"Er hat Marco verprügelt"

Marco, sein Vater Günther und Elias S. (re.) belasten den Polizisten.
Ein Polizist soll einen 19-Jährigen misshandelt und Beweismaterial vernichtet haben.

Es war für uns ein Schock, den Marco so zu sehen. Er war völlig verstört, blutverschmiert und hat wie nach einem Mopedunfall ausgeschaut“, erzählt Vater Günther A. aus St. Valentin (NÖ). Kopf, Gesicht, Schulter, Arme und Beine seien verwundet gewesen. Als er erfuhr, dass ein Polizist dem Sohn diese Verletzungen zugefügt haben soll, sei er fassungslos gewesen. „Ich bin ein Verfechter des Rechtsstaats. Es passt überhaupt nicht in mein Weltbild, dass Vertreter der Exekutive einem 19-jährigen Buben derartiges antun können“, sagt A. Er habe Anzeige erstattet: „Recht und Gesetz müssen in Österreich für alle – besonders aber für Polizisten – gelten.“

Rambo-Methoden

"Er hat Marco verprügelt"
Polizist verletzt 19-Jährigen Marco Abel in Asten, OÖ
"Was sich in der Nacht zum 25. Juni auf der B1 in Asten (OÖ) zugetragen haben soll, klingt nach einem schlechten Film. Grundwehrdiener Marco A. war nach einer „School’s out“-Party kurz nach Mitternacht mit zwei Freunden zu Fuß unterwegs. Elias S. und Robert V. befanden sich etwa 150 Meter vor A. Der 19-Jährige spazierte etwa einen Meter innerhalb der Fahrbahn. „Vor mir ist ein Auto stehen geblieben. Ein durchtrainierter Typ mit Oberarm-Tattoo und Kinn-Bart ist herausgesprungen. Was dann genau passiert ist, weiß ich nicht mehr – plötzlich bin ich auf dem Bauch gelegen“, sagt der Präsenzdiener. Er vermutet, dass die Erinnerungslücken von Kopfverletzungen herrühren, die ihm zugefügt worden seien.

Seinen Freunden fiel auf, dass der Unbekannte auf A. losging. Sie rannten sofort zu ihm, um ihm gegen den Rambo beizustehen. „Es hat sehr bedrohlich ausgeschaut – der Marco hatte eine offene Lippe und geblutet. Und er hat zu dem Fremden gesagt: ,Kumm, hau’ mir no eine eini‘“, erinnert sich Elias S.

Er habe mit dem Smartphone Fotos von Auto und Kennzeichen gemacht. Daraufhin sei er von dem Mann barsch angefahren worden, was ihm denn einfalle und er habe das Handy verlangt. „Erst jetzt hat er sich als Zivilpolizist zu erkennen gegeben. Aus Angst hab’ ich leider zugestimmt, das Foto zu löschen.“

Der Beamte habe das genau kontrolliert. Dann sei er zu A. zurück und habe ihn geschlagen. „Der Marco hat geschrien, warum er das denn macht – und was er getan hätte“, sagt S. Der Polizist habe den Freund zu Boden gerissen und ihn mit dem Fuß gegen den Kopf getreten. S. nahm sein Smartphone und filmte den Übergriff. Daraufhin soll ihm der Polizist gedroht haben, ihn festzunehmen, falls er das Handy nicht aushändigt. S: „Er hat dann irgendwas daran gemacht.“ Mit Handschellen am Rücken sei Marco wie ein Schwerverbrecher zur Polizeiinspektion Enns gebracht und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt worden. „Die Wunden sind nicht versorgt worden, ich musste aber das Blut aufwischen“, beklagt A.

Ermittlungsauftrag

S. bekam sein Handy ausgehändigt. „Das Video war aber gelöscht“, erklärt er. „Das wäre Beweismittelfälschung“, betont Vater Günther A., der Innenministerin Johanna Mikl-Leitner um Aufklärung bat.

Den Fall leitet die Staatsanwaltschaft Steyr, die das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung (BAK) nun mit einem Ermittlungsauftrag betraut hat. Auch Amnesty International ist informiert. Seitens der Polizei wollte man sich am Freitag zu den Vorwürfen nicht äußern. Warum der Beamte Marco A. überhaupt angehalten hat, ist unklar: „Vielleicht bin ich zu weit innerhalb der Fahrbahn gegangen.“

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