HCB-Wert schnellt nach oben

Der Blaukalk auf der Deponie in Brückl sorgt weiterhin für Probleme.
Mit der Temperatur erhöht sich die Belastung der Luft durch die Giftmülldeponie.

Mit dem Frühling sollte die Hoffnung auf eine baldige Überwindung des Hexachlorbenzol-Skandals im Kärntner Görtschitztal einziehen. Doch ausgerechnet die steigenden Temperaturen lassen auch die HCB-Werte in der Luft nach oben schnellen. Bei der Giftmülldeponie der Donau Chemie in Brückl sind sie laut aktuellen Messergebnissen im Vergleich zum Jahresbeginn ums Neunfache gestiegen.

Zwischen 5. Februar und 5. März 2015 wurde das gasförmig in der Außenluft vorliegende HCB gemessen. An zehn Stellen im Görtschitztal waren die Werte nicht bzw. kaum erhöht. Selbst im Umgebungsbereich des "w&p"-Zementwerks, wo kontaminierter Blaukalk verbrannt worden war, wurde an zwei Messpunkten nur noch eine HCB-Konzentration im Bereich der Hintergrundbelastung bis zu 0,1 Nanogramm pro Kubikmeter nachgewiesen. Doch der Luftgütemesscontainer bei der Blaukalk-Deponie in Brückl machte sämtliche Hoffnungen auf eine Entspannung der Situation zunichte: dort schien im Monatsdurchschnitt der extrem hohe Wert von 18,8 ng/m3 auf. Zum Vergleich: Mitte Dezember wurden dort 14 ng/m3 gemessen, Ende Dezember, als bei minus 8 Grad eine Schneedecke über dem Kalk lag, 2 ng/m3.

"Das lässt nur einen Schluss zu: mit steigender Temperatur erfolgt eine erhöhte Freisetzung des HCB aus der Deponie", sagt Kurt Hellig von der Umweltkontrolle des Landes Kärnten.

Flächen abgedeckt

Kann man daraus folgern, dass die Deponie in den nächsten Monaten noch mehr HCB absondert? Hellig: "Diese Vermutung liegt nahe. Aber wir haben Maßnahmen getroffen, um die Deponieflächen abzudecken." Weiters wurde beschlossen, die zum Schutz der Wohnnachbarn errichteten Wälle bis zum Abbau der Altlast in einer Höhe von fünf Metern zu erhalten.

In Wahrheit könne man nur permanent weiter messen, betont Hellig – und hoffen, dass sich die Immissionen in Grenzen halten. Vergleichswerte zu den letzten Jahren gibt es nicht, weil erst seit September 2014 Luftmessungen im Hinblick auf HCB durchgeführt werden.

Was bedeuten die 18,8 ng/m3 für die Bevölkerung in der unmittelbaren Umgebung der Deponie? Das ist ungewiss. Grenzwerte existieren nicht, nur eine Risikoeinschätzung. Die sogenannte "Unit Risk" ist ein relatives Maß für die Kanzerogenität (also der möglichen Fähigkeit, Krebs auszulösen) einer Substanz. Diese liegt bei HCB bei 2 ng/m3. Hellig erklärt die Details: "Das heißt, wenn ich 70 Jahre lang tagaus und tagein diese Menge aufnehme, besteht die Möglichkeit einer Erkrankung im Verhältnis eins zu einer Million."

Ablehnung

Die steigenden HCB-Luftwerte verdeutlichen aber auch, wie wichtig eine baldige Räumung der Deponie wäre. Derzeit lagern dort 150.000 Tonnen des kontaminierten Blaukalks. Die Zementwerke in Österreich, die die giftige Substanz verbrennen könnten, lehnen eine Verwertung ab. "w&p" in Klein St. Paul wurde die Schlüsselnummer entzogen.

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