Düstere Stimmung nach Hiobsbotschaft in Lenzing

Das im Vorjahr gestartete Sparprogramm in der Lenzing AG musste jetzt noch nachgeschärft werden.
Bis zu 250 Facharbeiter werden gekündigt. Betriebsrat spricht von Allerheiligenstimmung am Firmenstandort.

Dichte Nebelschwaden verdunkelten am Freitag den Himmel über Lenzing. Es schien fast so, als ob sich das Wetter der tristen Stimmungslage in der Gemeinde anpasst. Nach dem von Lenzig AG-Chef Peter Untersperger verlautbarten Abbau von 250 weiteren Mitarbeitern herrschte am Firmenstandort allgemeine Katerstimmung.

"Für die Betroffenen ist das eine Hiobsbotschaft, ihr Schicksal tut mir unendlich leid", sagt SPÖ-Bürgermeister Rudolf Vogtenhuber. Der 57-Jährige, der selbst 39 Jahre für das Unternehmen tätig war, zeigt sich vor allem vom Umfang der geplanten Personalreduktion geschockt. "Gerüchte, dass es wieder Kündigungen geben könnte, haben seit einiger Zeit die Runde gemacht. Mit Abbauplänen in dieser Höhe war allerdings nicht zu rechnen."

Dass die Bekanntgabe ausgerechnet wieder kurz vor Weihnachten erfolgt sei, trübe die Stimmung noch zusätzlich. "Diese Zeit ist ohnehin emotional stark belegt." Vogtenhuber hofft, dass – ähnlich wie bei der Kündigungswelle im Vorjahr – die meisten freigesetzten Mitarbeiter wieder neue Jobs finden: "Diesmal ist vor allem technisches Personal betroffen – das sind lauter gut ausgebildete Leute."

Laut AMS OÖ-Geschäftsführerin Birgit Gerstorfer sei der Arbeitsmarkt für diese betroffenen Facharbeiter derzeit ziemlich aufnahmefähig. "Generell ist die Arbeitsmarktsituation aber schlechter denn je." Von den im Vorjahr bei Lenzing Gekündigten befinden sich aktuell noch 50 in einer Arbeitsstiftung, 15 weitere seien auf Jobsuche.

Reaktionen

Die Lenzing-Belegschaft ist am Freitag im Rahmen einer Betriebsversammlung durch den Vorstand in Kenntnis gesetzt worden. Die allgemeine Gemütslage bei dieser Veranstaltung beschrieb Betriebsratschef Rudolf Baldinger im Anschluss als "Allerheiligen-Stimmung". Er hegt die Befürchtung, dass eine Stellenreduzierung in geplanter Höhe massive Auswirkungen auf die Produktion haben werde.

Der oberste Gewerkschafter im Land, AK-Präsident Johann Kalliauer, zeigt sich vom Ausmaß der Kündigungen überrascht. "Das bedeutet einen weiteren Aderlass am Standort. Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen." SPÖ-Chef Reinhold Entholzer bedauert den Stellenabbau als "Katastrophe". Er ruft alle Beteiligten auf, gemeinsam Lösungen zur Sicherung des Standorts zu suchen. Die grüne Landessprecherin Maria Buchmayr fordert für die Betroffenen möglichst rasch effektive soziale Abfederungsmaßnahmen. Landeshauptmann Josef Pühringer spricht von einer "bedauerlichen Entwicklung". Er hofft, dass die Gekündigten schnell Arbeit finden. VP-Wirtschaftslandesrat Michael Strugl wird sich kommende Woche mit Peter Untersperger treffen, um über den Sozialplan und die Arbeitsstiftung zu sprechen.

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