Tierische Wanderer unterwegs

Ein Fellmustervergleich ergab, dass Luchs Ludek aus Böhmen zugewandert ist
Luchs Ludek spazierte aus Tschechien bis in die Nähe von Linz. Wolf Fritzi ist immer noch in Freiheit.

Es war für Jäger und Biologen eine kleine Sensation, als in der Vorwoche bekannt wurde, dass im Kürnbergerwald – einem beliebten Naherholungsgebiet der Linzer – ein Luchs von einer Wildkamera fotografiert worden ist. Nur zehn Kilometer vom Linzer Hauptplatz entfernt hatte das Tier nahe Wilhering eine Infrarot-Aufnahme ausgelöst.

Die Sensation vergrößerte sich am Donnerstag noch, weil tschechischen und österreichischen Wissenschaftlern dank eines akribischen Fellmustervergleichs die Identifikation gelang. Ergebnis: Der Luchs stammt aus Tschechien, er wurde heuer erstmals im März und April im südböhmischen Teil des Böhmerwaldes (Sumava) zwischen Krumau (Cesky Krumlov) und Prachatitz (Prachatice) gefilmt und fotografiert. "Wir haben ihn Ludek genannt – es dürfte sich um ein junges Männchen handeln, das auf der Suche nach einem eigenen Revier die Grenze überschritten hat", sagt Thomas Engleder vom Luchsprojekt Österreich-Nordwest.

Mehr als 70 Kilometer Luftlinie liegen zwischen den Nachweisorten in Südböhmen und Oberösterreich, die der Luchs binnen fünf Monaten zurückgelegt hat. "Das ist eine ziemliche Leistung, wenn man bedenkt, dass er nicht nur den Moldaustausee und die Donau überwinden musste, sondern auf der Strecke viele Straßen und Siedlungen liegen." Ludek ist aber nicht der erste Weitwanderer, den die Forscher nachweisen konnten. "Bereits 2012/2013 ist uns gelungen, den Weg eines Artgenossen von der Wachau an die Moldau zu dokumentieren." Beide Fälle würden deutlich aufzeigen, wie wichtig Wildtierkorridore und Querungsmöglichkeiten in der Landschaft sind.

Wolf noch in Freiheit

Fritzi ist unterdessen noch immer in der Obersteiermark unterwegs. Für den jungen Grauwolf aus dem Tierpark "Wilder Berg" könnten aber kommende Woche sensorgesteuerte Schlingfallen aufgelegt werden, falls die Bezirkshauptmannschaft das genehmigt. "Es wär’ schon langsam gut, wenn wir ihn zurück bekommen", betont Tierpark-Chef Georg Bliem. Doch noch lebt die Hoffnung, den Ausreißer narkotisieren zu können. Auf den nachtaktiven Fritzi wartet regelmäßig ein Tierarzt mit einem Narkosegewehr.

Seit Ende Juli streunt das Tier in St. Margarethen bei Knittelfeld herum, Kastenfallen hat es bisher ignoriert. Alle paar Tage holt sich Fritzi lieber Hühner aus einem Legehennenbetrieb. Nach 42 Tagen in Freiheit gehört Fritzi dem Tierpark nicht mehr offiziell. Aber auch danach werden die Versuche weitergehen, ihn zu schnappen. "Der Unterschied ist nur, dass ihn dann theoretisch auch jemand anders fangen dürfte", beschreibt Bliem.

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