Die Schattenseiten des Sonnendorfs

Sechs energieautarke Häuser für Jungfamilien wurden in Finkenstein realisiert. Dann kam das Großprojekt „Sonnendorf“ aufgrund von Anrainer-Einsprüchen ins Stocken.
Bauruinen in Finkenstein/Ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs sorgt jetzt für weitere Verzögerungen.

Ein "Sonnendorf" hätte in Goritschach, Gemeinde Finkenstein, in Kärnten entstehen sollen; 14 Doppelwohnhausobjekte in bester Lage, energieautark, modern. Kurz: ein Vorzeigeprojekt.

Sechs Häuser wurden schließlich tatsächlich gebaut, sind auch verkauft und bewohnt. Der Rest gleicht einer Ruine. Nachdem nun der Verwaltungsgerichtshof dem Einspruch zweier Anrainer Recht gegeben hat, wird sich das Projekt weiter verzögern oder überhaupt erledigen – das mit der Errichtung betraute Unternehmen befindet sich nämlich längst in einem Sanierungsverfahren.

Keine Parteistellung

Der Bauwerber hatte in einer ersten Phase im Oktober 2011 nur für sechs Doppelwohnhausobjekte um Baubewilligung angesucht. Die Kärntner Baubehörde gab grünes Licht. Den Nachbarn, die sich gegen das Projekt stemmten, wurde keine Parteistellung zuteil, weil ihre Grundstücke zwar an jene des Gesamtprojekts "Sonnendorf" angrenzen, nicht jedoch an die speziellen Parzellen, die vorab bewilligt wurden. Es gebe keine zwingende Verbindung der einzelnen Doppelwohnhäuser; auch keine gemeinsamen Anlagen wie Müllplatz, Heizung, oder Parkplätze seien beantragt, lautete die Begründung der Behörde.

Projekt kam ins Stocken

Die Anrainer sind jedoch der Ansicht, dass man das "Sonnendorf" als einheitliches Bauvorhaben beurteilen müsste, weshalb sie weiterhin Akteneinsicht und Parteienstellung begehrten. Ihre Einsprüche brachten letztlich das gesamte Projekt ins Stocken.

"Es gab eine Bauverzögerung von eineinhalb Jahren. Die Kosten für die Firma sind aber weiter gelaufen", sagt Finkensteins Bürgermeister Christian Poglitsch (ÖVP). Das Unternehmen habe Insolvenz anmelden müssen, befinde sich nun in einem Sanierungsverfahren. Nur die sechs Häuser wurden errichtet.

Und nun drohen weitere Verzögerungen, nachdem die Anrainer vom Verwaltungsgerichtshof Recht und Parteienstatus zugesprochen bekamen.

"Die Doppelwohnhäuser sind nicht jeweils für sich zu beurteilen, sondern als Teil des Gesamtprojektes "Sonnendorf" (...) sodass den beschwerdeführenden Parteien in dem Verfahren zur Genehmigung des Gesamtprojekts Parteistellung zukäme", heißt es im Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs. Damit wird zwar nicht der Baubescheid für die bisher errichteten sechs Häuser nichtig, aber die Baubehörde des Landes muss den Nachbarn nun Parteienstellung und Akteneinsicht gewähren.

"Eine blöde Geschichte, die ich von meinem Vorgänger (Walter Harnisch/SPÖ, Anm.) geerbt habe. Wir müssen erst in den Gremien des Gemeinderats beraten, wie wir mit dieser neuen Situation nach dem Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs umgehen", sagt der Bürgermeister.

Rohbauten

Das Bild, das sich in seiner Gemeinde nun präsentiert, ist ihm sichtlich peinlich. Wo 28 energieautarke Wohneinheiten mit atmungsaktiven Ziegelwänden und Photovoltaikanlagen als idealer Wohnraum für Jungfamilien glänzen sollten, stehen deren sechs, die verkauft und bewohnt sind – das ist die Sonnenseite. Die Schattenseite sind Ruinen, Absperrgitter, Betonrohre und Rohbauten. "Ich hoffe, dass das Zukunftsprojekt dennoch fertiggestellt wird. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass eine andere Firma einspringt. Es gibt diesbezüglich Interessenten", betont Poglitsch.

Kommentare