Direktzug nach Wien ist Konkurrenz

Auf dem blue danube airport in Linz-Hörsching (OÖ) wird der Flugverkehr weiter reduziert, der Standort verliert zunehmend an Attraktivität.
Ab April sollen auf der Strecke Linz–Wien vier von fünf Flügen eingespart werden / Politik über AUA verärgert.

Die am Montag bekannt gegebene Entscheidung der Austrian Airlines (AUA), ab April vier von fünf täglichen Flügen der Ultra-Kurzstrecke LinzWien zu streichen, hat – wie berichtet – bei der Politspitze in Oberösterreich heftige Reaktionen ausgelöst.

Gelassen reagiert man hingegen beim größten Industrieunternehmen des Landes, der voestalpine. "Die Gründe der AUA sind nachvollziehbar. Wir haben auch bisher schon Alternativen zum Flugzeug verwendet. Durch das neue Angebot der Bahn kommt man in annehmbarer Zeit von Linz nach Wien", betont Konzernsprecher Peter Felsbach.

Laut AUA soll nur noch der Morgenflug LinzWien (täglich außer Sonntag) und der Abendflug WienLinz (täglich außer Samstag) angeboten werden. Das Unternehmen begründet das mit jährlichen Verlusten auf der Strecke in Höhe eines signifikanten einstelligen Millionenbetrags. Als Alternative zum Flug verweist man auf die neue Direktverbindung der ÖBB zum Flughafen Wien. In Summe würden pro Tag sieben Züge von Linz nach Wien-Schwechat und acht in die Gegenrichtung verkehren. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug ICE ist der Wiener Flughafen in 1:47 Stunden erreichbar. Im Vergleich dauert die Autofahrt im günstigsten Fall rund zwei Stunden. Mit dem Flugzeug erreicht man Wien in 45 Minuten, allerdings müssen noch die Anreisezeit zum Airport (20 Minuten) sowie die Wartezeit bis zum Abflug eingerechnet werden. Nach Auskunft von Reisebüros bevorzugen Urlauber durch die ÖBB-Direktverbindung zum Wiener Flughafen nun den Zug.

Neue Partner suchen

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bedauert den Schritt der AUA: "Angebot schafft Nachfrage. Und gerade ein starkes Exportland wie Oberösterreich profitiert von guten Flugverbindungen. Auch bei der Ansiedlung internationaler Unternehmen ist die Infrastruktur ein wichtiger Faktor."

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl ärgert die Vorgangsweise der AUA bei der Bekanntgabe: "Ich erwarte mir von einem Partner, dass man vorher redet und gemeinsam Lösungen sucht." Als Dienstleistungsunternehmen sollte man mit Bedürfnissen von Kunden anders umgehen: "Bringt sich die AUA aber nicht noch partnerschaftlich in die Ausarbeitung eines Konzepts ein, muss man sich neue Partner suchen."

Infrastrukturminister Alois Stöger (SPÖ) nützt die Flugverbindung beruflich selbst nicht. Er reist entweder im Zug oder mit dem Dienstauto. Die betriebswirtschaftliche Entscheidung der AUA will er nicht kommentieren: "ÖBB und Flughafen haben mit der Bahnanbindung aber sehr gut darauf reagiert." Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) bewertet die Kürzungen als "völlig unüberlegt und engstirnig": "Hier nur gewinnorientiert zu argumentieren, ist sehr kurzsichtig."

Die Abflughalle ist fast menschenleer, im Café nippen ein paar Gäste an ihren Getränken. Frank Brandau sitzt alleine auf einer Bank mit Blick auf die unbesetzten Schalter und schaut in sein Smartphone. „Ich warte auf den 15-Uhr-Flug nach Frankfurt“, sagt der Geschäftsmann, der regelmäßig in Linz zu tun hat. „Früher gab es noch die Direktverbindung nach Zürich. Jetzt mache ich einen großen Umweg.“ Dennoch: Zum Flugzeug gebe es für ihn keine Alternative. „Mit dem Auto von Zürich anzureisen ist fast unmöglich.“

Dass Austrian ab April vier der fünf täglichen Verbindungen von Linz nach Wien streicht, bedauert Brandau. „Oberösterreich ist so ein starker Wirtschaftsraum, da sollte es auch ausreichend Flüge geben.“
Politiker und Wirtschaftsvertreter sehen das ähnlich. Auch die Flughafenleitung ist sauer auf Austrian. „Die Airline hat einen enormen Spardruck. Aber den sollten sie nicht ihren treuen Geschäftsreisenden spüren lassen“, mein Aufsichtsratschef Manfred Grubauer. Es sei absurd, dass eine Airline ihre Gäste animiere, auf den Zug umzusteigen, um in Wien dann vielleicht mit der Konkurrenz weiterzufliegen.

70.000 Passagiere nutzten die Wien-Verbindungen im Vorjahr. Die Auslastung lag zwischen 45 und 58 Prozent. Mit den verbleibenden Flügen am Tagesrand, die mit größeren Maschinen bedient werden, dürfte gut die Hälfte übrig bleiben, glaubt Airport-Direktor Gerhard Kunesch. „Der Verlust ist schmerzlich, aber keine Katastrophe. Wenn wir Verbindungen nach Berlin oder Istanbul bekommen, machen wir das Minus wieder wett. Turkish Airlines und Air Berlin würden auch den Markt beleben.“

Noch ist in Linz Austrian omnipräsent. Vom Restaurant SkyGourmet im ersten Stock blickt der Gast auf eine Propellermaschine. Zwischen 10.15 und 17.45 Uhr ungenutzt am Rollfeld abgestellt, wirkt sie wie ein Museumsexponat.

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