5558 Anzeigen: Immer öfter sind Waffen im Einsatz

Zahl der Anzeigen wegen Delikten mit Waffen stieg um 53 Prozent.
Engagierte Angestellte sorgte dafür, dass aufgeregtem Pensionisten Pistole abgenommen wurde.

Es gibt immer mehr Straftaten mit Waffengewalt. Laut Sicherheitsbericht des Bundeskriminalamtes stieg die Zahl entsprechender Anzeigen von 2013 auf 2014 um 53 Prozent.

Dass einem offenbar sehr aufgewühltem Pensionisten die Waffe rechtzeitig abgenommen werden konnte, ist dem Engagement einer Angestellten eines Hörgeräte-Geschäfts in Tirol zu verdanken. Sie hat womöglich ein Blutbad, zumindest aber einen Suizid verhindert. Als der ältere Herr kurz vor Geschäftsschluss mit seinem Wunsch nach einem Hörtest auf den nächsten Tag vertröstet wurde, erklärte er, er würde sich sowieso umbringen. Er äußerte seinen Unmut über seine Kinder und betonte, es sei ihm eh schon alles egal.

Die Angestellte beobachtete, wie er gegenüber in ein Waffengeschäft ging und offenbar mit einer gerade gekauften Pistole wieder herauskam. Als der Mann Tags darauf nicht zum Hörtest erschien, verständigte sie die Polizei. Die Beamten suchten den Pensionisten daheim auf und nahmen ihm die Waffe ab, um Selbst- oder Fremdgefährdung zu verhindern.

Der Mann beschwerte sich bei Gericht, er sei seit 43 Jahren Mitglied im Schützenverein, blitzte aber ab.

36 Prozent Zuwachs

Laut Statistik gab es im Vorjahr insgesamt 5558 angezeigte Straftaten, bei denen Waffen zum Einsatz kamen. Zum Vergleich: 2013 waren es 3624 derartige Anzeigen. Eine Schusswaffe wurde 1212 Mal verwendet, was einen Zuwachs von 36 Prozent bedeutet. Die Steigerung gehe jedoch auf Anzeigen zurück, „die sich nicht auf bevölkerungsgefährdende oder bedrohende Delikte beziehen“, erklärt Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl, Leiter des Vienna Center for Societal Security (Vicesse).
So kam es bei den 1212 Anzeigen wegen des Gebrauchs einer Schusswaffe „nur“ 39 Mal zu einer Anzeige wegen einer „Gefährdung der körperlichen Sicherheit“. 83 Mal führte der Einsatz einer Schusswaffe zu einer Sachbeschädigung. Weitere Anzeigen betreffen Tierquälerei (52 Mal), gefolgt von Eingriffen in fremdes Jagd- und Fischereirecht (43 Fälle).

Die meisten Anzeigen von bewaffneten Straftaten betreffen den Einsatz von Stichwaffen: Es gab 2944 entsprechende Anzeigen (knapp 50 Prozent mehr als im Vorjahr). Allerdings muss man die Zahlen insofern relativieren, als laut Kreissl schon die Worte „Ich stech dich ab“ am Telefon als gefährliche Drohung mit Waffengewalt angezeigt werden.

Immer öfter werden Hiebwaffen wie Baseballschläger oder Macheten eingesetzt, im Vorjahr 1402 Mal.

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