Thema: "Building Bridges"

Die 27-jährige Jachmina (re.) flüchtete 2003 mit ihrer Familie aus Aserbaidschan und arbeitet nun in einem Waidhofener Kinderhort
Aktionswoche soll im Mostviertel Menschen aus 55 Nationen zusammenführen.

Waidhofen ist wunderbar. Wir wurden hier immer gut behandelt." Seit der Flucht mit ihrer Familie aus Aserbaidschan im Jahr 2003 lebt die 27-jährige Jachmina Agadschanova als anerkannter Flüchtling in Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich. Bei der eben begonnenen Aktionswoche "Building Bridges – Waidhofen ist Welt", in der Toleranz und Integration zentrale Themen sind, ist die Kinderbetreuerin Jachmina mit ihren Landsfrauen vorne dabei.

270 Volksschulkinder rückten am Dienstag von ihren Eltern flankiert aus, um auf der Zeller Hochbrücke ihre Ideen von einem harmonischen Zusammenleben zu malen. "Allein in unser Volksschule unterrichten wir Kinder aus 15 Nationen", berichtete Direktorin Ruth Salamon von der Idee für "Building Bridges". Die Kinder malten Blumen, lachende Gesichter, Sonnen und wehende Fahnen. Mit Begeisterung wurde gemeinsam aus Lebenskräften gesungen.

Frauenzimmer

Mitgestaltet wurde das Brückenfest auch von asiatischen Asylantinnen. In Waidhofen regelmäßig bei Treffen der Aktionsgruppe "Frauenzimmer" dabei, haben sie für den Aktionstag ein Buffet mit Spezialitäten ihrer Heimatländer präsentiert. Schmankerl aus Aserbaidschan, Tschetschenien oder Afghanistan wurden von den Besuchern des Fests bestens verkostet. "Viele zeigen, dass sie keine Scheu vor dem Fremden haben. Es gibt mehrere Initiativen in der Stadt, die sich mit Migranten auseinandersetzen. Mit dieser Themenwoche wollen wir alle besser vernetzen", berichtet die für Integration zuständige Waidhofener Familien-Stadträtin Beatrix Cmolik.

Abschiebung

Schon vor zwei Jahren hat sich in Waidhofen der Verein "Miteinander" gegründet. Damals wurden Unterschriften gesammelt und Fackelzüge veranstaltet, um eine gut integrierte tschetschenische Familie vor der Abschiebung zu bewahren. Der Druck bewirkte, dass die Familie humanitäres Bleiberecht zuerkannt bekam.

Ein anderes Zahnrad im Integrationsgetriebe ist das in einem Jugendtreff eingerichtete "Café Miteinander". Die Einrichtung ist eine Anlauf- und Schnittstelle für Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund zu Vertretern der Gemeinde und der örtlichen Vereine. Organisiert wird das in regelmäßigen Abständen geöffnete Café vom gebürtigen Kosovaren Gjavit Shabanaj. "Es gibt Pläne, dass es unser Café bald auch in Amstetten, Kematen oder Ybbs geben könnte", erzählte er.

Shabanaj und andere Freiwillige sind für Bürgermeister Werner Krammer Säulen im Bemühen um ein gedeihliches Miteinander. 120 Flüchtlinge leben in der 11.000-Einwohner zählenden Stadt Waidhofen. "Wir haben mittlerweile Menschen aus 55 Nationen, die hier leben. Alle gemeinsam bereichern mit ihrer Vielfalt das Leben hier", sagt Krammer. Betroffen mache ihn, dass es viele Probleme unter den Asylwerbern gebe, wo Unterstützung gar nicht oder nur schwer möglich ist.

"Building Bridges" geht heute Abend mit einem Konzert der Wiener Tschuschenkapelle und der "Weltmusikerin" Angelika Steinbach weiter. Am Freitag steht das offene Rathaus im Mittelpunkt, am Samstag gibt es einen orientalischen Genussmarkt und Konzerte, darunter eines der Waidhofener Türkenpfeifer.

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