Netter Tischler war ein Betrüger

Natalie S. mit Protokollen der SMS-Nachrichten von Karl P. und dem Nachweis, dass der 55-Jährige seit 2011 an keinem offiziellen Wohnsitz mehr gemeldet ist
22-Jährige fiel auf vermeintlichen Handwerker herein, der ihr Hunderte Euro abknöpfte.

Natalie S. kann es noch immer kaum fassen, dass sie im September 2014 einem Betrüger aufgesessen sein soll. "Der Mann hat absolut seriös gewirkt. Er war ausgesprochen nett und hat auf mich einen professionellen Eindruck gemacht", sagt die 22-Jährige.

Der Verdächtige sollte ihre Innentreppe mit Holz verkleiden und hat dafür eine Anzahlung kassiert. Allerdings wurden die Arbeiten nie ausgeführt und vereinbarte Liefertermine via SMS stets verschoben. Schließlich war der Mann nicht mehr erreichbar. Wo er sich aufhält, ist unklar – er verfügt über keinen offiziellen Wohnsitz.

Natalie S. mutmaßt, dass der Betrugsmasche noch etliche andere zum Opfer gefallen sein könnten. Von zwei weiteren Fällen hat sie bereits erfahren. "Es scheint nicht abwegig, dass sich der Mann auf die Weise weiterhin den Lebensunterhalt finanziert."

Der Verdächtige sei ihr im Vorjahr mündlich empfohlen worden. "Es hat geheißen, dass er ein selbstständiger Tischler ist, der sein Handwerk zu verstehen scheint."

Nach einer telefonischen Kontaktaufnahme wurde ein Termin vereinbart. Am 24. September erschien Karl P. im Haus von S. in Marchtrenk. Nach einer Besichtigung der Stiege wurde der Preis ausgehandelt. "Er verlangte 1500 Euro und stellte uns noch 100 Euro Ermäßigung in Aussicht." Der Mann habe dann einen Vertrag aufgesetzt und 600 Euro Anzahlung gefordert. "Ich hab’ ihm den Betrag bar ausgezahlt und von ihm eine Bestätigung bekommen. Es wurde auch vereinbart, dass die Fertigstellung bis Ende November erfolgen soll."

Mehrere Fälle

Später sei P. noch zwei Mal mit einem Helfer vorbeigekommen, der kein Deutsch verstand. "Er hat von den Stufen Schablonen angefertigt und einen Musterboden mitgebracht." Danach haben sie P. nie wieder gesehen."

Der Fertigstellungstermin sei von ihm per SMS mehrfach verschoben worden. "Einmal war er krank, ein anderes Mal nicht im Land." Als P. im Jänner 2015 wieder einen Termin platzen ließ, forderte S. die Anzahlung zurück. Eine Woche darauf leitete sie rechtliche Schritte ein und erstattete auch eine Betrugsanzeige. "Bei der Polizei hat man seinen Namen aber schon gekannt." Schon 2009 soll P. auf ähnliche Weise in Wels in Erscheinung getreten sein, 2012 auch in Linz. Diesbezüglich ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den einschlägig vorbestraften Mann.

Im Fall S. konnte der Polizeiakt noch nicht geschlossen werden, weil P.s Aufenthaltsort unbekannt ist. "Er hat Adressen angegeben, die es nicht gibt." S. will die Hoffnung aber nicht aufgeben, ihr Geld vielleicht doch noch einmal wiederzusehen: "Ich hab’ nach dem Hausbau ein ganzes Jahr gespart, das hab’ ich mir alles echt hart verdient."

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