Frauen-Geschichte(n): Damit Wissen nicht verloren geht

Die Frauen sammeln Lebensgeschichten und Fotos, so wie das von Frau T. als Kind
Der Verein Akzente sammelt Fotos und Lebensgeschichten von Frauen aus dem Raum Voitsberg.

Zwei Stunden marschierte Frau T. täglich zur Arbeit. "Der Bus ist nur Dienstag und Donnerstag gefahren, ich hab’ aber Montag bis Mittwoch in den Schulen sein müssen", schildert die 80-Jährige. "Also mit Rucksack und so weiter unterwegs. Im Winter war man bis zu den Schenken im Schnee, oft schon im September."

37 Jahre lang war die Weststeirerin Werklehrerin, ein Beruf, der sie nicht nur glücklich machte, sondern bergauf, bergab durch den Bezirk Voitsberg führte. Ihre Geschichte und die anderer Frauen wollen Katja Grach und Heidi Gaube sowie Dorothea Sauer vom Verein Akzente bewahren. Grach und Gaube gingen am 8. März, dem Internationalen Frauentag, mit dem Blog Heimat@Töchter online: Gespräche mit Frauen aus der Region sind dort zu finden, Fotos, Hintergründe über eine Zeit, die langsam entschwindet.

Wichtig ist den Gestalterinnen dabei, Frauen sichtbar zu machen, vor allem ältere. "Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist ja vielfach Herrschaftsgeschichte", beschreibt Sauer. "Die weiblich konnotierten Bereiche werden oft ausgeklammert."

Frauen-Geschichte(n): Damit Wissen nicht verloren geht
Heide Gaube, Katja Grach (von links)
Dem möchte der Verein mit Heimat@Töchter etwas entgegensetzen. "Vor allem mit einer Generation, die ja noch unsichtbarer ist als die junge", überlegt Sauer. "Über ältere Frauen wird ja oft nur als Problemgruppe gesprochen." Dabei haben gerade sie, die in der Zeit zwischen den Kriegen oder des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, viel zum heutigen Wohlstand beigetragen.

Sammeln

Umgesetzt wird das Projekt im Raum Voitsberg. Der erste Schritt, das Sammeln von Daten und Geschichten, läuft bis Mai, danach soll es eine Veranstaltungsreihe zum Thema geben. "Wir versuchen, Frauen aus unterschiedlichen Lebenskontexten zu erreichen", erklärt Dorothea Sauer. "Die Bäuerin, die Kulturschaffende, die Gewerkschaftsvertreterin, die Unternehmerin. Uns geht es um Sachen, die man sonst nicht findet, das sonst verloren geht." Etwa die Geschichte einer Besitzerin von Schuhgeschäften, die 21 Lehrlinge ausbildete – alles Mädchen. http://frauengestaltenregion.wordpress.com oder www.akzente.or.at

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