Banker-Mord: Opfer wurde "fachmännisch zerteilt"

Halil I., 30, wird von seinem jüngeren Kollegen schwer belastet.
Angehörige schildern Wesenveränderung. Gutacherin bescheinigt beiden Angeklagten psychische Gesundheit.

Der Mordprozess gegen zwei ehemalige Bankangestellte, die einen ihrer Kunden erdrosselt, zerstückelt und danach einbetoniert haben sollen, ist am Dienstag im Grazer Straflandesgericht mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt worden. Angehörige der beiden Angeklagten, wie etwa die Frau des 24-Jährigen, erzählten von einer Wesensveränderung ihres Ehemannes und von seinem Geständnis ihr gegenüber: "Er war psychisch am Boden. Er sagte, I. hat einen Mann umgebracht."

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Angehörige schildern Wesensveränderung

Die Ehefrau habe an den Tagen rund um die Tötung des Bankkunden bemerkt, dass der 30-jährige Angeklagte ihren Mann mehrfach kontaktiert hatte und der 24-Jährige auch länger abends weg war. Als sie ihn fragte, was los sei, habe er gesagt, er sei "in eine Sache verwickelt, von der er nicht so schnell herauskomme". Er habe von Drogen erzählt, die er zusammen mit dem 30-Jährigen einbetoniert habe, um sie verschwinden zu lassen. Den Mord habe ihr Mann ihr erst wenige Tage vor der Festnahme gebeichtet: "Er sagte, dass I. den Mann im Auto erdrosselt und dann zerstückelt und einbetoniert hat."

Ihr sei aufgefallen, dass er sich schon in den Monaten vor der Festnahme anders benommen habe. Auch einem Freund der beiden Angeklagten - er war offenbar nichts ahnend beim Transport der Kübel und des Betons zum Container dabei - sei aufgefallen, dass der 24-Jährige später stark abgenommen habe: "Er sagte, er mache eine Diät." Der jüngere der beiden Verdächtigen habe ihm auch erzählt, dass I. einen Mann umgebracht hätte, aber er habe das für einen Scherz gehalten. "Wenn ich damals gedacht hätte, dass es kein Scherz war, wäre er nicht mehr mein Freund. Ich habe es nicht ernst genommen." Richter Andreas Rom befragte auch den Vater des 24-Jährigen über die Veränderungen bei seinem Sohn: "Er war seit Februar ganz anders. Der fröhliche F. war verschwunden, er war nur mehr depressiv."

Bedrohungen

Die Ehefrau sagte auch aus, dass der 30-Jährige ihren Mann und ihre Familie über einen anderen Insassen im Gefängnis bedroht habe: "Er ließ meinem Mann ausrichten, wenn er nicht seine Aussage ändert, muss er Angst um seine Familie haben, weil er habe viele Leute draußen." Der Beschuldigte dagegen meinte, er habe den 24-Jährigen nicht bedroht: "Er war mein Freund. Wir haben sogar die gleiche Uhr, die haben wir uns zusammen gekauft." Er sagte, er habe nicht schlafen können und er blieb dabei, dass der Jüngere den Mord begangen habe: "Ich habe zugesehen. Ich habe es nicht getan. Ich wollte das alles vergessen und nicht mehr darüber nachdenken."

Zur Ablenkung sei der 30-Jährige mit seiner Affäre in den Tagen nach dem Mord in einem Hotel gewesen. Die junge Frau erzählte vor Gericht, dass er Nachrichten am Handy bekommen habe: "Danach habe ich Angst in seinen Augen gesehen. Er schaute panisch auf das Handy." Er habe ihr aber nicht sagen wollen, was los sei. Sie meinte auch, er habe ihr gelegentlich Geschenke gemacht, etwa eine Uhr. Staatsanwältin Gertraud Pichler fragte die Zeugin, ob sie wisse, woher das Geld für die Uhr stammte. Daraufhin meinte die Frau mit Blick auf die Uhr: "Nein, das will ich nicht wissen." Richter Rom wollte wissen, ob das die Uhr sei, weil "Sie so liebevoll darauf schauen." Sie nickte, worauf Rom meinte: "Wohl aus besseren Tagen."

Ein Gefängniskollege des 30-Jährigen belastete den Beschuldigten schwer. Er sagte aus, der Angeklagte habe ihm in der U-Haft von seinem Mord und der Erdrosselung erzählt und dass der 24-Jährige "zu deppert" dafür gewesen sei. Außerdem bereue er, dass er die Leiche nicht im Ausland, etwa in Slowenien, zerstückelt habe.

Gutachterin: Opfer wurde "fachmännisch zerteilt"

Nach der Mittagspause waren im Grazer Straflandesgericht die Gutachter am Wort. Die Gerichtsmedizin sprach von einer "außerordentlich gut" zerstückelten Leiche und mutmaßte, dass dafür Erfahrung etwa mit dem Zerteilen von Tieren vorhanden war. Die Psychiaterin befand beide Angeklagte für voll zurechnungsfähig und ohne höhergradige Abnormität: "Sie sind aus psychiatrischer Sicht gesund."

Gerichtsmedizinerin Eva Scheurer berichtete den Geschworenen von drei Behältern mit einbetonierten Leichenteilen, die ihr zur Untersuchung übergeben wurden. Sie wogen alle um die 100 Kilogramm und wurden erst mit einem CT-Gerät durchleuchtet, ehe die Betonblöcke mit einem Meißel auseinandergebrochen wurden: "Die Leichenteile waren in schwarze Plastiksäcke gewickelt und gut erhalten, weil sie in der kalten Mur waren." Es sei auffällig gewesen, dass alle Teile an den Schnitträndern glatt waren: "Auch bei den Knochen gab es keine Schnittspuren, die Leiche wurde fachmännisch an den Gelenken zerteilt."

Laut Scheurer wurde der Körper eindeutig erst nach dem Tod zerstückelt, wobei keine Knochen durchsägt wurden. Sie vermutete ein scharfes Messer als Werkzeug. Eine Einblutung am Lid des Opfers sei ein deutliches Anzeichen für einen Tod durch Ersticken infolge einer Erdrosselung. "Für die Zerteilung waren handwerkliches Geschick und gewisse anatomische Kenntnisse nötig", sagte die Gerichtsmedizinerin, fügte aber hinzu: "Wer Tiere zerteilt, kann sicher auch einen Menschen zerteilen." Ihrer Meinung nach hatte die Person, die die Leiche in Stücke schnitt, "Erfahrung mit dem Zerteilen von Tieren, aber eher weniger Kenntnisse über die menschliche Anatomie." Das erkenne sie an einem gescheiterten Versuch, eine Hand abzutrennen.

Psychiaterin bescheinigt psychische Gesundheit

Die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner sah bei beiden Angeklagten "rasch und schlüssig", dass sie keine Anzeichen einer Störung aufweisen: "Es gab auch keine Hinweise auf eine höhergradige Abnormität." Der 24-Jährige sei aber etwas empfindsamer als andere Menschen, wolle eine "biedermeierartige Idylle" und mache die Augen bei unliebsamen Dingen zu. Das würden aber auch viele anderen Menschen so machen und das sei daher nicht ungewöhnlich. Beim 30-Jährigen ließ sich sagen, dass er "wie auf Schienen" funktioniere, schwer vom Geplanten abschwenken könne und ein detaillierter Planer sei. Er verfüge über eine erhöhte Selbstbezogenheit, aber auch das hätten viele andere Menschen ebenfalls.

Kastner meinte in Bezug auf einen gemeinsamen Plan: "Die beiden würden sich ideal ergänzen." Der 24-Jährige würde die Szenarien entwickeln, weil er "intellektuell wendiger" sei, der 30-Jährige wäre der, der den Plan detailliert ausarbeitet und durchzieht. Der Jüngere würde dann wegsehen, wenn die Details unschön werden.

Ein Urteil soll es frühestens am Mittwoch geben.

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