Molotow-Cocktail in Gebetsraum geworfen

Der in den Gebetsräumen verursachte Sachschaden ist groß.
Polizei ermittelt nach Brandanschlag auf islamische Kulturvereine in Linz. Zeuge sah blonden Mann weglaufen.

Eine heftige Detonation erschütterte Mittwochabend, kurz nach 20 Uhr, in der Linzer Unionstraße ein Haus, in dem zwei Kulturvereine – ein tschetschenischer und ein türkischer – untergebracht sind. Der Vorbeter des türkischen Vereins Geylani Vakfi, der im ersten Stock des Hauses wohnt, vermutete einen Anschlag und lief in Panik auf den Balkon. Von dort konnte er noch einen jungen Mann beobachten, der fluchtartig die Bahngleise in Richtung der Lokalbahn-Haltestelle Untergaumberg überquerte und hinter einer Lärmschutzwand verschwand.

„Der Vorbeter hat mich angerufen und gemeint, dass im Erdgeschoß eine Bombe explodiert sein muss“, sagt Vereinssprecher Selcuk Dönmez. Er selbst wohnt nur wenige Minuten vom Haus entfernt und eilte sofort hin. Dort erfuhr er, dass jemand vermutlich einen Molotowcocktail durch ein gekipptes Fenster in den Gebetsraum des tschetschenischen Vereins Ibada geschleudert hatte. Die Explosion beschädigte auch die Trennwand zum Gebetsraum des türkischen Kulturvereins. Menschen hielten sich in den Räumen zu dem Zeitpunkt keine auf. „Nur eine halbe Stunde vorher sind ein paar von uns noch dort gesessen. Einer hat sogar einen Mann am Fenster vorbeigehen gesehen, was ungewöhnlich ist, weil auf der Seite nur die Schienen sind“, sagt Dönmez. Er vermutet, dass es der Täter war, der die Lage auskundschaften wollte. „Er dürfte noch abgewartet haben, bis wir aus dem Haus sind.“

Keine Drohungen

Donnerstagvormittag sind beide Vereine mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Es riecht stark nach Benzin, Einrichtungsgegenstände und ein Fenster sind kaputt, an den Wänden sieht man Brandspuren. Die beiden Obmänner Umalt Soltikhanon und Ali Kart rätseln über das Motiv des Anschlags: „Es gab vorher nie Drohungen und wir hatten auch keinen Ärger mit Nachbarn“, sagt Soltikhanon. Der Tschetschene war nur fünf Minuten nach dem Anschlag zufällig zum Haus gekommen und hatte beim Löschen geholfen. „Wir sind aus Gallneukirchen hergefahren, wo wir in einer Halle eine große Feier hatten.“ Angst hat er keine, die Tat stimmt ihn aber nachdenklich.
Auch sein türkischer Kollege Kart hat keine Anhaltspunkte, was hinter dem Anschlag stecken könnte. „Wir kriegen jetzt besorgte Anrufe aus dem Ausland.“ Der Täter soll etwa 20 Jahre alt, schlank und 180 cm groß sein. Er trug eine Brille, eine Kappe und eine schwarze Lederjacke. Seine Haare dürften blond sein. „Ich hoffe nicht, dass das sein Ziel war, den Rassismus anheizen“, betont Dönmez.
Die Polizei und der Verfassungsschutz ermitteln in alle Richtungen. Nach dem spektakulären Brandanschlag Ende Mai auf ein Asylwerberheim in Altenfelden ist das ein weiterer Vorfall, der bei der Exekutive die Alarmglocken schrillen lässt.

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