"Gott hat wieder einmal überrascht"

Vermutlich dürfte Franz Lackner (li.) Alois Kothgasser (re.) beerben
Franz Lackner ist neuer Erzbischof. Vatikan bestätigt die Wahl des Salzburger Domkapitels.

Jetzt ist es offiziell: Der Steirer Franz Lackner ist der neue Salzburger Erzbischof. Der Vatikan hat Montagmittag die Wahl des Salzburger Domkapitels bestätigt. Der 57-jährige Lackner ist der 91. Bischof von Salzburg, der 90. Nachfolger des heiligen Rupertus und der 79. Erzbischof. „Gott hat wieder einmal überrascht“, erklärte der designierte Erzbischof in einer ersten schriftlichen Stellungnahme.

„Auch wenn ich respektvoll vor diesem Ruf innehalte, überwiegt in mir Dankbarkeit und Freude“, sagte Lackner. Sein Name war auf dem Dreiervorschlag gestanden, den der Vatikan an die zwölf Domherren nach Salzburg gesendet hat. Ebenfalls auf der Liste sollen Andreas Laun, amtierender Weihbischof in Salzburg und Karl Wallner, Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz, gestanden sein. Beide werden als konservative Kirchenvertreter eingestuft.

"Gott hat wieder einmal überrascht"
APARSC04 - 06112007 - RAME - ISRAEL: Bischof Franz Lackner beim Fussballspielen am Montag, 05. November 2007, nach Ende einer Messe mit einer katholischen Gemeinde im Rahmen einer Reise der Oesterreichischen Bischofskonferenz nach Israel. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Der als liberal und weltoffen geltende Franziskaner Lackner war bisher Weihbischof in der Diözese Graz-Seckau. Dankbar für das „zugemutete Vertrauen“ wolle er mit Freude undzuversichtlich glaubend „dieses Hirtenamt gewissenhaft nach Kräften annehmen“, sagte Lackner. Gleichzeitig räumte er ein, dass ihm der Abschied von der Steiermark nicht leicht falle, wo er seit elf Jahrenan der Seite von Diözesanbischof Egon Kapellari wirkt. Lackner: „Die Steiermark ist meine Heimat; Herkunft die mich geprägt hat, aber auch befähigt, aufzubrechen und den Pilgerweg des Lebens glaubensvoll weiterzugehen.“

"Kanonisch Besitz ergreifen"

Sobald der nun vom Papst bestätigte Erzbischof, der ja bereits zum Bischof geweiht wurde, dem Domkapitel das päpstliche Ernennungsschreiben präsentiert, hat er von seiner Diözese „kanonisch Besitz ergriffen“. Damit ist er mit allen Rechten und Pflichten Diözesanbischof von Salzburg. Das könnte sehr bald der Fall sein, aber auch noch einige Zeit dauern. In Folge findet dann die feierliche Amtsübernahme statt, für die es derzeit noch keinenbestätigten Termin gibt.

Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn sagte: "Mit FranzLackner bekommt die Erzdiözese Salzburg einen Hirten, der sicher das gute Werk von Erzbischof Alois Kothgasser in seinem Sinn und auch im Sinn von Papst Franziskus weiterführen wird.“ Schönborn schätze den früheren Franziskanerprovinzial und Grazer Weihbischof überaus. „Lackner ist genau der richtige Mann mit seiner Einfachheit, Direktheit, Menschennähe und franziskanischen Spiritualität, die auch gut zu Papst Franziskus passt.“

Der Grazer Bischof Egon Kapellari spricht von einer guten Wahl für Salzburg: „Das SalzburgerDomkapitel hat eine gute Wahl getroffen. Wir freuen uns darüber für unsere alte Mutterdiözese Salzburg.“ Gleichzeitig machte er kein Hehl über den Verlust des seit elf Jahren in Graz wirkenden Weihbischofs: „In der Diözese Graz-Seckau gibt es aber viel Bedauern über diesen Abschied. Bedauern besonders auch bei mir, weil dadurch eine Hoffnung für die Steiermark nicht erfüllt werden konnte.“

Kritik am Bestellvorgang

Kirchenkritische Organisationen hingegen kritisieren den Bestellvorgang, durch den Franz Lackner zum Salzburger Erzbischof wurde. So habe das Domkapitel aufgrund der beiden Gegenkandidaten (Andreas Laun, amtierender Weihbischof in Salzburg und Karl Wallner, Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz, Anm.) keine Wahl gehabt, als für den einzigen nicht erzkonservativen Kandidaten zu stimmen, meinen sowohl „Wir sind Kirche“ als auch die Laieninitiative. Mit Lackner selbst können aber beide Organisationen gut leben.

„Ich denke, dass der Wahlvorschlag zumindest stark beschnitten war“, kritisiert Hans Peter Hurka von „Wir sind Kirche“. Die Liste zeige damit, dass konservative Kreise in Rom trotz des neuen Papstes Franziskus immer noch das sagen hätten. Mit Lackner selbst hat „Wir sind Kirche“ weniger Probleme. „Er ist unauffällig, brav und immer im zweiten Glied als Erfüllungsgehilfe von Kapellari tätig gewesen“, lautet Hurkas Einschätzung.

Ganz gleich sieht es Peter Pawlowsky von der Laieninitiative: „Der Bestellvorgang ist das Ärgerliche“, kritisiert er ebenso den Dreier-Vorschlag mit den beiden „sehr konservativen“ Kandidaten Laun und Wallner. Seit Jahren dränge seine Organisation darauf, mehr Mitspracherecht bei Bischofsernennungen zu haben. Lackner sei ein „Angepasster“, der immer im Schatten Kapellaris gestanden sei, mit dem man aber gut leben könne.

Ob ein Schnappschuss mit Ski-Star Lindsey Vonn beim Nachtslalom in Schladming, Schwitzen beim Graz-Marathon für einen guten Zweck oder einfach Daumen drücken beim Fußballmatch: Der Steirer Franz Lackner gilt als einer, der gerne unter Menschen ist. Auch virtuell, seine Facebook-Seite befüllt er regelmäßig selbst mit Kommentaren und Fotos.

"Gott hat wieder einmal überrascht"
GEPA-14101251009 - GRAZ,AUSTRIA,14.OKT.12 - SPORT DIVERS, LEICHTATHLETIK, LAUFSPORT - Graz Marathon. Bild zeigt Weihbischof Franz Lackner. Foto: GEPA pictures/ Hans Oberlaender Bildnummer: 14101251009
Bis vor wenigen Tagen jedenfalls, derzeit ist der 57-jährige Franziskaner eher schweigsam. Dafür ist es rund um ihn, den gelernten Elektriker, früheren UNO-Soldaten und promovierten Theologen, umso lauter: Der Weihbischof der Diözese Graz-Seckau wagt den Sprung in eines der höchsten Kirchenämter Österreichs und folgt Alois Kothgasser als Erzbischof von Salzburg nach.

Schlafen im Container

Der Steirer dagegen gilt als alles andere als konservativ, wie etwa Reinhold Esterbauer, Dekan der Katholischen Fakultät der Uni Graz, beschreibt. „Er ist ein diskussionsfreudiger Mensch. Seine große Stärke ist, dass er auf die Leute zugehen kann, er ist offen.“ Berührungsängste jeglicher Art scheint Lackner nicht zu kennen: Er war unter den Ersten, die für eine Aktion der Vinziwerke des Grazer Pfarrers Wolfgang Pucher unlängst in einem Container übernachteten, wie das sonst Obdachlose machen. Für Esterbauer steht aber zudem fest: „Er wird auch ein loyaler Bischof sein.“

Das gilt auch für seine Heimatdiözese: Seit 2002 ist Lackner in Graz-Seckau Weihbischof, nachdem er 1984 in den Orden der Franziskaner eintrat und erst 1991 zum Priester geweiht wurde. Er war der Wunschkandidat Diözesanbischofs Egon Kapellari für seine eigene Nachfolge. Der 77-Jährige möchte schon seit zwei Jahren sein Amt gerne niederlegen, wurde von Rom aber gebeten, noch zu bleiben. Kapellaris Nachfolge hätte schon im Februar entschieden sein sollen, wird aber ständig verschoben.

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