"Aktion scharf" der Finanzpolizei

Die Finanzpolizei kontrollierte unter anderem Firmenbusse in der Steiermark
Kammer klagt über Preisgefälle im Ausland, das legale Aufträge für Betriebe an der Grenze blockiere.

Punkt 4.30 Uhr Früh begannen die Kontrollen der Finanzpolizei gegen Schwarzarbeit, rund sechs Stunden später gab es auch schon eine Zwischenbilanz: 33 illegale Beschäftigte entdeckten die Beamten bei einer "Aktion scharf" auf Baustellen und bei Grenzübergängen in der Steiermark. 16 Firmen aus Slowenien ließen im Bundesland arbeiten, ohne das zu melden, begingen also Steuerbetrug.

Zeitgleich an vier Schauplätzen schwärmten 60 Beamte aus: Bad Radkersburg, Mureck und Gersdorf, das drei Kilometer nördlich von Spielfeld liegt. Zudem gab es Kontrollen auf der Südautobahn bei Ilz-Fürstenfeld, wo Lkw und Firmenbusse kontrolliert wurden.

Verdoppelt

Damit wollten Wirtschaftskammer und Finanzpolizei auf das Problem der Schwarzarbeiter hinweisen, deren Anzahl sich in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt habe. Betroffen davon ist vor allem die Baubranche. Es sei ein doppeltes Dilemma, betont Bau-Innungsmeister Alexander Pongratz: "70 Prozent der ausländischen Firmen, die bei uns arbeiten, stehen unter dem Verdacht von Lohn- und Sozialdumping."

So liege der Stundenlohn für Handwerker in Ungarn etwa bei vier Euro, in Österreich jedoch bei dreizehn Euro. Das treffe einerseits die Arbeiter, die weniger verdienten als im Land üblich. Aber auch die heimischen Unternehmen, die mit solchen Preisen nicht mithalten können. Je näher die Grenze, desto schwieriger, sagt Hermann Talowski, Spartenobmann für Handwerk und Gewerbe: "Für Betriebe in der Südsteiermark ist es ja fast unmöglich, legal Aufträge zu bekommen."

Getrickst

Offenbar ein speziell steirisches Problem, das Pongratz mit Statistik untermauert: Während 2015 die Anzahl der Bau-Insolvenzen bundesweit sank, stieg sie in der Steiermark um ein Viertel an. Ein Faktum, das die Wirtschaftskammer auch auf Tricks der ausländischen Anbieter zurückführt. So seien Arbeiter etwa in der Steiermark tätig, abgerechnet würde aber in Slowenien, schildert Innungschef Pongratz.

Auch bei der Summe der geleisteten Arbeitsstunden würde oft geschummelt: "Ein Arbeiter ist da für neun Stunden gemeldet, tatsächlich ist er aber fünfzehn Stunden auf der Baustelle." Das spare den Unternehmen eine Menge Geld, die dadurch niedrigere Preise anbieten können.

Die Vorwürfe der Kammer decken sich mit Daten der Finanz: Im Vorjahr wurden in ganz Österreich 11.145 "mutmaßlich illegale Aufträge" entlarvt, erklärt Rigobert Rainer, Leiter der Finanzpolizei für Kärnten und die Steiermark. Das kostete die betroffenen Firmen 25 Millionen Euro an Strafzahlungen. In Kärnten und der Steiermark waren es 4,3 Millionen Euro für 2394 illegale Beschäftigungen. Werte, die deutlich angestiegen sind: 2013 gab es bundesweit erst 5245 solcher Fälle.

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