"Der Bischof hat sein Wort gebrochen"

"Der Bischof hat sein Wort gebrochen"
Der Bischof zog die Abberufung des umstrittenen Kopfinger Pfarrers zurück. Die Dechanten protestieren dagegen.

Während in der Sauwaldgemeinde Kopfing um Punkt 19 Uhr die Kirchenglocken läuteten, versammelten sich im Gasthaus auf der anderen Straßenseite alle Gäste vor dem Fernseher. Ein Raunen ging durch die Runde, als Bischof Ludwig Schwarz am Mittwochabend im Interview mit "Oberösterreich Heute" seine Entscheidung begründete, den Pfarradministrator Andrzej Skoblicki nun doch im Amt zu lassen.
Keine zwei Wochen ist es her, dass der als erzkonservativ geltende Geistliche von Schwarz abberufen worden war.

Donnerstag erwacht der Ort langsam aus der Schockstarre. Überall im Ort bilden sich Grüppchen von Skoblicki-Gegnern, die sich vom Bischof vor den Kopf gestoßen fühlen. "Schwarz hat sein Wort gebrochen" und "er windet sich aus der Affäre", sagen einige mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Auch von Kirchenaustritten ist die Rede.

"Das ist eine Katastrophe", sagte Martin Strasser von der örtlichen Aktionsgruppe nach der Entscheidung am Mittwoch erschüttert. "Ich glaube nicht, dass ich noch die Kraft habe, weiterzukämpfen." So wie ihm dürfte es vielen der rund 40-köpfigen Initiative gehen, befürchtet deren Sprecher Johann Weibold. Als Grund für die plötzliche Wende sieht er den "massiven Druck auf den Bischof durch ein fundamentalistisches Netzwerk". Mit dieser Vermutung steht er nicht alleine da. Auch die Kopfinger sprechen von einer "Internethetze" auf Onlineportalen wie "kreuz.net" und "kath.net", die neuerlich Öl ins Feuer gegossen habe. So auch die Aussagen des 90-jährigen Monsignore Alois Heinzl in einem Interview mit "gloria.tv", Kopfing wäre ein "Nazinest" und Skoblicki wäre ein "Heiliger", was sein "größtes Verbrechen" sei.

Skoblicki unbeeindruckt

Der Mann im Fadenkreuz selbst, Andrzej Skoblicki, zeigt sich vom Aufruhr um seine Person unbeeindruckt. Auch für ihn sei der Rückzieher des Bischofs überraschend gekommen. Seine Aufgabe sieht er nun darin, sich für eine Versöhnung in der Pfarrgemeinde einzusetzen: "Jesus sagt, wir sollen unsere Feinde lieben. Es ist unsere Pflicht als Christen, jetzt aufeinander zuzugehen, auch wenn es uns schwer fällt."

Die Aktionsgruppe trifft sich heute, Freitag, um neue Strategien zu planen. Die Motivation sei gering, aber man wolle gerade jetzt die Flinte nicht ins Korn werfen, lässt Weibold wissen. "Skoblicki muss auch irgendwann einsehen, dass er mit seinem Kurs hier in Kopfing fehl am Platz ist. Wir wollen kein Wallfahrtsort für Fundamentalisten werden."

Protest der Dechanten

Generaldechant Franz Wild hält die Entscheidung des Bischofs für "nicht sehr glücklich". Eine nicht sehr große Gruppe dürfte großen Druck ausgeübt haben.
Es gehe um die Richtung der seelsorglichen Arbeit in der Diözese. Schwarz habe eine Entscheidung zurückgenommen, die er mit verantwortlichen Mitarbeitern getroffen habe. Es stelle sich die Frage, ob Mitarbeiter noch Gewicht haben oder nicht. Gemeinsam mit dem Dechanten von Andorf gibt er heute, Freitag, eine Pressekonferenz.

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