"Würde in meinem Garten Fracking betreiben"

Bio-Fracking könnte die Erdölförderung revolutionieren.
Traunkirchner Forscher entwickelt "Bio-Fracking" ohne Einsatz von schädlicher Chemie.

Wasserverseuchung, Erdbeben, klimaschädliche Methanaustritte: Das durch den Schiefergas-Boom in den USA bekannt gewordene Fracking hat sich zu einem ideologischen Minenfeld ausgewachsen. In ganz Europa – bis auf Großbritannien und Polen – stößt die Fördermethode, bei der Chemikalien in Gesteinsschichten gepresst werden, um dort Gas zu lösen, auf heftigen Widerstand.

"Würde in meinem Garten Fracking betreiben"
Helmut Hofstätter Leoben Fracking
Das Negativ-Image könnte sich jedoch bald ändern: Denn Herbert Hofstätter aus Traunkirchen, Bezirk Gmunden, hat an der Montanuni Leoben ein revolutionäres Verfahren entwickelt, das auf rein natürlichen Stoffen, ohne Chemiekeule, basiert:. "Im Wesentlichen ist Bio-Fracking ganz einfach. Wir verwenden Wasser mit Kaliumkarbonat und Stärke. Um die Lagerstätten offenzuhalten verwenden wir Sand oder Keramik. Alles Materialien, die absolut umweltfreundlich sind", erklärt der 57-jährige Erdölexperte.

Industriemultis aus aller Herren Länder stehen mittlerweile bei ihm Schlange. Studenten aus 21 verschiedenen Nationen lechzen am Institut des Oberösterreichers nach seinem Know-How.

Anwendung in OÖ

Der besondere Faible des 57-Jährigen, der im Linzer Petrinum die Schulbank gedrückt hat, liegt in der Geothermie, der technischen Nutzung von Erdwärme. Denn auch dort kann seine "sanfte Methode" eingesetzt werden.Geothermie hat in Oberösterreich, beispielsweise in Braunau-Simbach, Geinberg oder Altheim, schon eine lange Tradition. "Im Endeffekt würde mein System bei diesen Standorten eine umweltfreundliche Effizienzsteigerung bedeuten." In Geinberg würde dann einfach mehr heißes Wasser aus dem Boden fließen.

Die Labortests hätten die hundertprozentige Umweltverträglichkeit der "Bio-Enhanced Energy-Recovery", wie sie im Fachjargon heißt, bereits nachgewiesen. Jetzt stehen die ersten Feldversuche an. Laut Hofstätter stehen Standorte sowohl in Österreich als auch in anderen Ländern zur Disposition.

Ob er im eigenen Garten Bio-Fracking betreiben würde? "Ich stelle liebend gerne meinen Garten zur Verfügung. Leider habe ich noch kein Bohrloch zu Hause." Dass Teile der Bevölkerung Angst vor Fracking hat und Organisationen wie Greenpeace skeptisch bleiben, kann Hofstätter verstehen. "In der Kommunikation ist viel schiefgelaufen."

Strenges Verfahren

Was sich in den USA beim Schiefergas dargestellt, könne bei uns nie passieren, da die Systeme grundverschieden sind. In den USA befinden sich fossile Brennstoffe im Besitz der Grundeigentümer. Diese wollen oft schnelle Gewinne ohne Rücksicht auf Verluste sehen. In Österreich dagegen ist Erdöl und Erdgas genauso wie Salz ein bundeseigener Rohstoff. "Jeder Handgriff muss bei der Montan- und Wasserrechtsbehörde genehmigt werden lassen." Der Traunkirchner versichert: "Das Letzte, das ich will ist, dass ich mit meinem neuen Verfahren die Umwelt kaputt mache. Für meine Kinder und ihre Kinder schon gar nicht."

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