Fasching: Keine Witze über Flüchtlinge

Die närrische Zeit steuert dem Höhepunkt zu: Verhöhnung von Minderheiten oder Religionen haben in Faschingssitzungen nichts verloren
Nach taktlosem Sketch über Jesus verordneten sich die Gilden eine Ethik-Charta.

Viele sind bereits seit Monaten ausverkauft: Die Faschingssitzungen gehören zur närrischen fünften Jahreszeit dazu wie Marillenmarmelade zum Krapfen. Politiker, Promis und gesellschaftliche Entwicklungen werden hemmungslos durch den Kakao gezogen.Manchmal bleiben bei den Sketches jedoch Anstand und guter Geschmack auf der Strecke. Bei der Nummer "Jesus Christ – grauer Star" der Straßer Faschingsgilde aus der Steiermark etwa sahen im Vorjahr einige Gläubige ihre Gefühle verletzt und verließen den Saal.

Damit das nicht noch einmal passiert, haben sich die rund130 Mitglieder des Bundes Österreichischer Faschingsgilden nun einer Ethik-Charta verpflichtet. "Verletzende Attacken auf Wehrlose, Hohnlachen von Mehrheiten über Minderheiten, beißender Spott und Häme, Ironie und Sarkasmus" seien fehl am Platz, heißt es darin.

"Die Leute sollten sich bewusst sein, was sie damit anrichten. Alles, was die Menschenwürde betrifft oder den Glauben in den Dreck zieht, ist zu verteufeln", erklärt Adi Mittendorfer, Präsident der Österreichischen Faschingsgilden. Die Charta orientiere sich an Vorbildern aus Deutschland und der Schweiz.

Keine Selbstzensur

Witze unter der Gürtellinie zu reißen, etwa über Ausländer oder Frauen, sei nicht akzeptabel, betont auch Stellvertreter Alfred Kamleitner aus Wiener Neustadt. "Ich finde es auch nicht lustig, wenn spärlich bekleidete Nonnen auf der Bühne herumlaufen." Von Selbstzensur und übertriebener politischer Korrektheit wollen die Faschingprofis jedoch nicht sprechen. Natürlich könne nach wie vor jede Verkleidung angelegt und über jedes Thema gescherzt werden, solange es mit feiner Klinge geschehe. Und auch vom "Rügerecht" der Narren gegen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft soll weiterhin humorvoll Gebrauch gemacht werden. "Keine Angst", meint Kamleitner: "Wir bleiben der Till Eulenspiegel der Politik." Bei Verstößen gegen die Charta soll es eine Verwarnung geben. Halte sich die Gilde weiterhin nicht daran, droht der Ausschluss.

Generell soll das Schriftstück als Leitbild gelten. Denn neben den Ethik-Standards soll darin der Fasching als erhaltenswertes Brauchtum mit gewissen Werten, Aufgaben und einer fixen Jahreszeit verankert werden.

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