"Zehn Millionen – das ist nur ein Sandkorn"

WK-Präsident Jürgen Mandl nimmt die Landesregierung in die Pflicht.
Kärntens Wirtschaftskammer-Boss Mandl fordert von der Landesregierung tiefgreifende Reformen.

Der 343-Millionen-Kredit der Bundesfinanzierungsagentur wurde für Kärnten bewilligt. Im KURIER-Interview beleuchtet der 50-jährige Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, Jürgen Mandl, die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort.

KURIER: Welche Reaktion erwarten Sie sich kurz- und mittelfristig von der Landesregierung?Jürgen Mandl: Wir sollten diese Krise zum Anlass nehmen, um tiefgreifende Reformen anzugehen: Sparen bei der öffentlichen Hand selbst. Pro hundert in der Privatwirtschaft Erwerbstätigen gibt es in Kärnten mehr als 18 öffentlich Bedienstete. In Tirol sind es 16, in der Steiermark zwölf, in Vorarlberg sechs. Kärnten hat die teuersten öffentlich Bediensteten. So hat es die Politik auf 3,24 Milliarden Euro Landesschulden gebracht – pro Kopf rund elf Mal so viel wie in Tirol. Der größte Kostentreiber im Landesbudget sind der Sozialbereich und der Spitalserhalter KABEG. Ohne grundlegende Reformen ist eine Budgetsanierung unmöglich.

Sie haben den Gesundheitsplan von SPÖ-Landesrätin Beate Prettner kritisiert. Er ist Ihnen nicht ambitioniert genug?Es kann ja nicht sein, dass wir in einer finanziellen Krise stecken und dennoch um 13 Prozent mehr Krankenbetten anbieten als der Österreich-Schnitt. Kärntens Krankenhäuser verzeichnen einen jährlichen Abgang von 280 Millionen Euro und Prettner spart zehn Millionen ein. Das ist nur ein Sandkorn.

In der Baubranche sind öffentliche Investitionen seit Jahren rückläufig. Diese hatte am Zahlungsstopp am meisten zu leiden.

Das Bau- und das Baunebengewerbe spüren diese Krise. Wenn genau in der Hochsaison eine Lücke entsteht, kommt diese zu tragen. Ich kann ja nicht im Winter die Straßen flicken. Leider gibt es viele lokale Firmen, die sich auf Aufträge aus Kärnten konzentriert haben – die leiden doppelt. Zum Glück hatten Unternehmer Geduld und mussten nur wenige Mitarbeiter entlassen, weil man letztlich doch eine Einigung mit dem Bund erwarten durfte.

Was bedeuten die Negativschlagzeilen der letzten Wochen?

Kärnten ist nicht pleite, die Wirtschaft darf man nicht für die Versäumnis der Politik verantwortlich machen.

Bei Ihrem Amtsantritt vor einem Jahr haben Sie primär den Bürokratieabbau in Kärnten versprochen.Das hat auch die Landesregierung versprochen, in so kurzer Zeit war das nicht umzusetzen. Leider sind Behörden nicht schneller und effizienter geworden. Eine Behörde muss Dienstleister sein und nicht Nein-Sager, der Verantwortungen an Gutachter abschiebt. Der Spaß am Unternehmertum wird unterdrückt, unternehmerischer Tatendrang abgewürgt.

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