17-Jähriger erst vermisst, jetzt angezeigt

Tatort: Pfarrkirche St. Veit.
Um einen Großbrand zu sehen, wollte ein tagelang vermisster Lehrling nun offenbar eine Kirche anzünden.

Tagelang war der 17-Jährige verschollen, bundesweit wurde nach dem Lehrling gesucht. Nun wurde der Bursche wegen versuchter Brandstiftung angezeigt: Um einen Großbrand zu sehen, wollte Thomas V. am gestrigen Montag offenbar die Pfarrkirche Sankt Veit im Pongau anzünden - das gab er als Motiv an. Die Mesnerin hatte Alarm geschlagen.

Die Frau wollte gegen 16.30 Uhr die Blumen auf dem Altar gießen, als sie bemerkte, dass die Papiermanschetten einiger Blumentöpfe abgebrannt waren. Kurz darauf entdeckte sie auch Brandspuren an einem Buch und auf einer Sitzauflage. Hinter dem Altar fand die Mesnerin schließlich einen verschlossenen Karton mit zwei brennenden Kerzen, die den Karton zum Glück noch nicht entzündet hatten.

Die Mesnerin verständigte den Pfarrer. Als der Geistliche zum Gotteshaus geeilt war, um es zu versperren, stieß er in der Nähe der Kirche auf Thomas V., der sich eigenartig verhielt. Der Pfarrer meldete die Begegnung der Polizei.

Die Beamten spürten den Niederösterreicher, der aus dem Bezirk Krems stammt, vor einem privaten Beherbergungsbetrieb nahe der Pfarrkirche auf. Dort hatte sich der Lehrling einquartiert. Weil der Minderjährige als abgängig gemeldet war, bestand gegen ihn ein Festnahmeauftrag. Die Beamten nahmen den 17-Jährigen vorläufig fest.

Reise nach Italien endete an Grenze

Bei der Befragung auf der Polizeiinspektion Schwarzach im Pongau erzählte Thomas V., er habe sich am 7. April mit dem Zug in Richtung Italien aufgemacht, es sei ihm dort ein Job angeboten worden. Da er aber keinen Reisepass bei sich hatte, sei er bei einer Grenzkontrolle zurückgewiesen worden.

Er sei dann mit einem anderen Zug in den Pongau gefahren und habe dort einen Zwischenstopp in St. Veit eingelegt, erzählte der Teenager. Nach längerem Leugnen gestand er laut Polizei schließlich ein, dass er in der Kirche gezündelt habe, um diese in Brand zu stecken. Er habe die Einsatzkräfte beim Löschen beobachten wollen, schilderte er den Beamten. Er wird nun wegen versuchter Brandstiftung angezeigt.

Bundesweite Suche

Nach einer Vermisstenanzeige der Eltern hatte die Polizei eines bundesweite Suche organisiert. Am Montag wurde bekannt, dass der junge Mann sich in einem Hotel in Hallein im Bundesland Salzburg für einige Tage einquartiert hatte, aber schon wieder abgereist war.

"Thomas, bitte ruf uns an, rede mit uns", flehte ihn seine Mutter Sabine über den KURIER an. Sie konnte sich die Gründe für sein Verhalten nicht erklären. "Es hat weder in der Schule noch daheim Probleme gegeben. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass jemand ihn über das Internet beeinflusst hat", sagte sie den Tränen nahe.

Irrtum

Seine Mutter hatte den Lehrling am Dienstag in die Berufsschule nach Mistelbach gefahren und hatte ihn bis aufs Zimmer begleitet. Doch im Unterricht am nächsten Tag war er nicht aufgetaucht. Lehrer nahmen irrtümlich an, er sein in den Ferien erkrankt.

Als sie ihn am Nachmittag nicht erreichte, weil sein Handy inaktiv war, und in der Schule nachgefragt hatte, erstattete Sabine V. Vermisstenanzeige.

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