Die Frauen pirschen sich an

Eva Erlacher ist hauptberuflich Juristin. Ihre Leidenschaft ist seit drei Jahren aber die Jagd
Der Anteil der Jägerinnen steigt. In NÖ sind bereits 18 Prozent der Jungjäger weiblich

Naturverbunden war Eva Erlacher schon immer. Die 27-Jährige wuchs auf der Kärntner Alm ihrer Eltern auf. „Das Jagen war in der Familie aber nie ein Thema“, sagt die Juristin. Bis sie eines Tages wissen wollte, welche Wildtiere in ihrer Heimat leben. „Deshalb hab’ ich den Jagdschein gemacht. Um mich mit den Grundlagen auseinanderzusetzen.“


Erlacher ist eine von vielen jungen Frauen, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben. Im Vorjahr gab es laut Statistik Austria rund 123.000 Jäger. Beim nö. Landesjagdverband, dem größten in Österreich, haben 874 Jungjäger die Prüfung bestanden. 18 Prozent davon sind Frauen. Tendenz steigend.


„Der Killerinstinkt, der fehlt mir“, lacht Erlacher. „Anfangs war das für mich kein Thema, je jagen zu gehen.“ Das hat sich geändert. Im örtlichen Jagdverein, in dem es bis dahin nur eine Frau gab, hat man sie mit offenen Armen aufgenommen. „Die erfahrenen Jäger haben mich oft mitgenommen, mir viel gezeigt und viel erklärt.“ Und da habe ich gemerkt: „Das macht Sinn.“


Sie versteht sich nicht nur als Jägerin, sondern auch als Hegerin. „Im Sommer bin ich fast ausschließlich auf dem Berg und verbringe den Tag draußen.“ Sonst unterrichtet die Juristin auf der Uni in Wien. Ihr Schwerpunkt: Umwelt-, Jagd- und Waffenrecht.


Vegetarierin

Sie ernährt sich beinahe ausschließlich vegetarisch, erzählt sie. „Außer ich weiß, wer das Tier erlegt hat oder wenn ich es selbst erlegt habe.“ Der Respekt vor dem Tier sei ihr wichtig. „Man bedankt sich ja auch beim Tier. Das ist unter Jägern eine sehr respektvolle Sache.“ Und auch das Zerlegen und Verarbeiten des Wildes sei ein respektvoller Akt.


Die Trophäen behält sie. „Weil sie Erinnerungen sind“, sagt Erlacher. Manchmal hört sie auch Kritik. „Dann erkläre ich, warum ich jage. Dann verstehen die Leute das auch.“


Interesse steigt

Peter Lebersorger, Geschäftsführer des nö. Landesjagdverbandes, sieht ein steigendes Interesse der Frauen an der Jagd. „Bei den Kursen sind sogar bis zu 30 Prozent Frauen“, sagt er. Das Durchschnittsalter der Jungjäger beträgt übrigens 32 Jahre. „Viele haben einen beruflichen Hintergrund. Etwa Landwirte – da ist es ganz normal, dass sie auch Jäger sind.“


Aber auch für Adelige ist der Jagdschein oft automatisch ein Thema. Und ebenfalls ein oft genannter Grund: Die Kulinarik. „Viele haben mit der gängigen Fleischproduktion, der Massentierhaltung, ein Problem. Sie wollen wissen, woher das Fleisch kommt.“ Diesen Ansatz verfolgt übrigens auch Kabarettist und Aussteiger Roland Düringer – er machte vor wenigen Jahren mit seiner Frau den Jagdschein.

Kommentare