Eltern ließen Schulkinder streiken

Der Schüler soll über WhatsApp eine Mitschülerin zum Selbstmord aufgefordert haben (Symbolbild)
Aus Protest gegen die Aufnahme eines auffälligen Schülers blieb eine ganze Klasse dem Unterricht fern.

Die Beunruhigung bei Eltern und Schülern einer Unterstufen-Klasse am Akademischen Gymnasium Salzburg ist groß. Am Montag haben sie mit einer aufsehenerregenden Protestaktion gegen die Aufnahme eines Schülers aus einer Parallelklasse demonstriert: Der Unterricht wurde bestreikt.

Der betreffende Bursche soll in seiner bisherigen Klasse in der achten Schulstufe über die Smartphone-Plattform WhatsApp eine Mitschülerin zum Selbstmord aufgefordert haben, berichtet der ORF Salzburg. Um die Persönlichkeitsrechte des Buben nicht zu verletzen, will Vizedirektor Wolfgang Mayer diesen Vorwurf nicht konkret bestätigen. "Aber es besteht eine Bedrohungslage", gesteht er ein. Darum habe er auch die Versetzung des Schülers in eine Parallelklasse angeordnet.

"Ein Zeichen setzen"

Doch dort regt sich bei Eltern und Schülern massiver Widerstand. "Wir haben erst am Samstag davon erfahren, dass der Junge am Montag in unsere Klasse versetzt werden sollte", sagt Elternsprecher Michael Schauer. "Die Mädchen und Buben fürchten sich. Alle Eltern haben mitgezogen, um ein Zeichen zu setzen", erklärt der Vater einer Schülerin, der weitere Proteste nicht ausschließen will, den Streik.

Laut dem stellvertretenden Schulleiter Mayer liegt die Entscheidung, ob die Versetzung des Schülers rechtskräftig wird, derzeit beim Landesschulrat. Vor der "pädagogischen Maßnahme" habe es einen intensiven Austausch mit den Behörden gegeben. "Wir nehmen die Sorgen von Eltern und Schülern sehr ernst", sagt Mayer, der aber auch klarstellt, dass man "Kindern auch einen Neustart ermöglichen muss."

Doch der ist für Schauer in der Klasse seiner Tochter aus mehrerlei Gründen nicht möglich: "Das Kind soll eine Chance haben. Aber es ändert sich nichts an der Bedrohungslage, wenn man den Jungen von einer in eine andere Klasse versetzt, die nur ein paar Meter entfernt ist." Und außerdem sei "der Karren so verfahren, dass es an neues Umfeld in einer unvoreingenommenen Atmosphäre braucht." Die würde es nicht mehr geben.

Der angebliche Problemschüler soll bereits in der Vergangenheit mehrfach auffällig geworden sein. Es wird von Bedrohungen und Handgreiflichkeiten berichtet. "Es hat schulpsychologische Maßnahmen gegeben, die nicht sehr erfolgreich waren", sagt Mayer dazu.

Laut ORF Salzburg zeichnet sich ein Kompromiss ab, wonach der Bursche zwar in die Parallelklasse versetzt, aber beim geringsten Vorfall der Schule verwiesen werden soll. Für die Eltern ist das laut Schauer aber kein gangbarer Weg: "Das ist eine österreichische Lösung. Die Situation ist in der einen und der anderen Klasse unzumutbar. Ein Ausschluss könnte schon jetzt beantragt werden." Dazu müsse nicht erst noch etwas passieren. Der Vater des Jungen soll indes darauf pochen, dass sein Sohn rechtlich nichts Falsches gemacht hat.

Es ist nicht der erste Problemfall, der am Akademischen Gymnasium Salzburg für Aufsehen sorgt. 2013 wurde bekannt, dass es an der Schule mehrere Fälle von Cybermobbing gegeben hat. Bei einem Mädchen bestand sogar Suizidgefahr; sie musste behandelt werden. Die Schule verhängte ein Handyverbot für die Unterstufe.

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