Bis zu 2000 Euro pro Quadratmeter

Am Nordufer (r.) des Millstättersees werden bald Parzellen zum Verkauf angeboten.
Hoch verschuldetes Millstatt muss begehrte Seegrundstücke verkaufen. Bürger müssen Deal absegnen.

Das letzte Familiensilber der Gemeinde Millstatt, die mit vier Millionen Euro überschuldet ist, kommt unter den Hammer. Veräußern kann man in der Kärntner Touristenhochburg zwar nicht mehr viel, das Vorhandene ist am Markt aber durchaus begehrt: Es handelt sich um Grundstücke in exklusiver Lage am und rund um den Millstätter See. Die Zeit drängt, denn wenn die Gemeinde dem Land Kärnten kein schlüssiges Entschuldungskonzept vorlegt, droht die Installierung eines Revisors, der künftig den Finanzhaushalt steuert.

Dass ein stets gut gebuchter Fremdenverkehrsort in eine solche Zwickmühle geraten konnte, liegt im weitesten Sinne am Tourismus selbst: Seit 1996 übernimmt die Gemeinde alljährlich die Abgänge der drei Strandbäder in Millstatt, Dellach und Pesenthein.

Dazu kommt ein Sprungturm-Unfall im Millstätter Bad aus dem Jahr 2009, der sich für die Gemeinde mit 260.000 Euro niederschlägt, weil sich ein 13-Jähriger schwer verletzte. Der Turm war damals trotz (bis heute aufrechter) behördlicher Sperre geöffnet – die Bäderbetriebe und der Geschäftsführer wurden kürzlich in letzter Instanz wegen grober Fahrlässigkeit zur Übernahme der Kosten verurteilt. Weil der damalige Geschäftsführer jedoch inzwischen verstorben ist, sollen rund 70.000 Euro aus dessen Verlassenschaft an die Gemeinde gehen. Ein entsprechendes Angebot existiert.

Exklusive Lage

"Zur Sanierung des Haushalts sind aber andere Maßnahmen erforderlich. Damit meine ich leider Einmal-Maßnahmen aus Liegenschaftsverkäufen: Wir haben 15 bis 20 Grundstücke in exklusiver Lage mit Seeblick. Man muss die Veräußerung von Seegrundstücken andenken, denn sonst besitzen wir nur noch das Rathaus, das Kongresshaus und die Volksschule", skizziert Bürgermeister Johann Schuster (SPÖ) die beschränkten Möglichkeiten. Er ist seit März 2015 Ortschef von Millstatt und hat die Probleme geerbt.

Die Grundstücke mit Seeblick würde man um 200 Euro pro Quadratmeter anbieten. "Für Seegrund können wir hingegen bis zu 2000 Euro verlangen", betont Schuster. Auch der Ursprung allen Finanz-Übels – die Bäder – stehen zur Debatte. Sie könnten geschlossen und verkauft werden; das Abtrennen einzelner Parzellen wäre ebenfalls möglich.

Hoffnung macht ein 2000 großes Grundstück mit Seezugang in Pesenthein: "Dort können derzeit Fischer ihre Boote ankern lassen. Die Gebühreneinnahmen sind vernachlässigbar und wir wären im Fall einer Veräußerung einen Großteil unserer Schulden los", sagt der Bürgermeister.

Interessenten

Der Pesentheiner Campingplatz mit Seezugang wird bereits von Investoren begehrt. "Aber man kennt offensichtlich unsere finanzielle Notlage; da wurden nur vier Millionen Euro für ein 45.000-Quadratmeter-Areal geboten. Wir werden keinen Spekulanten auf den Leim gehen und Angebote sowie Pläne genauestens prüfen", betont Schuster. Ein Interessent will beispielsweise am Camping-Areal ein Feriendorf errichten.

Außerdem stellt der Bürgermeister klar: "Es gibt einen Gemeinderatsbeschluss, der die Einbindung der Bürger im Fall von Verkäufen der Seegründe vorsieht. Das heißt, es gäbe einen bindenden Volksentscheid."

Revisor war schon da

Was "Aufpasser" des Landes betrifft, ist die Gemeinde Millstatt ein "gebranntes Kind": Bereits in den 1930-er-Jahren gab es dort einen Revisor, der die Finanzgebarung steuerte. Daher will man rasch ein schlüssiges Entschuldungskonzept auf den Tisch legen.

Im Büro von Finanzlandesrätin Gaby Schaunig (SPÖ) zweifelt man nicht daran: "Von einem Revisor kann derzeit keine Rede sein. Die Gemeinde hat sich in den bisherigen Vorgesprächen als sehr kooperativ erwiesen. Wir gehen davon aus, dass wir gemeinsam einen Fahrplan zur Entschuldung erarbeiten werden", sagt Büroleiter Stefan Primosch.

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