Dacapo in Posse um Haider-Bühne

Festspiele am Wörthersee sind Geschichte, aber der letzte Akt des Dramas fehlt
Hotelier Marolt darf Plattform nicht am Klopeiner See errichten, nun soll sie woanders stranden.

65.666 Euro überwies die Recyclingfirma Kuttin im vergangenen September der Stadt Klagenfurt für die Überbleibsel der einst so pompösen Wörtherseebühne – also exakt den Schrottwert. Verschrottet wurde und wird sie allerdings nicht. Nachdem sich die Gemeinde St. Kanzian gegen ein Bühnen-Dacapo am Klopeiner See ausspricht, soll die Plattform an einem anderen Kärntner See vor Anker gehen.

Hotelier Heinz Anton Marolt wollte dem Recyclingunternehmen die 23 Schwimmkörper abkaufen, die Teile im Frühjahr im Klopeiner See installieren und dort jene Bühne betreiben, die einst Jörg Haider als eines seiner Prestigeprojekte betrachtete. Dass das Podest am Wörthersee von 1999 bis Herbst 2015 rund 20 Millionen Euro versenkt hat anstatt – wie angepeilt – zum "Mekka des Sommermusicals" zu werden, schreckt Marolt nicht ab.

Gemeinde interessiert

Die Gemeinde St. Kanzian allerdings schon. Sie ist Eigentümer des Klopeiner Sees und muss die baubehördliche Bewilligung erteilen. Der Gemeindevorstand lehnte dies kürzlich in einer Sitzung mit zwei zu vier Stimmen ab. "Wir haben beim Land nachgefragt, ob es naturschutzrechtliche Bedenken geben könnte. Die Behörde hat uns nach Prüfung der Causa mitgeteilt, dass das naturschutzrechtliche Verfahren negativ ausfallen würde. Daher hat die Gemeinde das Projekt ad acta gelegt", sagt St. Kanzians Bürgermeister Thomas Krainz (SPÖ). "Unverständlicherweise", ergänzt ÖVP-Vizebürgermeister Oskar Preinig und beweist, dass die Bühnendiskussion die Volksmeinung am Klopeiner See spaltet. Preinig: "Vor Kurzem hat die Gemeinde noch selbst Interesse an den Teilen angemeldet und sogar der Tourismusverband sprach sich für die Plattform aus."

Marolt trauert "seiner" Bühne ebenfalls nach: "Was sollen schon ein paar Schwimmkörper einem See schaden? Traurig, dass eine Vision, die die Region beleben würde, nicht gefördert wird. Ich hätte nationale und internationale Stars an den Klopeiner See geholt und bewiesen, dass die Bühne gewinnbringend betrieben werden kann." Die Plattform ist damit aber nur für Marolt ("Ich bin kein Don Quichotte, der andauernd gegen Windmühlen kämpft") Geschichte.

"Kurz vor Abschluss"

Wilfried Kuttin, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma, hortet die Teile auf seinem Schrottplatz in Klagenfurt – "weil der eigentliche Wert höher als der Schrottwert ist", betont der Unternehmer, der "mehrere Interessenten" an der Angel haben will. "Und die wollen die Bühne nicht verschrotten, sondern an einem anderen See neu errichten." Mit dem aussichtsreichsten Kandidaten, der noch auf das behördliche Okay warte, stehe er kurz vor dem Abschluss. Wohin es die Schrott-Arena verschlagen wird, will Kuttin nicht verraten. Möglichkeiten für eine Fortsetzung der Bühnen-Posse gibt es genug, Kärnten verfügt über 1270 stehende Gewässer.

Kommentare