Coups bei Geldtransporterfirma waren Insider-Taten

Tirols LKA-Chef Walter Pupp und Landespolizeidirektor Helmut Tomac (v. li.) mit einem Teil der sichergestellten Beute aus zwei Verbrechen gegen einen Innsbrucker Geldtransporter-Firma im Jahr 2014.
Vier Festnahmen. Beide Haupttäter waren bei Firma angestellt. Kriminalisten stellten 1,8 Mio. Euro sicher.

Die Ausführung war filmreif. Doch bei den Regeln fürs Unentdeckt-Bleiben, die bei Gangsterfilmen stets vorgebetet werden, haben vier Millionen-Diebe aus Tirol offenbar nicht ganz aufgepasst. Statt sich nach zwei aufsehenerregenden Coups 2014 unauffällig zu verhalten, kauften sie laut Polizei Luxus-Uhren und investierten in Immobilien. Dienstagfrüh endete der Traum vom großen Reichtum für die Männer im Alter zwischen 27 und 40 Jahren in Handschellen.

Zuvor soll das Quartett fette Beute gemacht haben. 1,8 Millionen Euro konnte das Landeskriminalamt Tirol bei den beiden Haupttätern sichern stellen. Doch das ist bei Weitem nicht die gesamte Beute, über deren Höhe die Polizei vorerst keine Auskunft gibt: Wo der Rest des Geldes geblieben ist, muss noch geklärt werden. Es stammte aus einem vorgetäuschten Überfall auf einen Geldtransporter im Februar 2014 bei Hall und einem Einbruch in die Innsbrucker Zentrale des Unternehmens im Dezember.

„Die beiden Haupttäter waren bei der Firma angestellt“, erklärte LKA-Chef Walter Pupp am Donnerstag. Der 28-jährige Lenker eines Geldtransporters ließ seinen 40-jährigen Kollegen beim ersten Coup in sein Auto zusteigen. Der räumte während der Fahrt die Geldkassetten leer. Der Chauffeur sprach später von drei Tätern, die ihn als Zivilstreife getarnt auf einen Parkplatz gelotst, bedroht und gefesselt hätten. Stattdessen soll er sich selbst verletzt und verschnürt haben. Seinen mutmaßlichen Komplizen ließ der Tiroler in dessen Auto umsteigen. Dreist: Später kassierte der 28-jährige Fahrer sogar noch 12.000 Euro Schmerzensgeld für die angeblich erlittenen Torturen, bevor er aus dem Unternehmen ausschied und in einen anderen Job wechselte.

Letztes Puzzlestück

Coups bei Geldtransporterfirma waren Insider-Taten
Im Dezember 2014 haben Maskierte die Zentrale einer Geldtransporterfirma geplündert.
Gemeinsam sollen die zwei mutmaßlichen Haupttäter noch in die Firmenzentrale eingebrochen haben, zwei Komplizen ließen sie laut Exekutive Schmiere stehen. Die Männer verfügten über Schlüssel und Codes. Bei beiden Coups ging die Polizei stets von Insiderwissen aus. Zuletzt wurde die Verkleidung der Einbrecher in einem Waldstück gefunden – ein letztes Puzzlestück. „Bei der Einvernahme sind jetzt alle umgefallen“, erzählt Pupp. Einer der gefassten Komplizen wurde in Wien verhaftet, wo er seinen Grundwehrdienst absolvierte. Bei allen vier Verdächtige handelt es sich um Einheimische. Einer von ihnen wurde auf freiem Fuß angezeigt. Die anderen sitzen in Haft.

Bevor die Hauptverdächtigen gefasst wurden, mussten sie Nervenstärke beweisen. Standen doch vor allem die Mitarbeiter der Geldtransporterfirma im Fokus der Ermittlungen. „Es gibt durchaus Leute, die eine Straftat bestreiten können und dabei cool wirken“, erklärt Chefermittler Pupp. Die Männer seien bereits im Visier der Kriminalisten gewesen, als vor wenigen Wochen die Kleidungsstücke und Maskierungen aus ihrem Einbruch gefunden wurden. Einen entscheidenden Punkt habe es in den Ermittlungen aber nicht gegeben. „Das hat sich als Bild entwickelt und schließlich zusammengefügt.“

Zumindest beim Verstecken der Beute hatte sich einer wieder filmreif verhalten. Er hatte sein Geld zuhause in seinen eigenen vier Wänden eingemauert. Die Tiroler dürften nun für lange Zeit hinter Gitter wandern. Neben dem vorgetäuschten Raub und dem Einbruch muss sich einer der beiden Hauptverantwortlichen noch für eine weitere Tat verantworten. Dass der 28-Jährige Schmerzensgeld kassiert hat, fällt unter schwerer Betrug.

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