Ein Eierdieb mit großem Herz für Tauben

Anton "Tauben-Toni" Zung betreut den Taubenschlag im Olympischen Dorf ehrenamtlich.
Mit einem städtischen Taubenschlag will Innsbruck die Population der Vögel regulieren. Ihnen werden die Eier geklaut.

Anton Zung hält eine Taube an seine Brust gedrückt. Halbverhungert sei das Jungtier, erzählt der Innsbrucker. "Mir bringen die Leute ständig Tauben vorbei", sagt der 62-Jährige. Zwölf Jahre ist es her, dass er sich das erste Mal einem dieser Vögel angenommen hat, die für viele andere nur eine Plage sind. "Ich habe sicher 100 Vögel wieder gesund bekommen – nicht nur Tauben, sondern auch Spatzen und Raben", erinnert sich der Pensionist, der von manchen nur "Tauben-Toni" genannt wird. "Ich habe schon so viel Elend gesehen", sagt er.

Seit einigen Wochen hat der "Tauben-Toni" eine Aufgabe übernommen, die den Tauben helfen soll, aber auch den Menschen, die sich über den Kot der Tiere ärgern. Rund 40.000 Euro hat die Stadt Innsbruck in einen Taubenschlag investiert, der von Tierfreund Zung ehrenamtlich betreut wird.

Geburtenkontrolle

Auf dem Dach der Neuen Mittelschule im Stadtteil Olympisches Dorf finden hier bis zu 100 Nistpaare Platz. "In dieser Wohnanlage für Tauben wird Geburtenkontrolle betrieben", erklärt Bernhard Matt von der Innsbrucker Immobilien Gesellschaft (IIG), die im näheren Umkreis 1650 städtische Wohnungen betreut. Der Taubenschlag soll die Vögel von Balkonen und Fassaden fernhalten, wo der Kot der Tiere zunehmend zur Plage für die Bewohner wurde. Gleichzeitig wird Zung dafür sorgen, dass die Tauben beim Brüten nicht besonders erfolgreich sein werden.

Ein Eierdieb mit großem Herz für Tauben
Auf der NMS ODORF befindet sich am Dach ein Taubenschlag oder auch Kobel genannt. Das Projekt wurde von der Stadt Innsbruck organisiert und von der IIG realisiert. Als Vater und Beschützer der Tauben fungiert Herr Zung Toni aus Innsbruck
"Die Eier tausche ich gegen Plagiate aus Kunststoff aus", erklärt Tauben-Toni. Die Vögel glauben so, dass sie nach wie vor brüten. 100 bis 150 Eier wird Zung den Tauben jährlich abluchsen, um die Population unter Kontrolle zu halten. "Einmal pro Jahr muss man ihnen aber auch einen Erfolg lassen, sonst wird der Taubenschlag nicht angenommen", erklärt der ehemalige Beamte, der sich sein Taubenwissen autodidaktisch angeeignet hat.

Noch wird das Projekt allerdings von einigen Anwohnern kritisch beäugt. Um den Tauben ihr neues Heim schmackhaft zu machen, muss Zung die Tiere in der Anfangsphase noch anfüttern. "Da bin ich schon beschimpft worden", erzählt er lachend. Letzten Endes zählt für ihn aber nur eines: "Die Leute in den Häusern sollen ihren Frieden haben und die Tauben auch."

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