Das Umland geht in Linz baden: Stadt will Abgeltung

Etwa eine Million Besucher zählen die Linzer Bäder pro Jahr. 41 Prozent der Gäste kommen nicht aus der Landeshauptstadt.
Linz fordert vom Land pro Jahr 1,5 Mio. Euro für "überörtliche Versorgungsfunktion".

Beim Volk beliebt, aber in Erhaltung und Betrieb teuer sind Oberösterreichs Frei- und Hallenbäder. Um die Wirtschaftlichkeit zu prüfen, gab das Land zuletzt eine Bäderstudie in Auftrag. Das Ergebnis: Die Studienautoren empfehlen, bis 2025 jedes dritte Bad zu schließen. Von den Freibädern sollen 100 der aktuell 144 übrig bleiben, von den 17 Hallenbädern zwölf oder 13 – inklusive Linz.

In der Landeshauptstadt betreibt die Linz AG vier gut ausgestattete Hallenbäder, die jährlich von 600.000 Gästen genutzt werden. Schon jetzt kommen vier von zehn Besuchern nicht aus Linz. Durch eine Schließungswelle am Land könnten es noch mehr werden, befürchtet Vizebürgermeister Christian Forsterleitner (SPÖ). "Die Stadt erfüllt überregionale Aufgaben. Leistungen, die von Nicht-Linzern konsumiert werden, müssen vom Land Oberösterreich abgegolten werden."

Sechs Mio. Euro Abgang

Obwohl Gäste aus dem Umland zusätzliche Auslastung in den Linzer Bädern bringen, sind die Eintrittspreise keineswegs kostendeckend. Der Abgang beträgt jährlich sechs Millionen Euro. "Jeder Besuch muss mit durchschnittlich sechs Euro subventioniert werden", rechnet Forsterleitner vor. Derzeit trage diese Kosten allein die Stadt. In Zukunft solle aber auch das Land zahlen. Und zwar 1,5 Millionen pro Jahr, was der Nutzung der städtischen Bäder durch Nicht-Linzer entspreche.

Beim Land stößt Forsterleitners Forderung auf wenig Gegenliebe. Im Budget seien jährlich nur zwei Millionen Euro für Bäder veranschlagt. Drei Viertel davon an Linz zu überweisen, sei unrealistisch, heißt es aus dem Büro von Sportlandesrat Michael Strugl (ÖVP).

Forsterleitners Parteikollege, Landes-Vize und Gemeindereferent Reinhold Entholzer, zeigt Verständnis für das Linzer Anliegen: "Ein aufgabenorientierter Finanzausgleich ist zu diskutieren."

Dass sich Linz vom Land finanziell benachteiligt fühle, sei ein alter Hut, meint hingegen Grünen-Klubobmann Gottfried Hirz. "Es ist leider Faktum, dass sich viele Gemeinden ihre Bäder nicht mehr leisten können." Umso mehr wäre eine gemeindeübergreifende Finanzierung sinnvoll. Derzeit reißt ein Hallenbad durchschnittlich 230.000 Euro pro Jahr ins Gemeindebudget, ein Freibad 45.000 Euro.

Welche Bäder zugesperrt werden, steht noch nicht fest. Die Bäderstudie sei nur eine Empfehlung, betont man beim Land. Eine "Schließungsliste" wurde nicht aufgesetzt, zumal die Politik vor den Wahlen unpopuläre Entscheidungen scheut.

Zumindest der Landesrechnungshof traut sich Tacheles reden: Kirchdorf etwa empfahlen die Prüfer, die kommunale Sauna und das Parkbad zuzusperren, weil sich die Stadt diese Einrichtungen nicht leisten könne.

Kommentare