Zerreißprobe für das Welterbe

Zerreißprobe für das Welterbe
Schutz und Entwicklung in derselben Hand. Differenzen führten zu Gerichtsverfahren.

"Das UNESCO-Welterbe darf nicht nur ein Feigenblatt für das Lukrieren von Förderungen sein", warnt Rechtsanwalt Christian Hirtzberger, Sohn des verstorbenen Winzers Franz Hirtzberger. Dieser hatte gemeinsam mit Josef Jamek die Wachau vor einem Donaukraftwerksbau gerettet und den "Arbeitskreis zum Schutz der Wachau" gegründet. Dieser "Arbeitskreis Wachau" (das Wort Schutz wurde vor Jahren aus dem Namen entfernt) verwaltet das Weltkulturerbe seit der Ernennung im Jahr 2000, wird aber zuletzt immer mehr kritisiert.

Gegensteuern

Vereinsmitglied Hirtzberger will gegensteuern, weil er überzeugt ist, dass der Arbeitskreis beim Schutz der Region – beispielsweise vor unpassenden Bauten – versagt. Er möchte zu dem Zweck eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, was laut Vereinsgesetz mit der Unterstützung von zehn Prozent der Mitglieder möglich ist. Doch trotz mehrerer Vorstöße lehnt Obmann Andreas Nunzer, er ist auch Bürgermeister von Spitz, die Herausgabe der Mitgliederliste ab. "Das kann ich verstehen, wenn ich den Mitgliedern etwas verkaufen wollte, aber bei einer Vereinsangelegenheit?", kritisiert Christian Hirtzberger.

"Da geht es schon einmal um den Datenschutz. Ein Mitglied kann darauf vertrauen, dass seine Daten nicht einfach herausgegeben werden", rechtfertigt Obmann Nunzer seine Entscheidung.

"Dann weiß ich ja nicht einmal, wie viel zehn Prozent sind", entgegnet Hirtzberger. Der Anwalt klagte beim Bezirksgericht Krems. Dort wurde er auf das Vereins-Schiedsgericht verwiesen. Dafür nominiert jeder Kontrahent ein Vereinsmitglied. Die beiden wählen einen Vorsitzenden und entscheiden gemeinsam.

"Ohne Mitgliederliste kann mein Kontrahent aus dem Vollen schöpfen und ich bin in meinen Möglichkeiten eingeschränkt. Das Vereinsgesetz verlangt Fairness", entgegnet Hirtzberger.

Neue Regeln

Nunzer sieht keinen Grund, sich anders zu entscheiden: "Die Regeln für die Betreuung des Welterbes haben sich weiter entwickelt. Wir erarbeiten einen Managementplan unter anderem für Bewertung, Systematisierung und Ergänzung bestehender Schutz- und Entwicklungskonzepte samt allfälliger Beratung durch einschlägige Forschung", sagt Nunzer.

Dass der Arbeitskreis – hauptsächlich von Bürgermeistern geführt – ebenso für den Schutz wie für die Entwicklung des Welterbegebietes zuständig ist, stört aber Gabriele Eschig, Generalsekretärin von UNESCO Österreich. "Das schafft keine unabhängige Kontrolle, weil die Bürgermeister unter starkem Druck stehen. Da hat der Staat nicht vorgesorgt."

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