Bier der Hausbrauerei Löscher hat mehr als 50 Sorten auf Lager, von Hanf-über Holunder- bis zum Biobier. Zum Schwarzbieressig ist es da geschmacklich nicht so weit. Familie Waltl produziert Essig ist jeder vorstellbaren Geschmacksrichtung, etwa Gurken-, Apfel-Whisky- oder Bärlauch-Essig.

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